Kleiner Traktat über die Vielfalt (4)
Der Konservative weiß um die historischen, biologischen und räumlichen Faktoren, die das Entstehen und den Erhalt von »Mannigfaltigkeit« überhaupt erst bedingen. Und er weiß auch, daß es keineswegs des Inputs fremder Ethnien oder Religionen bedarf, um eine Nation oder ein Volk »vielfältig« zu machen. Die Behauptung, ethnische Homogenität und »Vielfalt« würden einander ausschließen, ist blanker Unsinn, es sei denn man reduziert den Begriff unzulässig aufs Ethnisch-Rassische, wie es gerade die Antirassisten ständig tun. In einer einzigen größeren Familie kann eine erhebliche »Vielfalt« an Charakteren, physischen Konstitutionen, sozialen Konstellationen und Herkunftsunterschieden aufeinanderprallen. Nicht anders ist es mit einer ganzen Nation, die unter ihrem Dach eine große Zahl komplexer Strukturen versammeln kann. Dies haben nun ausgerechnet die Deutschen vergessen, deren komplizierte Nation, »von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt«, immer schon ausreichend »multikulturell« war und einen ungeheuren und nicht immer unproblematischen Reichtum an physiognomischen Typen, Temperamenten, Mundarten, Mentalitäten, Landschaften und historischen Kontinuitäten umfaßte.
Armin Mohler schilderte in seinem Buch Der Nasenring, wie überrascht er während seines Aufenthalts in Deutschland im Jahre 1942 über dessen »eigenartige und wohl auch einzigartige Vielfalt« war: »Das Volk, das sich in den Augen des Auslandes, von Freund und Feind, als Phalanx von Gleichgerichteten mit einheitlichem Willen ausnahm, erwies sich bei näherem Zusehen als ein verwirrendes Geflecht von Eigenheiten, Besonderheiten und Verschiedenheiten.« Diese Beobachtung verband er mit einer seiner typischen Provokationen: »Und doch hielt es zusammen und war imstande, einen Krieg – und was für einen! – zu führen!«, und dies in einem einzigen Jahrhundert gar zweimal. Er kommt zu einem Schluß, der ironischerweise an den »diversity is strength«-Slogan der amerikanischen Multikulturalisten erinnert: »Vielleicht war es gerade die labyrinthische Vielfalt Deutschlands, die den Deutschen eine solche Leistung ermöglichte; durch ein so gewachsenes Gehäuse fegt ein Sturm nie ganz durch; die Abschottungen schaffen Freiräume (›Nischen‹ im Sinne Gehlens), aus denen immer neue Kraft gewonnen werden kann.«
Die Linken und Linksliberalen können die »Vielfalt« dagegen nur ortlos und schematisch denken. Sie ist für sie nur insofern interessant, als sie als »Ferment der Zersetzung« gegen die »Mehrheitsgesellschaft« einsetzbar ist. Das führt dazu, daß am Ende doch wieder der typisch linke Haß auf jedes Anderswo und Anderswie zum Vorschein kommt. Alles muß »bunt« gemischt sein, und wehe jedem wie das Gallierdorf des Asterix verteidigten Flecken, der es noch wagt, sich den Zwangssegnungen der »Diversity« zu verweigern. Die »Diversen«, die die »Buntheit« bringen sollen, die uns nie gefehlt hat, werden dabei stets aus denselben außereuropäischen Reservoirs geschöpft, die überbersten von »ethnisch homogenen« Menschenmassen. In Europa angekommen, verharren sie in der Segregation, bilden raumgreifende Kontingente, die die Städte afrikanisieren, orientalisieren, asiatisieren und einander angleichen. Damit wird uns auch die Freude am Exotischen und Fremden zerstört, wenn dieses unseren Alltag besetzt und vor unserer Haustür regiert. Muslimisch besetzte Zonen wachsen stetig, und sie bringen überall, von London, Paris und Malmö bis Rotterdam, Berlin und Köln die gleichen Straßenbilder, die gleichen Konflikte, die gleiche Sorte Kulturkämpfer, Mörder, Vergewaltiger und Terroristen hervor. Das Szenario eines Europas, das in naher Zukunft »aus schwarzen oder maghrebinischen Afrikanern und Asiaten aus allen unerschöpflichen Winkeln der Dritten Welt bestehen wird, unter der Vorherrschaft des Islams in seiner fundamentalistischen und dschihadistischen Ausprägung« (Jean Raspail) ist beklemmend nahe gerückt. Am Ende werden die Vorantreiber der »Diversity« die wunderbare und echte Vielfalt der europäischen Völker mutwillig und verbrecherisch vernichtet haben. Wenn eines Tages die Muezzin-Rufe von Oslo bis Marseille ertönen und das weiße Europa verschwunden sein wird, wird es niemanden mehr geben, der sich über mangelnde Vielfalt beklagen und »bunte« Gesellschaften herbeisehnen wird. Im Neuen Testament heißt es: »Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet, und jede Stadt oder jedes Haus, das mit sich selbst uneins ist, kann nicht bestehen.« (Mt 12, 25).
Die chaotische Vielheit ist indessen nicht nur eine Wurzel der Zwietracht und des Krieges, sondern entstammt auch dem dämonischen Bereich. »Legion heiße ich; denn wir sind viele«, antwortet der in den Besessenen gefahrene Teufel auf Christi Frage nach seinem Namen. Unter »Vielfalt e.V.« findet man folgerichtig auch einen Verein, der sich der Therapie von »Trauma und Dissoziation«, also schweren psychotischen Identitätsstörungen, verschrieben hat. Die Multikulturalisten mögen zum Teil nach dem alten Kalkül des »Teile und herrsche« agieren; sie sind zum guten Teil aber auch gewiß von einem pathologischen Wahn befallen, in dem Selbsthaß und Heilserwartung ineinander greifen. Die Teufel stürzen sich mit Vorliebe auf morsche Körper und Seelen, an denen sie dann ihr wütendes Abbruchswerk vollziehen. Hat es da noch Sinn, sie zu exorzieren?
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