Die Todgesagten und die Todsager
Inzwischen ist die demographische Lage zum offen ausgesprochenen Kalkül jener geworden, die in Europa schon längst eine Art von islamischer Kolonie sehen. Wer es nicht glaubt, sollte sich zum Beispiel dieses Video mit dem einflußreichen ägyptischen TV-Prediger Amr Khaled ansehen. Dieser empfiehlt hier seinen Glaubensbrüdern, doch den Bombenjuckreiz hintanzustellen, wenn mal wieder (etwa durch freie Meinungsäußerung) der Prophet oder der Islam „beleidigt“ werden sollten. Sie sollten stattdessen ruhig Blut bewahren und lieber die Gesellschaft „infiltrieren“, wirtschaftlich erfolgreich sein und gesellschaftlich angepaßt, um zu „wandelnden Propagandamaschinen für den Islam“ zu werden. Denn die Demographie werde sie über kurz oder lang ohnehin sicher ans Ziel bringen.
Nun werden sie allmählich wachgerüttelt, die dummen deutschen Michels in ihren Schlafmützen, und sofern sie es schaffen, sich aus dem bleiernen Tiefschlaf empor zu quälen, finden sie sich im Zustand der rapiden, weit fortgeschrittenen kulturellen, demographischen und territorialen Enteignung wieder, sehen sich verraten und verkauft von exakt jenen, von denen sie dachten, sie würden ihren Willen vertreten und erfüllen. Wenn sie nicht auch noch dafür verhöhnt werden, daß sie solche Schnarchnasen waren und sich so übertölpeln ließen, wird ihnen bedeutet, das alles nun als Kismet hinunterzuschlucken und als fait accompli gefällig zu akzeptieren.
Guten Morgen! Game over! Leider Pech gehabt! Datum abgelaufen! Sorry, es gibt keine Alternative! Denkt nicht einmal daran! So etwas wie Selbstbehauptung ist ja undenkbar nach Siewissenschonwem, und nebenbei ist die Existenz einer deutschen Identität oder Nation ohnehin schon längst akademisch widerlegt worden.
Das ganze öffentliche Gerede darüber, ob der Islam „in Deutschland angekommen“ ist oder zu „Deutschland gehört“ oder „zur Realität in diesem Land gehört“, oder was auch immer für eine Formel man hier finden möchte, hat längst den Charakter eines klaustrophobischen Alpdrucks aufgenommen. Ich hatte früher nie negative Gefühle gegenüber der islamischen Welt. Heute, da sie vor jedermanns Haustür geschleppt wurde, und die Auseinandersetzung mit ihr unvermeidbar ist, aber kaum ehrlich und nur mit ungleichen Waffen geführt werden darf, fühle ich mich wie einer, der zunehmends zum Objekt einer schleichenden Kolonialisierung gemacht wird, wie ein Palästinenser der Dreißiger Jahre, der schon dunkel ahnt, daß ein 1948 für ihn vorgesehen ist.
In meiner Kindheit in den Achtziger Jahren, als man noch von „Gastarbeitern“ sprach, war der Islam außerhalb außenpolitischer Entwicklungen kaum ein öffentliches Thema. Es gab einen Einwanderungs- und Fremdenfeindlichkeits-Diskurs, aber keinen Islam-Diskurs. Es gab den Terrorismus, es gab die Kriege im Nahen Osten, es gab die Köpfe von Arafat und Khomeini im Fernsehen. Aber es war weit weg, es war kein Problem, das uns direkt betraf. Heute ist es auch unser Problem, und der Diskurs darüber ist überall, unaufhörlich, an jeder Ecke, in jedem Medium, zu jeder Zeit, privat oder öffentlich. Es gibt kaum Rückzugsgebiete mehr. Man tut sogar schon so, als wäre das völlig normal, und als wäre das immer schon so gewesen.
Orte, die man früher kannte, sind heute komplett oder teilweise orientalisiert und entfremdet und verfremdet, bevölkert von Fremden, die sich abwechselnd beschweren, abwechselnd einfordern, die es genauso wie alle Menschen vorziehen, unter sich zu bleiben, die auf unserem Territorium eine Sprache sprechen, die wir nicht verstehen, die Zeitungen lesen, die wir nicht lesen können, die Schriften benutzen, die wir nicht beherrschen. Sie können aber zum Großteil uns verstehen und unsere Zeitungen lesen und mitschreiben und mitreden. Wir wissen nicht, was sie über uns sagen, denken, was sie planen und was ihre Medien propagieren. Wir werden mißtrauisch, verunsichert, bekommen Angst. Wir wissen nicht mehr, ob unsere angenommenen sozialen Erwartungen die ihren sind. Wir wissen nicht, was die Blätter schreiben, die sie in Massen lesen, aber wir haben schon mal gehört, daß das Motto der „Hürriyet“ übersetzt „Die Türkei den Türken“ lautet, was analog auf unser eigenes Land übertragen den Staatsanwalt aufs Spiel rufen kann.
Täglich wird gestritten und debattiert um Moscheen, Kantinenspeisen, Kopftuchverbote, Schächtverbote, Burkaverbote, Minarettverbote, Muezzinverbote, Islamisten, Dschihadisten, Ehrenmorde, Frauenverachtung, Christenverfolgung, Zwangsverheiratungen, den „wahren Koran“, den „wahren Islam“, islamische „Homophobie“, Israel und Palästina, moslemischen Antisemitismus und deutsche „Islamophobie“, etc. etc. etc. Dazu: „Deutschenfeindlichkeit“ in den Schulen, Jugendgewalt und -kriminalität in den Straßen und U-Bahnen, Vergewaltigungen, „Parallelwelten“, Widerstand gegen Polizeigewalt, politische Attentate und Morde, das Auftreten von scheinintegrierten Terroristen mit dem Paß ihrer Geburtsländer, das Auftreten von militanten Konvertiten, die Gewaltandrohungen bei „Beleidigungen“ und der vorauseilende Gehorsam der Eingeschüchterten…
Eingebrockte Suppen, aufgehalste Lasten, unlösbare Probleme, implantierte Zeitbomben, Dinge, die „zur Realität dieses Landes gehören“, die aber nicht substanziell zu uns gehören, die nie zu uns gehörten, die heute nicht zu uns gehören würden, wenn wir sie nicht „intra muros“, in unsere Mauern importiert hätten, oder vielmehr: wenn nicht sie nicht von unverantwortlichen Entscheidungsträgern und blinden Ideologen in unsere Mauern importiert worden wären.
Und dann die auf den brodelnden Kochtopf gepreßten Deckel: die Integrationslügen, der „Vielfalts“-Kitsch, der unaufhörliche öffentliche Druck und die öffentlichen Ermahnungen und Appelle und Ukas der Bundestanten und -onkels: Toleriert den Islam! Respektiert den Islam! Anerkennt den Islam! Akzeptiert den Islam! Versteht den Islam! Betrachtet differenziert den Islam! Fürchtet nicht den Islam! Willkommenskulturt den Islam! Umarmt den Islam! Integriert den Islam! Öffnet euch dem Islam! Macht Platz für den Islam! Liebt den Islam!
Islam, Islam, Islam, Islam, so geht es am laufenden Band, bis man anfängt, halbmondförmige Hautausschläge zu bekommen und Suren in Regenbogenfarben zu kotzen. Und dann ist sie größer denn je, die Sehnsucht nach einem europäischen Europa, einem christlichen Europa, einem abendländischen Europa, einem deutschen Deutschland, einem englischen England, einem französischen Frankreich, einem italienischen Italien, einem schwedischen Schweden, anstelle eines von Norden bis Süden heranwachsenden, zunehmend ubiquitären, dysfunktionalen Eurabiens, das ohne Charme und ohne Anmut ist und eher einem entorteten und herabgekommenen Orient gleicht, Symptom und Vorbote einer Welt, die aus den Fugen geraten ist.
Einige von uns erinnern sich noch, was das ist, eine Heimat, in der man immer genug Probleme haben wird, in der man sich aber nicht erklären muß. In der man sich zurückziehen kann in das Vertraute und Bekannte, in der man die Spielregeln kennt, in der man nicht gezwungen ist, ständig das Fremde zu konfrontieren und zu tolerieren und zu debattieren und zu akzeptieren und zu exkulpieren und zu integrieren, und nicht genötigt wird ständig das Eigene abzuwerten, zu hinterfragen, zu dekonstruieren, zurückzunehmen, kleinzureden, wegzureden, auszureden, zu beschuldigen und zu verleumden. Überall da, wo es noch Flecken gibt, in denen das noch nicht der Fall ist, wird es auch bald so weit sein: die angeblich Integrierten, die „neuen Deutschen“, die bestreiten, daß wir eine Identität haben, ihre eigene aber sehr wohl kennen, sie haben uns für tot erklärt und sich selbst für quicklebendig.
Stimmt es nun, was Kaddor behauptet?
Solche Veränderungen lassen sich nicht aufhalten. Das muss die Botschaft sein. Doch sie wird von der Politik tabuisiert. Solange diese Botschaft aber nicht in den Köpfen der Menschen in Deutschland ankommt, wird Integration niemals gelingen.
In Wirklichkeit wird diese Botschaft alles andere als „tabuisiert“. Im Gegenteil wagt es kaum jemand, ihr öffentlich zu widersprechen. Sie ist unter dem Namen der „multikulturellen Vielfalt“ und der „bunten Republik“ die offizielle „alternativlose“ Leitkultur der Böhmers und Wulffs und Merkels. Auch diese haben die Deutschen als Volk für tot erklärt, zum Auslaufmodell der Geschichte. Sie sprechen es aber nicht mit derselben Ehrlichkeit und Direktheit aus wie Kaddor. Man muß ausbuchstabieren, was sie sagen. Wenn sie es selbst täten, würde sich dann Widerstand regen, würde die resignative Lethargie dann ein Ende haben, würde man sich dann dagegen wehren, bei lebendigem Leibe einsargt zu werden? Ja: entweder man fängt an, jetzt offen darüber zu reden, oder man soll – und wird – „für immer schweigen“. Toten reden nicht, aber Totgesagte leben länger.
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