Gabriele Kuby und die Homosexuellen (2)

Kuby stemmt sich verbissen gegen die Realität, wenn sie sich an dem illusionären Unfug einer prinzipiellen „Veränderbarkeit“ festklammert, die in der Regel ohnehin weder dringend notwendig noch unbedingt wünschenswert ist. So unzweifelhaft es ist, daß es so etwas wie eine „neurotische“ Homosexualität gibt: auch das Gegenteil ist der Fall, und die sexualpsychologische Literatur seit Hirschfeld und Blüher ist voll mit Fallbeispielen, in denen eher umgekehrt erst der Zwang zur heterosexuellen Anpassung und der Druck der gesellschaftlichen oder religiösen Diffamierung zu Neurosen und Persönlichkeitstörungen führen.

„Reine Sexualität kommt beim Menschen nicht vor“, schrieb Hans Blüher, und er meinte: sie ist im Menschen immer, und sei es noch so herabgekommen, mit dem Eros legiert. Man darf also auch hier von der „Liebe“, von der die Christen so gerne reden, nicht schweigen. Der große Konservative Hans-Joachim Schoeps war schon viel weiter als die Kuby-Cromwells, als er 1962 wider den §175 schrieb:

Wie fadenscheinig aber die Begriffe „Sittlichkeit“ und „Unsittlichkeit“ wirklich sind, auf denen die Gesetzgebung beruht, erweist sich immer dann, wenn es um ein anständiges und sauberes Verhältnis geht, hier um die Liebesbeziehung zweier Menschen… nur weil diese Liebesart paraphil ist, d.h. von der „Norm“ der Mehrheit abweicht, wird sie zum Gegenstand der Anklage, mit der im Falle des Herrn XY wieder einmal ein Menschenleben vernichtet worden ist.

Wenn nun Homosexualität „problematisch“ oder „riskant“ ist, dann deswegen, weil die menschliche Sexualität an sich problematisch und riskant ist, zu eben den Problemen gehört, die sich nicht „lösen“, allenfalls nur zum größeren oder kleineren Unglück der Menschen arrangieren und hegen lassen, wie ihre dunkle Schwester, die Gewalt. Es ist nun nicht nur so, daß die Homosexualität ebenso wenig aus der Welt zu schaffen ist wie Prostitution, Onanie oder Abtreibung – sie war seit jeher eine bedeutende, komplexe Dimension des Menschseins. Gerade ein Konservativer sollte klassische Kronzeugen wie Platon, Shakespeare und Michelangelo kennen.

Welt- und lebensfremd ist es auch, die „Willensfreiheit im Bereich der Sexualität“ als Willensfreiheit in Bezug auf die Ausrichtung (statt: Ausübung) der Sexualität zu betrachten, als könnte man diese wechseln wie einen Anzug oder die religiöse Konfession. Das können auch diabolische propagandistische Einflüsterungen nicht ändern. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen folgt immer noch, ganz von selbst, der Norm der Natur, und die überwiegende Zahl der Homosexuellen hat dagegen auch gar nichts einzuwenden. Ja, es würde die Hardliner um Gabriele Kuby wohl erstaunen, wieviele Konservative, unter ihnen die besten Köpfe, homosexuell sind, und sich keineswegs von Gestalten wie Volker Beck oder Brigitte Zypries vertreten fühlen.

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