Was ist Poststrukturalismus und warum ist das ansteckend ?

Dies ist der erste Teil einer losen Triologie zum Thema „Bildungsmisere Deutschland.” Er beschäftigt sich mit dem Universitätswesen und analysiert die politische Funktion des Poststrukturalismus.

Eine Einführungsveranstaltung für Germanistik an einer beliebigen deutschen Universität. Achtzig Prozent der Anwesenden sind weiblich, haben gerade das Abitur hinter sich und wissen genau, warum sie hier sind: „Weil ich gerne Bücher lese…“

Man behandelt, statt eines Überblicks über alle literarischen Theorien und Richtungen, zum großen Teil französische Autoren, zum größeren Teil aus dem 20. Jahrhundert, und speziell solche, die sich der theoretischen Richtung des Poststrukturalismus verschrieben haben. Zwei Semester später wundern sich andere Dozenten, dass keinem Studenten die Poetik des Aristoteles und die ästhetische Theorie Kants bekannt sind, Werke, die eigentlich grundlegend für den Literaturwissenschaftler sind oder früher einmal waren.

Die Werke werden nicht interpretiert, die Stundenten wachsen nicht an der Größe der Literatur. Stattdessen wird herumgekrtittelt, es wird nach Verweisen und Analogien gesucht und vor allem wird versucht zu zeigen, dass die Werke der „toten weißen Männer“ alle ganz rassistisch, patriarchalisch und reaktionär sind.

Wer verstehen will, wie hochgebildete Menschen sich auf einem geistigen Niveau bewegen können, das sich nur äußerlich von den RTL Talkshows unterscheidet, der muss verstehen, was die Postmoderne, bzw. was der Poststrukturalismus ist.

Der Begriff Postmoderne ist sehr weit gefasst. Diverse Autoren werden der Postmoderne zugeordnet, ihnen gemein ist eine Ablehnung der rationalistischen Tradition der Wissenschaft, ein Hang zum marxistischen Denken und eine verschleiernde Sprache. Alan Sokal hat in seinem Buch „Eleganter Unsinn“ in aller Deutlichkeit auf die Gefährlichkeit der Postmoderne hingewiesen.

Auch in Deutschland reagieren Akademiker sehr allergisch auf kritische Stimmen gegenüber der Postmoderne, was zu einer Schweigespirale führt. Denn diejenigen Studenten, die offen sagen, was sie von manch gedanklichem Verwirrspiel halten, werden gnadenlos ausgesiebt. Konservative Professoren und Dozenten bleiben in ihren Spezialbereichen und überlassen das Feld der politischen Agitation den „Postmarxisten.“ So entsteht der Eindruck, die Postmoderne sei unter Akademikern unumstritten. Studentenvertretungen aus der linken bis ganz linken Ecke sorgen dafür, dass die Lehrfreiheit in Deutschland quasi nicht existent ist und sind sich nicht zu schade Fotos von rechtsgerichteten Studenten zu verteilen („Dein Kommolitone ist ein Nazi!“). Wer in einer Diskussion auf dem Campus das marxistische Vokabular nicht beherrscht, bleibt außen vor.

Auch so funktioniert politische Korrektheit: Wer außerhalb des postmodernen Diskurses steht, bzw. die Fundamente desselben angreift, wird mit Missachtung gestraft.

Es geht der Postmoderne um nichts weniger als um die völlige Abschaffung der wissenschaftlichen Tradition, welche aus ideologischen Gründen für politisch inkorrekt gehalten wird. Sie haben richtig gelesen, die wissenschaftliche Tradition selbst, die Kriterien der Rationalität, die Beobachtung der Natur, trial and error, Argumentation nach dem Prinzip des aristotelischen Widerspruchssatzes (man darf sich nicht selbst widersprechen) – all diese Grundlagen wissenschaftlichen Denkens, Arbeitens und Handelns werden aus politischen Gründen abgelehnt. Faktisch werden diese Dinge von den Denkern der Postmoderne als „Ideologie des Kapitalismus“ und letztendlich als eine Geißel, mit welcher „der weiße Mann“ die Minderheiten unterdrückt, gedeutet. Die wissenschaftliche Methode ist also für Postmodernisten nur die „partielle“ Wahrheit des kapitalistischen Westens, andere Kulturen haben andere Wahrheiten, die als gleichwertig zu bewerten sind.

Der Poststrukturalismus nimmt innerhalb der Postmoderne eine zentrale Position ein. Jaques Derridas Thesen von der „Dekonstruktion“ korrelieren herrlich mit den „rhizomatischen“ Überlegungen von Gilles Deleuze (Bild Artikelanfang) und Felix Guattari (Bild unter diesem Absatz).

Vom literaturwissenschaftlichen Standpunkt aus bedeutet Poststrukturalismus, dass interpretatorische Aussagen über den Sinn von Texten, die Bedeutung von Aussagen oder Intentionen von Autoren ad absurdum geführt werden. Die Autoren verwehren sich komplett dem Interpretationsbegriff – der eigentlichen Aufgabe der Literaturwissenschaften – stattdessen solle mit Texten „experimentiert“ werden.

Was bedeutet das für die literaturwissenschaftliche Praxis?

Texte verlieren die Aura der Heiligkeit, des Übermenschlichen, Erhabenen.

Die Arbeit des Literaturwissenschaftlers ist nicht mehr Exegese, im Sinne von „Hervorhebung von Bedeutung“ (Hermeneutik), sondern die möglichst ideologie- und „wurzel“- freie Verkettung von Bezügen. Die Literatur wird nicht mehr als das gemeinsame Werk großer Autoren und Genies angesehen, sondern als „rhizomatisches Bezugsgeflecht,“ in welchem sich potentiell alles auf alles bezieht. Dabei wird nicht historisch vorgegangen – dazu müsste man nach dem Autor fragen und danach, ob er sich wirklich auf einen anderen beziehen wollte – sondern rein systematisch, so dass weder Intention des Schreibers noch Datum des Erscheinens eine Rolle spielen.

Insofern ist ein Gedicht von Schiller nicht mehr von einem Klospruch unterscheidbar.

Nänie (von Friedrich Schiller)

Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,

Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus.

Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,

Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk.

Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde,

Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt.

Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,

Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.

Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,

Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.

Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,

Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.

Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich;

Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.

Ein wahllos gegoogelter Klospruch:

Jegliche Hierarchie, jeglicher literarischer Stellenwert verliert seine Grundlage. Kritik ist nicht mehr Bestandteil dieser Methode, stattdessen werden die Texte dekonstruiert, das bedeutet aus ihrem historischen Zusammenhang herausgelöst betrachtet und auf herrschafststrukturelle und geschlechterspezifische Merkmale hin untersucht.

Diese Methode muss man nicht verstehen, geben die Autoren doch freimütig zu, dass sie sich als außerhalb des logischen Diskurses stehend betrachten. Aber man muss ihn als propagandistisches Werkzeug zur Kenntnis nehmen.

Wie so oft bei postmodernen Autoren wäre die rhizomatische Theorie, formulierte man sie in verständlichen Worten, sehr kurz, wenig ergiebig und auf den ersten Blick als falsch erkenntlich. Daher wird sie in einem Nebel von Fachsprache verdeckt. Der Anschein von Wissenschaftlichkeit wird erzeugt, was ja überhaupt erst wissenschaftlich interessierte Leser anlockt.

Man muss sich vor Augen halten, dass diese Leute durch ihren Betrug nicht nur lebenslange, gut dotierte Stellen und Einnahmen durch Buchverkäufe und Vorträge erschlichen haben, sondern auch noch den Ruhm, über den eigenen Tod hinaus als die „Philosophen des 20. Jahrhunderts“ zu gelten. Indem die nächste Studentengeneration mit ihren Texten gefoltert wird verewigt sich die Lächerlichmachung der Geisteswissenschaft durch sich selbst, die Spott von außen gar nicht mehr benötigt.

Deleuze und Guattari deuten „den Kapitalismus“ nicht als ein ökonomisches System, sondern als totalitäre Ideologie. Dementsprechend steht die „kapitalistisch- bürgerliche“, Wissenschaft unter dem Generalverdacht ideologischer Verblendung.

Der Poststrukturalismus (was ich hier über Deleuze gesagt habe lässt sich erweitern durch die Analyse der Werke von Derrida (Bild), Foucault, etc., die jeweils von anderen Seiten her angreifen, aber für die gleiche Sache kämpfen) will nicht weniger als das wissenschaftliche System selbst infrage stellen, es als „kapitalistische Ideologie“ entlarven, der man marxistische Gegeninterpretationen entgegenzusetzen habe.

Insofern sind die Postmoderne im Allgemeinen und der Poststrukturalismus im Besonderen als direkte Nachfolger der Frankfurter Schule anzusehen. Die Kulturrevolution wird auf eine neue Stufe gehoben.

Auf den kultur“kritischen“ Thesen der Vorgänger aufbauend wird ein Denksystem geschaffen, in dem moralischer, kultureller und kognitiver Relativismus als Waffe gegen die „kapitalistische Ausbeutung“ verkauft werden.

Exkurs: Manfreds Liberalismuskritik und das wahre Ziel der postmodernen „Kritik“

Der postmoderne Angriff auf den philosophischen Begriff des „Subjekts“ kann als Angriff auf die Aufklärungsphilosophie verstanden werden. Die Postmoderne lehnt die rationalistische und universalistische Ausrichtung der Aufklärung ab.

Aber nur vermeintlich geht es hier, wie auch bei anderen Aspekten der Postmoderne, um eine Kritik an der Aufklärungsphilosophie. Das aufklärerisch- liberale Subjekt als ein frei von „Zwang“ (sprich Bindung) entscheidendes und handelndes Einzelnes, das als einzigen Maßstab (in moralischen und allen anderen Fragen) sich selbst setzt, ist allerdings nicht das, was kritisiert wird.

Hier zeigen sich Marxismus und Liberalismus als zwei Seiten einer Metaideologie, was Manfred sehr klar analysiert hat.

Beide Denkrichtungen sind Kinder der Aufklärungsphilosophie.

Der Postmodernismus greift nicht das „liberale“ Subjekt als Träger individueller Freiheit an, sondern den verantwortlich handelnden Einzelnen, sofern er Teil einer Gemeinschaft ist.

Es ist sehr verführerisch auf den vermeintlich antiaufklärerischen Ton der postmodernen Subjektskritik zu reagieren, indem man dieses Subjekt (im liberalen Sinne als autonom verstanden) verteidigt – ich selbst habe das lange so gehandhabt. Scheinbar greift hier der (Post-) Marxismus den Liberalismus (dessen ökonomisches Pendant ja der Kapitalismus ist) an. Der Liberale kann sich also gut über den „totalitären“ Ansatz des Marxisten aufregen und sich fragen, was diese Leute denn reitet, alle modernen Errungenschaften abzulehnen und sich eine Gesellschaft (zurück) zu wünschen, in der Armut und Mangel den Alltag bestimmen. Der Linke dagegen weiß sich in seinem Kampf gegen Materialismus und Ausbeuterei dem Liberalen überlegen. Der Liberale trägt seinen Rationalismus stolz vor sich her, während der Postmarxist ihn bekämpft. Und doch sind beide Utopisten, Universalisten und Individualisten.

Manfred hat beschrieben, wie die den beiden Ideologien zugrundeliegende Metaideologie dafür sorgt, dass Grabenkämpfe nur innerhalb ihres Bezugsrahmens stattfinden können.

Außerhalb dieses Bezugsrahmens steht ein Denkmodell, welches Volk, Tradition und Bindungen nicht als Unterdrückung und Rollenzwang deutet. In diesem Denkmodell ist die individuelle Freiheit geknüpft an die Verantwortung, seine gesellschaftliche Rolle auszufüllen.

Schon Marx wollte das verantwortlich handelnde Individuum als Teil eines Volkes, das Grundlage einer jeden freien Gesellschaftsordnung ist, durch das „Klassensubjekt“ des revolutionären, international agierenden Proletariers ersetzen. (Sartre erkannte immerhin irgendwann, dass er und seine kommunistischen Spießgesellen gar keine Arbeiter kannten, sondern nur andere marxistische Intellektuelle). Da aber die Arbeiter, statt zu revoltieren, nur bessere Löhne forderten, mussten die Ideologen der Frankfurter Schule die gescheiterte ökonomische Revolution durch die Kulturrevolution ersetzen. Erstes Ziel ist daher die Zerschlagung des verantwortlich handelnden Einzelnen, des Subjekts. Ich würde nicht soweit gehen, alle Auswüchse des „Nanny- Staates“ als einen direkten Versuch zu deuten, den Bürgern schrittweise die Selbstverantwortlichkeit zu entziehen, aber der Hang zu einem sehr rigiden Paternalismus unter Linken, der sich ja oft mit einem starken elitären Denken paart, entstammt sicherlich dieser Denktradition.

Diejenigen, die am lautesten auf „den Staat“ schimpfen, können gar nicht anders, als eben denselben immer wieder zu den rigidesten Lösungen der kleinsten Probleme heranzuziehen, weil sie seinen Gegenpart, das Volk als Gemeinschaft von Individuen, ideologisch ausblenden.

Die Postmoderne führt auch diesen Kampf der Kulturrevolutionäre auf mehreren Ebenen fort: Zum einen wird der philosophische Subjektsbegriff und damit zusammenhängend die Leitungsfunktion der Rationalität, infrage gestellt (kognitive Ebene).

Desweiteren gibt es jedoch auch hier einen Angriff auf der moralischen und kulturellen Ebene: Der moralische Relativismus, der die Existenz objektiver Moralkriterien leugnet, verbindet sich mit der Leugnung der Verantwortung des Individuums für seine eigenen Taten.

Wer sich fragt, warum Richter oft so milde Urteile fällen, speziell wenn es sich um sozial schwache Täter oder solche mit Migrationshintergrund, handelt, der muss nur verstehen, dass auch unsere Juristen von der These, das Umfeld, nicht das Individuum, sei für dessen Taten verantwortlich, nicht verschont geblieben sind. Das gilt in noch größerem Maße für „kulturelle Besonderheiten“, ein Euphemismus für die Tolerierung von erheblichen Straftaten von kulturfremden Zuwanderern, welche es ja „nicht besser wissen“ könnten.

Im Umkehrschluss ist der gutbürgerliche einheimische Spießer bei Begehung einer Straftat doppelt zur Verantwortung zu ziehen – aufgrund seines positiven Umfeldes hätte er es ja „besser wissen“ müssen.

Diese äußerst diskriminierende Praxis („die wissen es eben nicht besser“) verbindet sich mit der These von der strukturellen Ungerechtigkeit unserer Gesellschaft. So wundert es nicht, dass immer wieder Quotenregelungen gefordert werden. Wer diesen Forderungen entgegenhält, auch Frauen, Migranten, Homosexuelle und Mitglieder anderer Randgruppen würden aufgrund ihrer Fähigkeiten eingestellt oder befördert werden wollen, statt „positiv diskriminiert“ zu werden, der fängt sich den Vorwurf ein, er wolle die „strukturellen Ungleichheiten“ verewigen.

Wenn es als diskriminerend gilt, jemanden aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht einzustellen, dann ist das nicht nur ein Ausläufer der politischen Korrektheit, sondern auch eine Folge des beschriebenen Denkens. Dumm ist es natürlich auch.

Leider hat sich auch die weibliche Emanzipationsbewegung der postmodernen „Kulturkritik“ angeschlossen und kämpft schon lange nicht mehr für Gleichberechtigung, sondern für einen Sonderstatus von Frauen.

Ende des Exkurses

Zurück zum Poststurkturalismus:

Die beiden Hauptaufgaben des Poststrukturalismus waren die Hierarchie von Texten (und damit auch anderen kulturellen Gütern) radikal infrage zu stellen und das wissenschaftliche Denken und Argumentieren als Teil der „kapitalistischen Ideologie“ zu diffamieren.

Diese beiden Denkfiguren befördern selbstredend auch den feministischen „Geschlechterkampf“ und den antiwestlichen „Kulturkampf“, sowie die kulturpessimistischen und populärkulturellen Darstellungen von Sex und Gewalt. Bücher wie die Blutorgien von Easten Ellis („American Psycho“) oder die Ekelphantasien von Frau Roche („Feuchtgebiete“) sind in der poststrukturalistischen Diskussion keineswegs mehrere Ebenen tiefer anzusiedeln als der „Faust“ oder „die Räuber.“ Sie stehen auf einer Stufe, ja, überflügeln die Klassiker noch an Bedeutung, weil sie ja irgendwie eine revolutionäre Funktion erfüllen.

„Welch Schauspiel! Aber ach! Ein Schauspiel nur! Wo faß ich dich, unendliche Natur?“ (Zitat aus Faust, erster Teil)
„Du bist `n hässliches Miststück. Ich würde dich gerne abstechen und mit deinem Blut rum spielen.” (Zitat aus American Psycho)

„Ich fühle eine Armee in meiner Faust!“ (Zitat aus „die Räuber“)

„Solange ich denken kann, habe ich Hämorrhoiden. (…) Für das äußere Gejucke drückt man aus der Tube eine haselnussgroße Menge auf den Finger mit dem kürzesten Nagel und verreibt sie auf der Rosette.“ (Zitat aus Feuchtgebiete)

Dazu ist anzumerken, dass der „Tabubruch“, den zu begehen die Popkultur hier vorgibt überhaupt nicht vorliegt. Die Werke des Marquis de Sade aus dem 18. Jahrhundert zum Besispiel, die heute vor allem wegen ihrer gelungenen Landschaftsdarstellungen (auf dem Klappentext einer „Juliette“ Ausgabe wird doch tatsächlich mit den schönen Bildern, die der Autor von der italienischen Landschaft zeichne, geworben. Im Buch wird unter anderem ein zehnjähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet) gelesen werden, sind gefüllt mit detaillierten Beschreibungen von anormaler Sexualität, Gewalt, Vergewaltigungen und Sexualmorden.

Dieses Beispiel zeigt, dass es nicht um etwas „Neues“ geht (ein Tabu kann ja nur einmal gebrochen werden), sondern um eine Indoktrination. Durch die andauernde Wiederholung von Ekelhaftigkeit soll ein Abstumpfungsprozess in Gang gesetzt werden. Dazu gesellt sich das mediale Dauerfeuer von Sex, Gewalt und unendlicher Blödheit.

Die kulturzerstörende Ästhetik ist zum Selbstläufer geworden, weder Künstler, noch Konsumenten können sich überhaupt noch etwas anderes vorstellen. Das sieht man daran, dass auch im Theater keine Vorstellung mehr ohne nackte Brüste oder Sex auskommt. Wer gelernt hat zu unterscheiden was „Kunst“ ist und was Pornographie, der hat die politische Korrektheit verinnerlicht. Nacktdarstellungen, die in anderem Kontext anstößig wirken würden, sind im Theater ein revolutionäres Moment. Guten Appettit!

Wenn man über diese Dinge dann in einem Jargon sprechen darf (bzw. muss), der mit wissenschaftlichem Diskurs nichts mehr zu tun hat, sondern sich in einer Aneinanderreihung sinnloser Neologismen und Assoziationsketten erschöpft, dann hat der Poststrukturalismus sein Ziel erreicht und das Fundament der Wissenschaft untgergraben.

Die Seminare der Universitäten sind, zumindest was weite Teile der Geisteswissenschaften angeht, zu reinen Gesprächsrunden verkommen, in welchen Studenten und Dozenten versuchen sich durch den Gebrauch einer möglichst artifiziellen und antidiskriminierenden Sprache moralisch zu profilieren. Arbeiten werden nicht mehr geschrieben, um den Fortschritt des Wissens zu befördern, sondern um die eigene Gutmenschlichkeit oder intellektuelle Überlegenheit (im Idealfall beides zusammen) zu erweisen. Ganze Wissenschaftszweige entstehen nur aus der Notwendigkeit heraus, den Akademikern eine Beschäftigung zu verschaffen. So sind sicherlich neunzig Prozent der didaktischen Theorie der letzten dreißig Jahre vollkommen überflüssig. Die anderen zehn Prozent sind sogar schädlich.

Im Erziehungswesen werden diese theoretischen „Erkenntnisse“ dann praktisch umgesetzt, womit ich mich im zweiten Teil meiner Reihe „Bildungsmisere Deutschland“ beschäftigen werde.

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15 Kommentare »

1.Also ich denke nicht, das man American Psycho und Feuchtgebiete irgendwie miteinander vergleichen kann. Das eine halte ich wirklich für Literatur, das von der Roche ist nicht mehr wie ein Schüleraufsatz, mit dem eine Oberschülerin provozieren will.

Kommentar von Marinetti — 23. Juni 2011 @ 19:00

2.„Solange ich denken kann, habe ich Hämorrhoiden. (…) Für das äußere Gejucke drückt man aus der Tube eine haselnussgroße Menge auf den Finger mit dem kürzesten Nagel und verreibt sie auf der Rosette.“

In ‘Gesundheit durch Entschlackung’ geben Jentschura/Lohkämper auch eine genaue Therpieanweisung für Hämorrhoiden durch basische Ausleitung. Natürlich ist das was Frau Roche praktiziert falsch, denn sie ‘verstopft’ anstatt die Hämorrhoiden das tun zu lassen wozu sie entstanden sind: nämlich ausleiten! Der Körper versucht auf diese Weise etwas loszuwerden, was er auf den anderen, dafür normalerweise vorgesehenen Wegen nicht mehr loswerden kann. Vielleicht liest Frau Roche ja hier mit …. oder einer ihrer Bekannt_innen – dann lernt sie was fürs Leben …

Kommentar von Sir Toby — 23. Juni 2011 @ 19:35

3.Was den Poststrukturalismus angeht: Wie fast alle Katastrophen kommt auch dieser anscheinend aus Frankreich. Ob er ansteckend ist, weiß ich nicht? Ob er heilbar ist? Möglicherweise wäre ein ‘zivilisatorischer’ Zusammenbruch doch das beste was uns passieren könnte; natürlich ist es nicht schön, wenn Hundertausende Geisteswissen…. ähh, ich meinte natürlich: Geisteskranke, oder gar Millionen weitere, die an und in diesem ‘Rhizom’ drinhängen, dann dummerweise verhungern müssen …. aber manchmal ist ein Ende mit Schrecken eben schon insofern besser als ein Schrecken ohne Ende, weil es zumindest den BEGINN einer Heilung darstellen könnte. Der übriggebliebene Rest hat dann für längere Zeit erst mal wieder schlichtweg keinerlei Mittel für Flausen und dumme Gedanken. Heißt es nicht in der Bibel irgendwo ‘Müßiggang ist aller Laster Anfang’? Hier hätten wir schon mal eine Bestätigung…

Kommentar von Sir Toby — 23. Juni 2011 @ 19:41

4.Danke Kairos, für diese interessante theoretische Hintergrundbeleuchtung von etwas, das den meisten von uns wohl nur instinktiv bewusst ist und an Einzelbeispielen auffällt.

Nichts blieb verschont – weder Prosa noch Lyrik noch bildende Kunst – nicht nur Schönheit und Wissenschaft, sondern Wissenschaftlichkeit und Logik selbst. Ich sah das bisher nur in der Frankfurter Schule, dass es eine Weiterentwicklung namens “Poststrukturalismus” gab, wusste ich nicht.

Wer kennt nicht den saudummen Satz: “Es gibt nicht nur eine Wahrheit.” ?Oft ist es so gemeint, dass es verschiedene Meinungen über die Wahrheit gibt, was ja auch stimmt, was aber eine Binsenweisheit ist, die man eigentlich nie erwähnen müsste. Es gibt die Wahrheit und zwar zu jedem Sachverhalt nur genau EINE, oft kennt man sie nicht, was aber nicht heißt, dass es sie nicht gibt.

Dieses Rhizom, dessen Eindringen in die Gedankenwelt der Geisteswissenschaften Du beschrieben hast – und was wohl auch zu den häufigen verächtlichen Kommentaren von Naturwissenschaftlern führt: “Laberfächer” – dringt auch in die Domäne der Naturwissenschaft ein, zumindest im Alltag, aber in manchen Fächern auch auf universitären Niveau, man denke nur an die Biologie bzgl. Rassen und Geschlechtern.

Obwohl wir in der Mittelstufe immer noch korrekte Physik erlernen, kann man uns tatsächlich weismachen, beim Einsturz von WTC7 wäre die mal kurz außer Kraft gewesen. Eigene Unsicherheit (“Komisch ist das schon, aber vielleicht bin ich zu dumm, das zu verstehen?”) kommt noch dazu, reicht aber nicht aus, um zu erklären, warum das immer noch geglaubt wird, wenn Fachleute wie die von AE911truth es verständlich erklären.

Ideologie schlägt Realität. Wenn man Moslems sehr hasst, Amerikaner sehr mag, oder sich unglaublichen Verrat nicht vorstellen kann, gibt man eben die Physik auf. Das ist falsch! Das ist nicht unsere Natur. Das ist orientalisch, und damit meine ich auch aber nicht NUR islamisch.

“Wahrheit ist das, was nützt” unterstellen viele den Moslems – nicht zu Unrecht. Fjordman erwähnt auch irgendwo, dass Allah lt. einem großen islamischen Gelehrten aus einem vergangenen Jahrhundert nicht an Naturgesetze halten muss. Er tut es meistens (das ist auch den Museln aufgefallen), aber wenn er möchte, kann er Feuer kalt machen und Wasser nach oben fließen lassen. Einfach so. Das ist ein grundlegend anderes Gottesbild als das christliche und das europäisch-heidnische.

Ich erkenne im Rhizom-Denken schon das Orientalische. Ich mag es nicht. Ich habe es zuerst im Islam abgelehnt, aber die seltsame Allianz zwischen linken “sexuell Oberbefreiten” und den angeblich so prüden Moslems (frühere europäische Orientreisende fanden die islamische Welt verhurt) ist nicht nur dem gemeinsamen Feind – christliches Abendland – geschuldet, sie haben wohl hauptsächlich unbewusst auch inhaltliche Gemeinsamkeiten, vielleicht sogar ethnisch bedingt.

Der NIST-Report schreibt sinngemäß – etwas flapsig umformuliert von mir – über WTC7: Stahlhochhäuser brechen nicht wegen Feuer zusammen. Dieses brach trotzdem wegen Feuer zusammen. Wenn Sie ein Hochhaus besitzen, sorgen Sie für besseren Feuerschutz.

Menschen, die noch ein Verständnis für Wissenschaftlichkeit haben, kann man damit nicht anschmieren. Ich sage damit nicht, dass es extra deswegen gemacht wurde, aber das Rhizom wuchert weit ins Naturwissenschaftliche hinein und die Menschen nehmen es hin. Ein anderes Beispiel ist der hanebüchene Blödsinn der Church of Global Warming.

Kommentar von Osimandias — 23. Juni 2011 @ 19:43

5.Dieser ‘Guattari’ sieht irgendwie aus wie …. – also irgendwie erinnert der mich an so ein Bild von Trotzki, auch wenn der einen Bart hatte. Aber diese bösen, kleinen, zusammengekniffenen Augen; die denkaggressive Nickelbrille …

Kommentar von Sir Toby — 23. Juni 2011 @ 19:45

6.Wenn Menschen in botanischen Metaphern denken !
Belangloses Gewäsch, aber wie Kairos schreibt, derjenige, der das Vokabular nicht beherrscht oder nachfragt, ist aussen vor.

Wir bilden hier in gewisser Weise auch eine “rhizomatische Struktur”, weil wir uns in einem vernetzten System organisieren. Von links nach rechts, von oben nach unten, von quer nach schräg, und das führt zu einen verdichteten Austausch unserer Gedanken und Meinungen.

Was meinten die Linken 1997 dazu:
Ist der Poststrukturalismus eine antidialektische Weiterentwicklung der Kritischen Theorie auf der Höhe der Zeit?
http://jungle-world.com/artikel/1997/46/38036.html

Wegen einer schweren Atemwegserkrankung, an der er seit Jahrzehnten gelitten hatte, beging Gilles Deleuze am 4. November 1995 Selbstmord; wobei einige behaupten, er habe an Schizophrenie gelitten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gilles_Deleuze

Jacques Derrida
http://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_Derrida

Felix Guattari
http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A9lix_Guattari

07.09.1992
GESTORBEN
Felix Guattari

62. Sein Denken wuchs und wucherte, wild und ungezähmt wie Unkraut; seine Thesen schlangen sich wie Efeu um ihren Gegenstand, den sie nicht analysieren, sondern nur fassen und ergreifen und aus den Fesseln einer starren Logik befreien wollten; sein populärstes Werk “Anti-Ödipus” (zusammen mit Gilles Deleuze) traf in den siebziger und achtziger Jahren genau die Stimmung einer antiautoritären Jugend, welche der Wissenschaft mißtraute und auch im akademischen Exkurs nach Imagination und Ekstase verlangte, die Guattari schon deshalb bieten konnte, weil er seine Leser vor der systematischen Lektüre warnte; weil er das abschweifende, zerstreute Lesen forderte, von hinten nach vorne oder durcheinander, weil ohnehin alles mit allem zusammenhing: seine Thesen über Schizophrenie und seine Einschätzung der kapitalistischen Unterdrückung, sein Engagement für die Ökologie und sein Mißtrauen gegen die Grammatik, welche mit ihren starren Regeln und ihren verbindlichen Punkten der Phantasie viel zu enge Schranken auferlege. Der Psychoanalytiker und Philosoph Felix Guattari starb am vorletzten Samstag an Herzversagen. *ÜBERSCHRIFT: URTEIL

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9285428.html

Kommentar von submarine — 24. Juni 2011 @ 00:24

7.Die haben sich nach Dante, die Sünde, Gott und Unendlichkeit gesehnt. Sie glaubten an etwas und das brach ihre Wahrnehmung.

Arme Franzosen, sie ersaufen im Laizismus.

Templarii

Kommentar von Templarii — 24. Juni 2011 @ 07:30

8.Dein Name ist interessant …
Will P.

Kommentar von Will — 14. Juli 2011 @ 19:54

9.Ich möchte hier nicht über die Inhalte des Poststrukturalismus diskutieren; ich denke, es ist klar, dass auch hier Kritik geübt werden kann und auch muss. Aber darum geht es generell und so ist auch der Poststrukturalismus in erster Linie als eine Strömung zu verstehen, die Bestimmtes kritisiert. Und das ist auch gut so. Die Schwierigkeit besteht vielmehr darin, dass Poststrukturalismus und die Wissenschaften und die “Traditionelle Philosophie” – wenn ich sie einmal so nennen darf – einen sehr unterschiedlichen Ansatz verfolgen. Während hier die “eine Wahrheit” als methodisches Instrument dient und dienen muss, wird dort eben diese infrage gestellt. Eben dieses Infragestellen gilt es auch nicht zu unterlassen. Natürlich schafft die Gültigkeit von bestimmten Wahrheiten, moralischen Richtlinien etc. eine sichernde Verbindlichkeit. Der Poststrukturalismus dagegen schafft etwas Entscheidendes darüber hinaus: Durch die kritische Haltung gegenüber eben jenen traditionellen Methoden erregt er eine zusätzliche Perspektive und die Vielheit der Perspektive scheint mir doch ein positives Mittel gerade auch in Fragen der Wissenschaft zu sein. Dennoch denke ich, der Poststrukturalismus ist mit gesunder Vorsicht zu genießen (was aber generell der Fall ist): Er soll erstens nicht so schrecklich ernst genommen werden, als sei er eine Schule, die die Welt in Gänze erklären könne. Er bildet vielmehr eine Möglichkeit, die Welt zu erklären. Zwischen diesen vielen Möglichkeiten gilt es zu vermitteln. So sollte also vor allem die Gegnerschaft des Poststrukturalismus sich weniger echauffieren, als vielmehr konstruktiv Kritik leisten und nicht in paranoide Muster fallen, z.B. dass die Strömung der Jugend den Hals verdrehe. (Es ist mir in meiner Laufbahn übrigens noch nicht untergekommen, dass man benachteiligt wurde, wenn man nicht am poststrukturalistischen Diskurs teilnehmen kann. Zu wissen, was ein beispielsweise ein Diskurs ist, halte ich eher für philosophisches Grundwissen). Bei der Paranoia handelt es sich doch eher um ein dem Poststrukturalismus zugehöriges Problem. Genau deswegen sollte dieser mit Vorsicht genossen werden, gleichwohl er interessante Aspekte gerade in Bezug auf die heutige Zeit liefert. Es ist eben nicht alles Schwachsinn oder wissenschaftlich irrelevant, was als Poststrukturalismus etikettiert wird. Hier nun näher auf die konkreten Inhalte einzugehen, würde leider den Rahmen sprengen. Es ist schade, aber genau daran kränkelt auch dieser Artikel hier. Er erblickt die Oberfläche der Strömung und wagt eine Kritik, die der eigentlichen Tiefe des Poststrukturalismus nicht gerecht wird. Natürlich: Es ließen sich lange Bücher darüber verfassen. Deswegen umso größeren Dank für die Buchempfehlung „Eleganter Unsinn“. Des Weiteren scheinen mir die Ausführungen gerade betreffs der Literatur ebenso relativ weit hergeholt, simplifizierend und nicht sonderlich wissenschaftlich. Ich dachte, es sei genau dass, was am Poststrukturalismus kritisiert wird. Wie dem auch sei: Ich danke für diesen Artikel.
Postscriptum: Sich in den Kommentaren so über die angebliche äußere Affinität von Cohn-Bendit und Guattari zu verständigen, halte ich auch für sehr grobschlächtig, gleichwohl es unterhaltsam ist. Das will ich nicht bestreiten. Nur möchte ich fragen, wie viel Poststrukturalist dann in den Kommentierenden steckt.

Kommentar von Felix M. — 9. August 2011 @ 14:58

10.Sich in den Kommentaren so über die angebliche äußere Affinität von Cohn-Bendit und Guattari zu verständigen, halte ich auch für sehr grobschlächtig, gleichwohl es unterhaltsam ist.

Jetzt lassen Sie uns doch auch mal ein bischen Spaß… – die Diskussionen im Kommentarbereich müssen doch nicht so trocken ablaufen, daß der Staub aus dem Bildschirm rieselt.

Kommentar von Sir Toby — 9. August 2011 @ 15:08

11.Felix M: Fangen Sie damit an Sokals Buch zu lesen, dann diskutieren wir weiter.

Ihre Replik strotzt nur so vor mehr oder weniger eleganten, jedenfalls ziemlich beliebigen, Phrasen. Im Übrigen kritisiere ich nicht erst seit gestern den Poststrukturalismus und all die von Ihnen angeführten “Argumente” sind mir schon begegnet.

1. Mag sein, dass Ihnen noch keine Benachteiligung untergekommen ist, ich habe das nicht nur mehrmals in heftigster Form am eigenen Leib erlebt, sondern auch oft beobachten und davon hören müssen. Statistiken darüber gibt es leider nicht, so dass man sich hier wohl auf die eigene Erfahrung verlassen muss. Ich sehe in diesem Zusammenhang den Poststrukturalismus übrigens im Gesamtzusammenhang der an den Universitäten dominierenden (post)marxistischen Lehre. Ja, Sie müssen kein Poststrukturalist sein, wenn Sie der kritischen Theorie anhängen oder ein Habermasschüler sind. Aber versuchen Sie doch mal an einer Universität die von Ihnen so genannte “traditionelle” Philosophie, Konservatismus oder gar politisch rechte Positionen zu vertreten. Dann sind Sie schnell weg vom Fenster.

2. Der Poststrukturalismus ist KEINE alternative Welterklärung. ich kann aber auch nicht viel klarer als in dem Artikel selbst erklären, warum das so ist. Der Poststrukturalismus erweckt den Eindruck sich wissenschaftlichen Regeln zu unterwerfen. Nur dieser Eindruck ermöglicht es ihm überhaupt als “Wissenschaft” zu gelten. Er bricht allerdings diese Regeln, nicht nur zufällig, sondern systematisch.

Lesen Sie dazu auch Manfreds Artikel:

3. DIe “Tradition” anzugreifen schafft keine vielfältige Perspektive oder neue Arten zu denken. Es ist rein destruktiv. Und das ist Absicht.

4. Immer wieder, wenn ich den Poststrukturalismus (oder generell die Postmoderne) kritisiere, wird mir gesagt, ich würde mich “echauffieren” oder “moralisch” dagegen wenden. Das ist natürlich eine gute Möglichkeit sich nicht mit der eigentlichen Kritik zu befassen. Abgesehen davon, dass man auch etwas angreifen darf, weil es moralisch verwerflich ist – erst recht eine vorgeblich wissenschaftliche Methode – sind meine Argumente alle wissenschaftstheoretischer Art. Wenn systematisch gegen die wissenschaftlichen Regeln verstoßen wird ist das nicht (nur) unmoralisch, sondern eben auch unwissenschaftlich.

5. Dass jede Kritik der “eigentlichen Tiefe” der Postmoderne nicht gerecht wird, muss ich mir jetzt auch schon ewig anhören (übrigens mit den immergleichen Worten, falls das ein Hinweis für Sie ist). Kritisiere ich Foucault, dann heißt es, Derrida sähe das anders, gehe ich gegen Deleuze an haut man mir Lyotard um die Ohren. Das ist wirklich clever. Das geht sogar noch eine Stufe eleganter: Wenn man z.B. wie hier das “Rhizom” kritisiert kann jemand dagegen halten, dass in “Was ist Philosophie” was ganz anderes gesagt wird. Das macht den Poststrukturalismus ja gerade so unwissenschaftlich, er lässt sich nicht “packen”, weil er immer auch das Gegenteil des Gesagten meint. Da man sich natürlicherweise immer beschränken muss, ist dieser Kritik kaum zu begegnen, ob man in einem Artikel nur kurz auf eine 40 Seiten Schrift eingehen kann (weil den sonst keiner, der nicht vom Fach ist, mehr liest) oder in einer wissenschaftlichen Arbeit den Platz hat 10 Bücher von 5 Autoren ausführlich zu besprechen – niemals wird man der “eigentlichen Tiefe” des Poststrukturalismus gerecht.

6. Sie müssten mir schon erklären WARUM meine Ausführungen zur Literatur in Ihren Augen nicht wissenschaftlich sind, einem bloß in den Raum gestellten Vorwurf kann ich kaum begegnen (erinnern Sie sich an Josef K. im “Prozess”).

Es tut mir leid, wenn meine Antwort etwas genervt klingt, das liegt daran, dass ich diese Dinge so oft wiederholen muss. Es ist gut möglich, dass Sie echtes Interesse an dem Thema haben – dann diskutiere ich das gerne weiter mit Ihnen. Aber bitte dann jeweils konkrete Punkte!

Für linke Stänker habe ich allerdings keine Zeit!

Die Assoziation mit Cohn- Bendit kommt übrigens auch von mir. Was Sie daran “grobschlächtig” finden bedürfte auch einer Erklärung-

Kommentar von Kairos — 9. August 2011 @ 16:27

12.Ich wollte einen Artikel von Manfred verlinken, die “Korrektheiten” sind aber gerade nicht abrufbar, daher finde ich ihn nicht. Sir Toby, wenn Du das hier liest. Kannst Du nochmal den Link zu Manfreds Artikel über den norwegischen Professor und die Dekonstruktion der Mehrheiten setzen? Danke sehr!

Kommentar von Kairos — 9. August 2011 @ 16:29

13.Bei mir sind sie auch nicht abrufbar – und das passiert mir in den letzten ca. 2 Wochen bestimmt schon zwei Dutzend mal. Muß irgendwie mit dem neuen Provider zusammenhängen, wenn es auch anderen ähnlich gehen sollte. Wenn ichs nicht vergesse, setze ich den Link noch, wenn ich wieder auf die Korrektheiten kommen sollte.

Kommentar von Sir Toby — 9. August 2011 @ 17:31

14.So, hat doch noch geklappt. Hier ist der Link…

http://korrektheiten.com/2009/01/20/wir-werden-dekonstruiert/

Kommentar von Sir Toby — 9. August 2011 @ 18:00

15.Jetzt habe ich verstanden. Es tut mir Leid, Ihre Mühe und Zeit in Anspruch genommen zu haben, doch es war einfach naiv von mir, hier zu schreiben ohne mich vorher über die Seite informiert zu haben. Nachdem ich nun hier einiges in Augenschein genommen habe, kann ich jedoch konstatieren, dass es gar keinen Sinn haben wird, wenn ich mich mit Ihnen näher über dieses Thema verständige. Sie machen das sehr clever! Sie erscheinen nämlich zunächst auch sehr wissenschaftlich. Näher gehe ich darauf nicht ein und ich weiß, genau dies ist es, was sie gegen mich drehen können. Andererseits werde ich hier auch nicht meine Zeit verschwenden. Ich überlege nur, ob ich Ihnen mein Beileid aussprechen soll, nur befürchte ich, dass Sie mich für einen “linke Stänker” halten könnten (Sie denken also in solchen Kategorien!). Aber nicht das ein falscher Eindruck entsteht: Ich fühle mich nicht angegriffen und nichts läge mir ferner Ihren etwas zu unterstellen, nur will ich aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass ich mit Personen, die derlei Ansichten vertreten, auf keinen gemeinsamen Nenner kommen kann. Es tut mir Leid.

Kommentar von Felix M. — 9. August 2011 @ 18:25

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