Lichtertanz um Rosenkranz (1)
Vor ein paar Wochen habe ich in diesem Blog die These aufgestellt, daß in Österreich auf dem Gebiet der politischen Auseinandersetzung „Grade an Grunzdummheit, Niedertracht und Giftigkeit erreicht“ werden „die man sich in der Bundesrepublik, wo die Verve schon längst in klappernde, ritualistische Routine verpufft ist, kaum vorstellen kann.“
Anlaß waren die Versuche diverser Medien und Politiker, ein semi-inquisitorisch geführtes TV-Interview der FPÖ-Politikerin und Kandidatin für die Bundespräsidentschaft Barbara Rosenkranz zu skandalisieren. Um die Angriffe zu kontern, ließ Rosenkranz eine „eidesstättige Erklärung“ folgen mit den üblichen obligaten Sprüchlein („Ich verurteile daher aus Überzeugung die Verbrechen des Nationalsozialismus und distanziere mich entschieden von der Ideologie des Nationalsozialismus.“)
Genützt hat es ihr selbstverständlich rein gar nichts, schon allein wegen der Gaudi, die ein Fall wie dieser in Aussicht stellt. Und so durfte am Donnerstag um 19 Uhr vor der Wiener Hofburg der Vorhang aufgehen für den nächsten Akt der Operette. Wie in den guten alten Zeiten wurde ein Massenaufgebot an enthusiasmierten, bekenntnisbrünstigen Statisten mobilisiert, die „tausende Fackeln und Kerzen“ enzündeten, während in Wien weltberühmte Showstars aus Politik, Bühne und Fernsehen Kundgebungen „gegen Barbara Rosenkranz als Bundespräsidentin“ zum Besten gaben. Die (nicht ganz so abwechslungsreiche) Palette der mutigen Widerständler gegen die zweifellos bedrohlich unmittelbar vor der Tür stehende Machtergreifung der Rosenkranz reichte von interessierter politischer Seite (Erhard Busek, Ariel Muzicant) über Kabarettisten und Unterhaltungsmusiker (Alfons Haider, Josef Hader, Günter Mokesch) bis zu Allround-Wichtigtuern wie André Heller.
Damit das sentimentale gutmenschelnde Gemüt mit seinem weichem Herzen und weichem Hirn nicht zu kurz kommt, während es zur rituellen Hexenverbrennung seine als Kerzchen getarnten Brandfackeln anmacht, und um die ausg’schamte Idiotie dieser Nummer zu vervollkommnen, nennt sich der Zirkus allen Ernstes, jeden Genierer über Bord werfend, „Lichtertanz gegen Rosenkranz“ (daß es irgendwas mit „Lichter“ drinnen sein wird, war ja klar, aber „Lichtertanz„ ist so ungefähr der Gipfel der politischen Schwulität.) Also der übliche Kitsch, garniert mit Brot und Spielen und dem wohligen Rausch, auf der Seite der Guten zu stehen, bewährte Ingredienzien, mit denen man effektiv jeglicher rationalen Diskussion entgegenwirkt. Laut ORF sollen sich an die 3,000 blökende Lämmchen eingefunden haben.
Inzwischen wurde auch noch eine Webseite mit dem Titel „Frauen gegen Rosenkranz“ auf die Beine gestellt, unter Vorsitz der Wiener Vizebürgermeisterin Magistra (soviel Zeit muß sein) Renate Brauner (SPÖ), mitsamt Binnen-I’s, abgedroschenen Platitüden gegen Intoleranzfremdenfeindlichkeitundrassismus, und nazikeulenschwingenden Betroffenheitsgesichtern, die mit Intelligenzmeldungen wie diesen unterhalten:
Mag.a Michaela M.-L. (43), Unternehmerin: „Für mich ist jede Person des öffentlichen Lebens, die nicht zu jeder Zeit eindeutig und klar die systematische Vernichtung der Juden im 3. Reich aufs Schärfste verurteilt hat für immer für jedes politische Amt inakzeptabel.“
Renée Sch. (56), Universitätsprofessorin: „Angst vor dem „Fremden“ ist evolutionär erklärlich und in jedem von uns vorhanden. Am besten bekämpft man diese Angst in dem man das Fremde zum Vertrauten macht.“
Elisabeth O. (74), Schauspielerin: „Die Kandidatur der Barbara Rosenkranz für das höchste Amt des Staates bedeutet eine schwere Rufschädigung für dieses Land. Österreich wird dadurch zum wiederholten Mal in die NS- Schmuddelecke zurückgestossen.“
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