Es lebe

Jesus der König!

Von Robert Mäder.

1926

Verlag Nazareth, Thiersteinerallee, Basel

Nihil obstat. Bossonnens, le 13 Martii 1926. J. Dévaud, libr. censor.
Imprimatur Friburgi Helv., die 15 Martii. 1926. L. Ems, vic. gen.

Transskription von Paul O. Schenker, Immaculata-Verlag, CH-9050 Appenzell

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Der König der Jahrhunderte
Das Manifest des Königtums
Des Königs Widersacher
Der König auf der Anklagebank
Kein Platz für den König
Der König ohne Krone
Der Krippenkönig
Des Königs Rechte
Der König der Kirche
Des Königs Braut
Das Haus des Königs
Der König lebt
Unter den Augen des Königs
Das Königsmahl
Der König der Herzen
Auf dem Thron der Familie
Der König in der Schule
Der König der Könige
Der König am Kreuz
Des Königs Thronerhebung
Des Königs Reich
Die Königspartei

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Vorwort

„Ein Lobgesang auf den Geliebten! Ich sage: Mein Lied dem König! Gürte dein Schwert um deine Hüfte, Allmächtiger. Scharf dringen deine Pfeile — Völker fallen unter dir — ins Herz der Feinde des Königs. Dein Thron, o Gott, steht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ein Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter deiner Herrrschaft.“ So jubelt der 44. Psalm dem Christus-König entgegen. Er sei uns Melodie und Motto.

Wir widmen diese Schrift als bescheidene Weihegabe dem durch das Rundschreiben Quas primas proklamierten König und seinem Herold, Pius XI. Der Heilige Vater erwartet von der Vervolkstümlichung des Königsgedankens eine Welterneuerung. „Wenn alle Gläubigen es erfassen, daß sie unter dem Feldzeichen Christi des Königs mit Mut und Ausdauer kämpfen müssen, werden sie mit apostolischem Eifer darnach trachten, die entfremdeten und unwissenden Seelen zu Gott zurückzuführen und sie werden sich selber Mühe geben, die Rechte Gottes unverletzt zu bewahren.“

Wir haben unsere Pflicht bisher nicht getan. Die jetzige Weltlage „muß vielleicht der Gleichgültigkeit und Furchtsamkeit der Guten zugeschrieben werden, die sich des Kampfes enthalten oder nur matten Widerstand leisten. Daraus ziehen die Feinde um so größere Unverfrorenheit und Kühnheit.“

Der zeitgenössische Katholizismus ist im allgemeinen überaus vorsichtig und schüchtern. Man nennt es klug. In Wirklichkeit ist es feig. Viele von denen, welche „die Fackel der Wahrheit“ mit apostolischem Freimut vorantragen sollten, verbergen sie unter dem Scheffel. Sie gehen, wie Pius X. einmal sagte, mit der Wahrheit um „wie die Schmuggler“ an der Grenze, die katholischen Grundsätze scheu unter dem Mantel verbergend. Sie wollen mithelfen am Wiederaufbau Jerusalems, aber tragen ihr Bausteinchen ängstlich in der Tasche versteckt.

Es muß anders kommen. „Je mehr man in den internationalen Zusammenkünften und Parlamenten über den süßesten Namen unseres Erlösers mit schimpflichem Schweigen hinweggeht, umso notwendiger ist es, ihn desto lauter auszurufen und überall die Rechte seiner königlichen Macht und Würde zu verkünden.“ Wie von göttlicher Inspiration angetrieben, werden wir „den aus der Stille und der Verborgenheit der Kirchen hervorgeholten und als Triumphator durch die Straßen der Städte getragenen Christus, der in die Welt kam und den die Gottlosen nicht anerkennen wollen, in allen seinen königlichen Rechten wiederherstellen.“ Christus muß siegen und herrschen.

Diese Blätter bilden die zweite vermehrte Auflage des vor Jahresfrist erschienenen Büchleins „Es lebe Jesus!“ Das Königtum Christi ist in den Kapitelüberschriften wie im Text schärfer hervorgehoben. Es wurde dabei auch den verschiedenen Zeiten des Kirchenjahres Rechnung getragen. Jesus Christus derselbe, gestern und heute. (Hebr. 13, 8.) Möge der Heiland dieses Büchlein segnen.

Es lebe Jesus der König!

Basel, am Aschermittwoch 1926.

Robert Mäder, Pfr.

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Der König der Jahrhunderte

Die Welt ist ein Buch. Jedes Geschöpf ein Satz darin. Verfasser und Herausgeber der dreieinige Gott, unter Mitwirkung der Geister und der Menschen. Sache der menschlichen Vernunft ist es, die Gedanken Gottes aus diesem Buch herauszulesen.

Jedes Buch hat seinen Grundgedanken, seine leitende Idee, seine Seele. Ein Wort, mit dem alles gesagt ist, weil es alles umfaßt. Das Wort, welches Thema und Inhalt der ganzen Schöpfung und der ganzen Weltgeschichte darstellt, heißt Jesus der König.

Man versteht das erst recht, wenn man das Buch fertig gelesen und Rückblick hält. Erst das Weltgericht, das Schlußkapitel im Buch, bringt volle Klarheit in den Sinn der Schöpfung. Erst wenn das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheint, und wie der Blitz leuchtet vom Aufgang bis zum Niedergang, erst dann verstehen wir das geheimnisvolle Warum und Wozu allen Geschehens in Jesus, dem Alpha und Omega, dem Anfang und Ende, dem unsterblichen König der Jahrhunderte.

Wenn das Zeichen des Menschensohnes nicht am Himmel leuchtet, dann fehlt der Welt das Licht. Sonne, Mond und Sterne nützen nichts. Man sieht nichts. Man versteht nichts. Man tappt umher und strauchelt auf allen Wegen. Es ist wie geistige Sonnenfinsternis über dem Weltall.

Johannes hat diese Sonnenfinsternis als die große Tatsache der Welt außer Christus mit meisterhaften Strichen gezeichnet. Alles ist durch Jesus, das Wort, gemacht worden. Ohne dasselbe ist nichts gemacht worden, was gemacht worden ist. In ihm ist das Leben und das Leben ist das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtete in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erfaßt.

Die geistige Sonnenfinsternis gilt ganz gewiß besonders für die Zeit vor Jesus. Allein, trotz der 1926 Jahre Christentum besteht sie auch heute für einen großen Teil der Christenheit. Das Johanneswort paßt noch immer: Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt.

Jesus ist noch lange nicht gekannt und geliebt, wie man es nach 19 Jahrhunderten erwarten sollte. Man predigt und redet und schreibt wohl sehr viel über religiöse Probleme in unseren Tagen. Aber die zentrale Wahrheit der Religion: Jesus, das Heil der Welt, das Leben der Seelen und der Völker, das Haupt und Herz der Gesellschaft, Jesus der König, wird von Wenigen in ihrer ungeheuren, allgemeinen, alleinseligmachenden Tragweite auch nur geahnt.

Das Zeichen des Menschensohnes ist zwar noch in den Kirchen, an den Wänden christlicher Familien, auf den Friedhöfen und auf der Brust einiger frommen Seelen. Aber es ist nicht wie ehemals die Sonne des Tages, die das gesamte öffentliche Leben, Sinnen und Schaffen der Menschen bestimmt und beeinflußt. Wir leben in einer Periode geistiger Nacht, kalter christusloser Nacht.

Diese Unwissenheit ist ein Weltunglück. Denn es ist immer ein Vorbote ernster Katastrophen, wenn die Führer des Volkes derart blind geworden, daß sie Tag und Nacht, Wahr und Falsch, Weg und Abgrund nicht mehr von einander zu unterscheiden wissen. Aber schlimmer noch als die Blindheit, das Nichtmehrsehenkönnen, ist das Nichtmehrsehenwollen, der Haß des Lichtes.

In diesem Stadium befindet sich zur Stunde ein großer Teil des Menschengeschlechtes. Welchen Namen sie auch immer haben mag, Liberalismus, Neutralität, Konfessionslosigkeit oder Laizismus, die Sünde der modernen Welt ist, daß sie das Zeichen des Menschensohnes nicht mehr am Himmel sehen will.

Jesus wird nicht mehr als öffentliche, tonangebende, lebenspendende Macht anerkannt. Er hat nach den geltenden Verfassungen in den Parlamenten, in den Regierungskanzleien, in den Gerichtsstuben, in den Schulen, in den Werkstätten offiziell nichts mehr zu sagen. Er darf höchstens wie jeder Teufel duldungsweise mitreden.

Wenn man weiß, wer Jesus ist, der Erschaffer, der Erhalter, der Erlöser, der Eigentümer der Erde, dann muß man die liberale Sünde, das grundsätzliche soziale Nichtanerkennenwollen der geistigen Alleinherrschaft Christi über die Gesellschaft, als die schwerste Sünde betrachten, die seit dem Karfreitag begangen worden ist. Es ist im Namen des Gesetzes und des Staates begangener Gottesmord, wahres Antichristentum. Mit Recht nannte darum Kardinal Mercier die offizielle Apostasie der Völker das größte Verbrechen unserer Zeit.

Das ist in der Gegenwart die Situation für das Zeichen des Menschensohnes. Man will nicht, daß es am Himmel leuchte. Ganz wie einst in der Karwoche. Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche!

Aber es wird alles einmal anders werden. Die Welt bleibt nicht immer liberal. Die künstlichen Sterne irdischer Größe, die die Sonne unseres Herrn verdunkeln wollen, werden vom Himmel fallen. Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel aufleuchten und sie werden den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit.

Der Weltgerichtstag ist der Tag der großen Offenbarungen, nicht nur in dem Sinne, daß es kein Geheimnis mehr geben wird zwischen Mensch und Mensch. Er wird auch das Geheimnis Jesu des Königs vor aller Welt enthüllen. Eine Art neue Epiphanie, ein Fest der Erscheinung des Herrn, nur grandioser, allgemeiner als das des Dreikönigstages. Eine Art Thronerhebung vor allen Nationen der Erde und allen Heerscharen des Himmels.

Der Gedanke des absoluten, ausschließlichen, unumschränkten Königtums Jesu über das gesamte Menschengeschlecht und das ganze Weltall ist eine der erhabensten, aber zugleich leider auch eine der vergessensten Wahrheiten unseres Glaubens.

Wir haben die Welt ein Buch genannt. Jesus ist in diesem Buche nicht nur das interessanteste und schönste Kapitel, er ist der zentrale, beherrschende Gedanke desselben. Wir müssen diesen heiligen Namen aus jeder Seite herausfinden und alles in seinem Lichte betrachten. Gott hatte, als er die Schöpfung ins Dasein rufen wollte, nur einen großen Gedanken, einen gewaltigen Plan, eine leitende Idee. Ein Wort — das Wort Christus Jesus. Alles, was existiert, hat in Gott nur insofern Wert und Bedeutung, als es Glied und Organ der heiligen Menschheit Jesu, Ornament des Gewandes seiner Herrlichkeit, Gleichnis seiner Vollkommenheit oder Schemel seiner Füße ist.

Paulus hat den Zentralgedanken der Schöpfung am Anfang seines Kolosserbriefes in festen Strichen entworfen: Christus, das Ebenbild Gottes, des Unsichtbaren, ist der Erstgeborne vor aller Schöpfung. In ihm ist alles erschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Fürstentümer oder Herrschaften oder Gewalten. Alles ist durch ihn und für ihn. Er ist vor allen. Alles hat in ihm seinen Bestand.

Ähnliche Wendungen braucht der Hebräerbrief: Gott hat die Welt gemacht durch Chriustus. Seinetwegen und durch ihn sind alle Dinge. Gott setzte ihn zum Erben über alles. Alles hat er seinen Füßen unterworfen und indem er ihm alles unterwarf, hat er nichts gelassen, was ihm nicht unterworfen wäre.

Diese Sprache läßt keinen Zweifel zu. Das Königtum Jesu ist nicht nur ein Kapitel, sondern das eigentliche Thema der Schöpfungs- und Weltgeschichte. Jesus ist alles in allem.

Noch schärfer tritt diese Idee hervor in der paulinischen Lehre von der Kirche. Die Kirche ist der Leib Christi, Christus das Haupt der Kirche. Haupt und Leib bilden zusammen eine unteilbare mystische, geheimnisvolle Einheit. Der Name dieser unteilbaren mystischen Einheit ist, weil der Name vom Haupte genommen wird, Christus. Christus und seine Kirche, das Haupt mit dem Leib verbunden, schreibt der heilige Augustinus einmal, sind nur ein Wesen, ein einziger Christus. Wir sind nicht nur Christen geworden. „Wir sind Christus.“

Kirche ist nur ein anderer Name für den mit den Gliedern vereinigten Christus. Die Kirche besteht nur in und mit und durch ihn. Christus ist in der Kirche alles in allem, Weg, Wahrheit, Leben. Das gleiche gilt von der Kirchengeschichte.

Im Vollsinn wird Jesus alles in allem mit dem Weltgerichtstag. Von diesem Tage an gibt es keine Herren und keine Könige mehr, auch keine Päpste mehr. Einer ist Herr, einer ist König, einer Hoherpriester. Jede Herrschaft, jede Gewalt und jede Macht ist abgetan. (1. Kor. 15, 24.) Auch die Tempel sind überflüssig in der Stadt Gottes. Der allmächtige Gott ist der Tempel und das Lamm. Das gleiche gilt von der Sonne. Die Leuchte ist das Lamm. (Offenb. 21.) So steht’s geschrieben. Alles ist Christi. Jesus ist alles in allem. Das Thema der Schöpfung erreicht seine Vollendung. Kosmologie wird zur Christologie, Weltlehre zur Christuslehre.

Die Schöpfung ist ein Buch über Jesus den König. — Und ich sah auf der Rechten dessen, der auf dem Throne saß, ein Buch, das inwendig und auswendig beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt war. Und ich sah einen gewaltigen Engel, der mit mächtiger Stimme ausrief: Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu lösen? Und niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde, vermochte das Buch zu öffnen noch es einzusehen.

Da weinte ich sehr, weil niemand würdig erfunden wurde, das Buch zu öffnen noch es einzusehen. Aber einer von den Ältesten sprach: Weine nicht! Siehe der Löwe aus dem Stamme Juda, die Wurzel Davids, hat gesiegt, das Buch zu öffnen und die sieben Siegel zu lösen.

Und das Lamm kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Throne saß. Und als er das Buch geöffnet, da sangen sie ein neues Lied und sprachen: Würdig bist du, o Herr, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen. Denn du wurdest getötet und hast uns Gott mit deinem Blute erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen. Und alle Geschöpfe, die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meere und in demselben, alle hörte ich sagen: Dem, der auf dem Throne sitzt und dem Lamme sei Preis und Ehre, Herrlichkeit und Macht in Ewigkeit. (Offenb. 5.)

Entweder wird die Wissenschaft demütig zu Jesus zurückkehren, oder das Buch der Schöpfung und der Geschichte wird ihr für immer unlösbares Rätsel bleiben. Denn von Christus erzählen sie. Möge das Lied der Schöpfung auch das Lied der Menschen werden: Mein Jesus König! Mein Jesus, mein alles!

Kommet, lasset uns hingehen und ihn zum Könige machen, ihn allein, zum König der Herzen und der Geister und will’s Gott, bald auch der Völker. Hörst du von ferne die Glocken läuten dem unsterblichen Könige der Jahrhunderte? Die Welt wird allmählich müde, liberal zu sein, gottfern und christusscheu. Sie sucht das Zeichen des Menschensohnes. Sie sucht den König.

Das Manifest des Königtums

Mir ist’s, als müsse wieder Weihnachten sein, eine große Geburtstunde, der Anfang einer neuen, starken, schöneren Zeit. Ich kann die Enzyklika des Hl. Vaters über das Königtum Christi einfach nicht aus dem Kopf bekommen. Ich meine, es sei eine frohe Botschaft, die zu den außerordentlichen Gnaden des Jahrhunderts gehört. Der große Monarch, auf den so viele mit Sehnsucht gewartet, er ist da. Christus der König! Das Weihnachtsmanifest des elften Pius die Proklamierung der Weltmonarchie des Gottmenschen über die Völker!

Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Schar und wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen starker Donner. Die sprach: Alleluja! Es regiert der Herr, unser Gott, der Allmächtige! Lasset uns freuen und frohlocken und ihm die Ehre geben. Und ich sah den Himmel offen und siehe, ein weißes Pferd und der darauf saß, hieß der Treue und Wahrhaftige. Seine Augen waren wie Feuerflammen und auf seinem Haupte waren viele Kronen. Und aus seinem Munde geht ein scharfes, zweischneidiges Schwert, daß er damit die Völker schlage. Er wird sie regieren mit eisernem Zepter. Und auf seinem Gürtel ist geschrieben: König der Könige und Herr der Herren. (Offenbr. 19.)

Lang genug hat es geheißen auf allen Tribünen und allen Gassen: Er ist gestorben. 1789 sein Todesjahr. Die Nationalversammlung war sein hoher Rat. Seitdem hat er seine offizielle Rolle im Rate der Völker ausgespielt. Wir leben nicht mehr im Mittelalter. Die Welt ist unterdessen liberal geworden. Christus mag im sogenannten stillen Kämmerlein privater Frömmigkeit oder als Sakristeigott eines rein religiösen Katholizismus noch sein Dasein fristen, als Souverän der Nationen, als Gesetzgeber und Richter der Völker ist er abgetan. Die Verfassungen kennen und anerkennen ihn nicht mehr. Er ist höchstens wie andere eine private Persönlichkeit auf dem Boden des allgemeinen Rechtes. Aber nicht mehr universaler und absoluter Monarch. Religion und Politik sind durch staatlichen Machtspruch und den Willen des Volkes Getrennte und Geschiedene.

Der König ist tot, sagt die liberale Politik, er hat in den zeitlichen Angelegenheiten der Nationen offiziell nichts mehr zu schaffen. Die Volkswirtschaft führt vielleicht nicht eine so radikale Sprache, obschon ihre Wirkungen gleich verhängnisvoll sind. Die Wirtschaft sagt: Der König mischt sich nicht in unsere Belange. Der König schläft! Der König sieht nicht, was wir machen. Der König ist taubstumm und lahm. Christus befaßt sich nicht mit dem Technischen und Kaufmännischen des Alltagslebens. Das Geschäft ist neutrale Zone, jenseits von Gut und Bös.

Der Sonntag mag Gott gehören, der Werktag gehört dem Handwerker, dem Kaufmann, dem Bauern, dem Arbeiter. Was hat Jesus in den Werkstätten, Fabriken, Büros, Warenhäusern zu tun? Was auf den Banken und Marktplätzen? Was kümmert er sich um Preiskurants und Lohnfragen und Mietverträge und Bilanzen? Gott ist zu groß, um sich zu so kleinen Dingen herabzulassen. Könige haben anderes zu tun. So der Kapitalismus und Sozialismus.

Der König ist nicht daheim. Der König ist im Himmel, spöttelt sogenannte Bildung. Auf Erden führt an seiner Stelle der Professor das Wort. Die Schule ist sein Reich. Glaube und Wissenschaft haben nichts miteinander zu schaffen. Die Stätten des Unterrichtes müssen Freiland sein, unberührt und von jeder konfessionellen Beeinflussung und kirchlicher Vorherrschaft. Jeder an seinem Platz: Gott im Himmel, in der Schule der Gelehrte, der Mann der freien Forschung! Und wie die Phrasen alle lauten.

Der gebildete Hochmut will wie politischer Stolz und wirtschaftlicher Größenwahn nichts wissen vom souveränen und allgemeinen Königtum Christi. Ob man sagt: der König ist tot, oder: der König schläft, oder: der König ist fort — die ganze moderne Welt hat sich verschworen: Wir wollen nicht, daß dieser da über uns herrsche! Die gleiche Melodie wie am Karfreitag. Ein sozialer Gottesmord!

Und nun kommt Pius XI. mit seiner Enzyklika und es tönt wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen starker Donner: Alleluja! Der König ist nicht tot, der König lebt! Der König schläft nicht, der König wacht! Der König ist nicht fort, der König ist noch da! Jesus lebt, regiert, herrscht. Wir verkünden das unumschränkte, oberste allgemeine Königtum Jesu nicht nur über alle Personen, sondern auch über alle Gesellschaften, Staaten, Völker, Regierungen. Wir proklamieren die Universalmonarchie des Gekreuzigten über die ganze moderne Welt. Wir stellen 1925 gegen 1789! Die Erklärung der Gottesrechte auf die Gesellschaft gegenüber der Erklärung revolutionärer Menschenrechte!

Das Universalkönigtum Jesu über die menschliche Gesellschaft ist kein neues Dogma. Es ist einfach das feierliche Manifest einer uralten biblischen aber vielfach vergessenen Lehre, die zu jenem Kapitel unbestreitbarer Wahrheiten gehört, ohne welche die Menschheit nicht bestehen kann, wenn sie nicht am Selbstmord untergehen will. Der zweite Psalm schon scheint geradezu für die Zeit nach 1789 verfaßt worden zu sein. Er entwirft ein klassisches Bild vom liberalen Jahrhundert: Tobende Völker, aufrührerische Nationen, Fürstenkomplotte gegen Christentum und Papsttum und Kirchengesetz sind der Inhalt seiner Geschichte. „Lasset uns zerreißen ihre Bande und abschütteln ihr Joch.“

Man meint beim Lesen von Psalm zwei jener Sommernacht beizuwohnen, wo die modernen Freiheiten verkündet wurden. Umsonst! Der im Himmel wohnt, lacht. Der alte Gott lebt noch. Der Psalm fährt weiter. Der Gedanke des Universalkönigtums Jesu wird von Gott auch gegenüber moderner Revolution und liberaler Demokratie festgehalten. Die Nationen werden des Messias Erbe, sein Eigentum der Erde Grenzen. Er beherrscht sie mit eisernem Zepter und zertrümmert sie wie Töpfergeschirr. So tönt’s aus dem Psalme.

Auch im neune Testament wird der Gedanke des messianischen Universalkönigtums immer wieder betont. Bist du König? fragt Pilatus. Die Antwort konnte nicht bestimmter lauten: Du sagst es. Ich bin es! Rex sum ego! Ich bin König. Und in einem anderen feierlichen Augenblicke wiederholt er: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden! (Matth. 28, 18.) Er muß herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße lege, verkündet Paulus. (1. Cor. 15, 25.) Alles ist ihm unterworfen! (15, 27.)

Christus ist also König! König im Vollsinn des Wortes ohne jedwede Einschränkung, auch die weltliche Herrschaft nicht ausgeschlossen. Wir haben kein Recht, die klaren Texte beider Testamente nur auf das geistige Königtum Jesu zu beziehen. Der ganze Christus, Gott und Mensch, ist König, voll und ganz, über alles Sichtbare und Unsichtbare im Himmel und auf Erden. Noch einmal: Alles ist ihm unterworfen! Auch die Politik! Auch die Wirtschaft! Auch die Technik! Auch der Handel! Auch die Wissenschaft! Auch die Kunst! Die Souveränität Christi kennt keine Ausnahmen und keine Grenzen.

Christus ist König! König über alle Menschen. Der König der Könige! Der Kaiser der Kaiser!“ Der Präsident der Präsidenten! Die Regierung der Regierungen! Der Herr der Herren! Der Gesetzgeber der Gesetzgeber! Der Richter der Richter! Christus ist König! König in Tat und Wahrheit. Nicht nur als dekorative Figur, wie die Fürsten der konstitutionellen Staaten. Nicht nur als Ehrenvorsitzender der Liga der Nationen. Nicht nur dem Rechte, sondern auch der Macht nach. Er regiert wirklich. Er benützt auch seine Feinde, ob sie wollen oder nicht, um, wenigstens indirekt, seine Pläne zu verwirklichen, und wirft sie schließlich, wenn sie widerstreben, alle weg wie zerbrochenes Töpfergeschirr.

Es lebe Christus der König! Ob sonst Republikaner oder nicht, hier müssen wir alle Monarchisten sein, weil wir Katholiken sind, die schon am Taufstein dem unsterblichen König der Jahrhunderte den Treueid geschworen. Des Königs Banner sollen wallen auf allen öffentlichen Plätzen, auf allen Schulen, auf allen Arbeitstätten, auf allen Rathäusern, auf allen Bergen! Wenn man in Zukunft uns nach unserer Politik fragt, antworten wir: Wir kennen nur eine: Es lebe der König!

Wir wissen: Er ist kein Spaziergang. Er ist ein Opferweg. Er geht über den Ölberg und über Kalvaria, der Weg zum Sieg. Aber wer nicht bereit ist, für eine Sache zu leiden und zu bluten, ist auch nicht wert, für sie zu leben. Auf! lasset uns gehen! Moriamur pro Christo Rege! Lasset uns sterben für Christus den König!

Des Königs Widersacher

In Rom besteht ein geistiges Gesundheitsamt. Es hat die Aufgabe, die Bazillen festzustellen, die Krankheitserreger in der Welt der Ideen und der Werke. Am 11. Dezember 1925 hat der Vorsteher dieses Institutes, der für die geistige Gesundheit der ganzen Welt verantwortlich ist, in einem Rundschreiben an die Hirten und die Völker festgestellt: Die Pest ist ausgebrochen! Sie ist bereits zur Weltepidemie geworden. Der Name der Pest ist Laizismus.

Man sollte meinen, daß seit dem 11. Dezember die ganze Menschheit in Aufregung sich befindet, in allen Zeitschriften der Gebildeten und in allen Zusammenkünften des Volkes, in allen Familien von der Pest gesprochen wird, die der Heilige Vater signalisiert hat. Jeder Kenner der Gegenwart wird bestätigen, daß das nicht der Fall ist. Im Allgemeinen haben sich bisher weder Ärzte noch Patienten stark alarmiert. Man kann daraus schließen, wie weit das Übel bereits vorgeschritten ist, da die Reaktion des kranken Körpers so schwach einsetzt. Trotzdem: Die Pest ist da! Der Laizismus existiert und ist die eigentliche Krankheit unserer Zeit geworden. Rom hat sich nicht getäuscht.

Was bedeutet Laizismus? Die Kirche ist, wie Pius X. in seiner Enzyklika „Vehementer“ vom 11. Februar 1906 lehrt, „eine Gesellschaft von Menschen, in welcher Einzelne an der Spitze der übrigen stehen und die volle und ganze Gewalt zu leiten, zu lehren und zu richten besitzen. Diese Gesellschaft ist demnach in Hinsicht auf Gewalt und Beschaffenheit eine ungleiche, so zwar, daß sie zwei Stände von Personen enthält, Hirten und Herde, jene, welche in den verschiedenen Rangstufen der Hierarchie sich befinden und die Menge der Gläubigen.“

Wir bezeichnen kurzweg die Hirten der verschiedenen Rangstufen mit dem griechischen Wort Klerus, die Herde mit dem ebenfalls griechischen Ausdruck Laos, das Volk. Davon entstand dann die Bezeichnung Laie, d.h. einer vom Volk, ein Nicht-Geistlicher. Was tut nun der Laizismus? Der Laizismus will, wenn er auch den geistlichen Stand nicht immer radikal leugnet, daß derselbe immer mehr aus der Öffentlichkeit verschwinde. Fort mit dem Einfluß von Kirche und Klerus aus dem öffentlichen Leben! Trennung von Kirche und Staat! Fort mit dem Geist der Kirche und des Klerus vor allem aus der Schule! Konfessionsloser Unterricht! Also Entklerikalisierung! Los vom Geistlichen! Das ist das Programm des Laizismus.

Der Laizismus eine Pest! Also eine totbringende Krankheit. Die Päpste haben das Münzrecht im Reich der Ideen. Sie geben jedem Gedanken den rechten Namen und verlangen dann naturgemäß, daß man jedem Wort die ursprüngliche Bedeutung lasse oder sie ihm wieder zurückgebe! Keine Falschmünzerei! Wenn deswegen der Heilige Vater sagt: Der Laizismus ist eine Pest, dann haben wir kein Recht, in ihm nur leichte Unpäßlichkeit der modernen Gesellschaft zu sehen. Der Arzt, der die schwere Erkrankung als harmlose Schwäche behandelte, würde zum Volksfeind und Totengräber. Wenn der Papst Pest sagt, müssen auch wir Pest sagen.

Wir dürfen uns durch den heimtückischen Charakter des Übels nicht irreführen lassen. Der Laizismus operiert allerdings gewöhnlich nicht mit Marterwerkzeugen, mit Feuer und Schwert wie die Christenverfolger, die Nero’s und Diokletiane. Er hat andere Methoden als die Alten, viel gefährlichere. Er nimmt uns den Sauerstoff. Er entzieht uns die Luft. Er verhindert uns, außerhalb des stillen Kämmerleins und der Sakristei zu atmen, katholisch zu leben. Er wirkt also nach Art der Lungenpest, durch Erstickungstod. Der Laizismus eine totbringende Krankheit!

Der Laizismus eine Pest! Also eine ansteckende Krankheit! Die Ansteckungsgefahr ist umso größer, weil der Bazillus nach dem Urteil des Heiligen Vaters „seit langem in den Adern der Staaten“ also im Blut der modernen Gesellschaft liegt. Der Laizismus gehört sozusagen zum Wesen des modernen Staates. Er ist gleichsam seine Seele, sein Lebensprinzip, sein Vater und Ursprung. Die Verfassungsartikel und Gesetzesparagraphen der einzelnen Länder mögen ändern. Ein Gedanke gehört seit 1789 zu ihrem unveräußerlichen Bestande, mag er auch nicht überall gleich radikal auftreten, der Gedanke: Der Staat als Staat, die Gesellschaft als Gesellschaft, die Regierung als Regierung kann und darf nicht katholisch sein.

Verlangt vom modernen Staat was ihr wollt, eines wird er euch nie geben, seine Seele, sein Blut, den Gedanken der Unabhängigkeit von Kirche und Klerus, den Laizismus. Darum überträgt sich der Bazillus des Laizismus fast wie von selber gleich einer neuen Erbsünde auf die kommenden Geschlechter und wenn ein Politiker nicht davon angesteckt ist, hält man ihn fast für einen abnormalen, unbrauchbaren Menschen. Das ist der zweite Grund, warum der Laizismus eine Pest genannt werden muß.

Der Laizismus eine Pest! Also — und das ergibt sich aus dem vorhergehenden — eine Epidemie, eine Weltkrankheit. Der Heilige Vater spricht von einer Infektion der menschlichen Gesellschaft, nennt den Laizismus schlechthin die Pest unserer Zeit, und schreibt ihm damit eine allgemeine Verbreitung zu. Der Laizismus macht vor keinen Grenzpfählen Halt. Er ist ebenso eine deutsche wie französische, schweizerische wie italienische Krankheitserscheinung. Wer sagt: Bei uns gibt es keinen Laizismus, der weiß entweder nicht, was er spricht, oder er lügt und die Wahrheit ist nicht in ihm.

Die Pest des Laizismus findet sich sodann nicht blos bei den anderen, sondern auch bei uns. Auch wir sind krank und uns hat der Papst in erster Linie die Diagnose gelesen. Der Laizismus hat sich sodann als echte Epidemie auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens breit gemacht. Die Pest herrscht — der Papst betont das mit besonderem Nachdruck — in den Rathäusern und Parlamenten. Die Pest herrscht in den Gerichten. Die Pest herrscht in den Schulen. Die Pest herrscht in der Literatur und Kunst. Die Pest herrscht — man möchte es nicht für wahr halten — auch im Reiche der Gemeinnützigkeit. Mit einem Worte: Sie ist so verbreitet, daß es leichter zu sagen ist, wo sie ist, als wo sie nicht ist. Eine wirkliche Weltkrankheit!

Der Laizismus eine Pest! Und darum ein Feind der Kirche und des Volkes. Es gibt Feinde, die man lieben muß. So will es das Hauptgebot. Aber es gibt auch Feinde, die man hassen muß. So verlangt es Christus. Dieser Haß ist nur die Kehrseite der Liebe. Wer nicht recht hassen kann, kann auch nicht recht lieben. Gott ist die Liebe und die Heiligkeit. Darum haßt er mit unendlichem Hasse alles Schlechte, Falsche, Widergöttliche, Satanische, Revolutionäre in seiner Schöpfung. Wer Gott liebt, muß hassen, was Gott haßt. Wer den Menschen liebt, muß bekämpfen, was dem Menschen schadet, Lüge und Sünde in allen Formen und Graden.

Gambetta hat den Satz geprägt: Le cléricalisme, voilà l’ennemi! Der Klerikalismus, das ist der Feind. Wir sagen, nachdem wir die Enzyklika Pius XI. gelesen haben: Der Laizismus, das ist der Feind, der Wider-Gott, der Wider-Christus, die Wider-Kirche, der Satan des Jahrhunderts. Wer diese Pest liebt, der haßt Gott, Christus, Kirche und Seele. Wer die Pest aus Faulheit, Feigheit oder Interesse schont, macht sich zum Mitschuldigen ihrer Verheerungen. Darum kann es für uns nur eine Losung geben: Entschlossene Abwehr und entschiedener Kampf gegen die Pest des Jahrhunderts.

Der Arzt, der die Diagnose des Übels gestellt, gab uns auch die Arznei. Der Heilige Vater Pius XI. erklärt: „Wenn wir anordnen, Christus soll von der ganzen katholischen Welt als König verehrt werden, so wollen wir damit dem Bedürfnis unserer Zeiten entgegenkommen und ein wirksames Heilmittel jener Pest entgegenstellen, welche die menschliche Gesellschaft heute ergriffen hat.“ Das oberste, allgemeine, unbeschränkte Königtum Christi über Staat und Gesellschaft der Gegensatz zum modernen Laizismus.

Hier steht Armee gegen Armee, Fahne gegen Fahne, Losung gegen Losung. Man muß wählen. Dienen, hüben oder drüben. Um das geht der Riesenkampf der Geister, an dessen Vorabend wir angekommen zu sein scheinen. Die Zukunft gehört entweder dem Laizismus oder dem Königtum Christi. Was uns anbetrifft, wir glauben, daß die Pest, nachdem sie den ganzen Erdkreis verwüstet, ihrem Ende entgegengeht. Was auch immer der Morgen bringen wird, der Übermorgen gehört Christus, Christus dem König.

Der König auf der Anklagebank

Wenn Jesus wirklich der Freund des menschlichen Geschlechtes ist, wie ihn die Schrift so gerne darstellt, warum schaute er schweigend zu, als am 1. August 1914 das Schrecklichste geschah, was die Weltgeschichte bisher kennt? Wenn Gott allmächtig ist, warum hat er nicht durch sein Dazwischentreten, durch einen Eingriff seiner allerhöchsten Regierung, alle Kriegserklärungen annulliert? Wenn Gott barmherzig ist, warum duldet er’s, daß Millionen von „Unschuldigen“ ihr Blut vergießen mußten? —

Wenn Gott unendlich weise ist, warum schaut er zu, wie die Barbarei, die Bestialität, über eine hochentwickelte Kultur den Sieg davon trägt? Wenn Gott gerecht ist, warum läßt er alle Rechte der Persönlichkeit, der Familie, des Eigentums in den Boden stampfen? Weltkrieg und Weltrevolution sind nicht nur ein Bankrott der Politik, sondern auch der Religion. Wenn Christus König ist, warum regiert er nicht?

Das ist die Anklage, die man heute Christus vorwirft. Die Menschheit zitiert in ihrem Wahnsinn Jesus als den großen Schuldigen von Weltkrieg und Weltrevolution auf das Armensünderbänklein. „Tag und Nacht steigt von der Erde, von ihren Weltstädten und einsamen Wohnungen millionenfaches Murren, bittere Klage, dumpfes Grollen, Fluch und Lästerung gegen den Himmel.“ Darin besteht eine der bedenklichsten Erscheinungen im geistigen Leben der Gegenwart. Man ist am Königtum Jesu irre geworden. Das Fundament der Religion ist für die große Masse ins Wanken gekommen!

Es ist eine kindliche Unternehmung, wenn ein Mensch sich zum Anwalt Gottes machen will. Jesus braucht keinen Advokaten. Er wird seinen Prozeß selber führen. Die Liebe zu Jesus und Kirche, wie die Liebe zur armen Menschheit veranlaßt uns dennoch, heute als Fürsprech des Vielgeschmähten und seiner Kirche gegenüber dem murrenden Volke aufzutreten.

Hat der König versagt? Ich setze mich zuerst auseinander mit den Atheisten und Materialisten, den modernen Ungläubigen. Sie haben das ganze Himmelsgewölbe „durchforscht“ und das Eingeweide der Erde durchwühlt. Sie haben alle Archive der Welt durchblättert und die Geheimnisse des winzigen Atoms studiert, um einen Beweis gegen das Dasein Gottes zu finden. Sie sagen uns, die Angelegenheit sei wissenschaftlich erledigt: Es ist kein Gott!! Alles ist ewiger Stoff und ewige Kraft!!

Es ist kein größerer Widerspruch denkbar. Man schimpft nie über einen, der gar nicht existiert. Das wäre zum Lachen. Ein vernünftiger Atheist, wenn es überhaupt vernünftige Atheisten gibt, kann kein Gotteslästerer sein. Er glaubt nicht an Gott. Folglich rede er auch nicht von ihm und nicht von Jesus .Wir haben also ein Recht, zu verlangen, daß in unserer Frage, ob Jesus versagt, vorab alle Gottesleugner schweigen.

Die zweite Klasse in der Gesellschaft der Gottes- und Christuskritiker bilden die sogenannten Liberalen. Sie glauben vielleicht noch an ein allerhöchstes Wesen, aber dieses Wesen hat, nachdem es die Welt erschaffen, sich in den Ruhestand zurückgezogen!! Gott hat als Regierung abgedankt!! Der Liberlismus verbietet ihm jede Einmischung in den Gang der politischen Ereignisse. Die Politiker und Diplomaten sind unverantwortlich, unabhängig und souverän!! Jesus hat in den zeitlichen Angelegenheiten der Nationen nichts mehr zu sagen!! Das ist liberaler Glaubenssatz, und wenn einmal ein katholischer Priester auf der Kanzel gegen diesen Glaubenssatz auftrat, dann protestierte der Liberalismus wegen Einmischung in die Angelegenheiten des Staates.

Was geschah? Der 1. August 1914 kam. Auf der ganzen Welt gab es keine einzige katholische Regierung. Alle ohne Ausnahme waren mehr oder weniger liberal geworden. Es schien, als ob Jesus selber zur Strafe der Völker „liberal“ geworden. Er „mischte sich nicht in die politischen Angelegenheiten der Nationen.“ Er tat scheinbar, was man seit mehr als hundert Jahren in allen Volksversammlungen und Zeitungen von ihm gefordert hatte. Und nun, wiederum welcher Widerspruch! Die seit hundert Jahren liberalen Völker, die sich liberale Verfassungen gaben und liberale Abgeordnete wählten, rechnen es Gott zum Verbrechen an, weil er seit zwei Jahren nicht in die Politik eingreifen wollte!! Wenn man liberal ist, dann hat man jetzt kein Recht, Gott wegen Nichtintervention anzuklagen. Die Liberalen haben, wollen sie konsequent sein, in unserer Frage zu schweigen.

Ein Wort an die Sentimentalen. Der Weltkrieg und die Weltrevolution mit ihren himmelschreienden Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten sollen ein Beweis sein, daß es keinen Gott gibt! Christus hat versagt!! Antwort: Die Welt ist nicht nur ungläubig und liberal geworden. Sie ist gottlos. Gewiß, es hat immer Gottlose gegeben. Aber der modernen Zeit war es vorbehalten, die Gottlosigkeit zu einer öffentlichen Macht zu steigern. Und was noch schlimmer ist, die Gottlosigkeit wurde zum eigentlichen glühenden Gotteshaß. Sie wurde zur Wut. Man stürzte sich auf Gott, um ihn zu erwürgen, zu töten, zu vernichten.

Wer in die Geheimnisse der modernen Freimaurerei einen Blick getan, der weiß, daß wir nicht übertreiben. Die Freimaurerei ist die geheime Regierung, die hinter den meisten Regierungen der Erde steht. Was wir seit der großen französischen Revolution erleben, das ist der radikale, unerbittliche und unversöhnliche Krieg gegen Gott, die Revolution der Erde gegen den Himmel.

Was mußte Gott tun, wenn es einen solchen gibt? Alle Gnaden wurden in den Wind geschlagen. Alle Mahnungen wurden verlacht. Die Welt war unbelehrbar und unbekehrbar geworden. Gottes Barmherzigkeit und Langmut war nur Anlaß zu neuer Frechheit und neuem Hohn. Und was wohl zu bemerken ist, wir ertrugen’s. Wir schauten den Ausbrüchen dieses Gotteshasses zu und hatten keine Gesetze und keine Gerichte, um die Rechte Gottes und seines Christus zu verteidigen. Wir machten uns zu Mitschuldigen.

Da mußte Gott reden, um die Rechte auf seiner Erde zu wahren. Er mußte zu den letzten Mitteln greifen. Er mußte. Wir dürfen uns durch keine Schwierigkeiten irgend welcher Art im Glauben an Gott irre machen. Aber wenn es etwas gäbe, das uns einen Zweifel am Dasein eines Gottes erwecken könnte, dann wäre es, wenn der himmelschreiende moderne Gotteshaß und Gotteskrieg nicht endlich einmal eine Antwort bekommen hätte.

Ich für meine Person, schreibt ein Schriftsteller, ich gestehe, daß ich die Nähe, die Gegenwart Gottes, nie so unmittelbar gefühlt habe, wie während dieser letzten Jahre. Wer jetzt noch nicht an einen Gott glaubt, der wird vielleicht morgen an ihn glauben. Wer morgen noch nicht glaubt, der wird übermorgen glauben. Gott kann so laut reden, daß alle Ohren ob diesem Epheta gellen.

Christus gibt einen apologetischen Kurs über sein Königtum und wird nicht damit aufhören, bis er seinen Zweck erreicht hat, bis alle Welt einsieht, daß Gott existiert und daß er mit unendlicher Weisheit, Liebe und Gerechtigkeit regiert.

Der alte Gott lebt übrigens noch. Die größten Strafgerichte können das Bild nicht verwischen, das die heilige Schrift von ihm gezeichnet. Er kam in die Welt, um uns zu erlösen. Er lag als armes Kind in einer Krippe. Er war der Freund der Kleinen, der Armen, der Kranken und der Sünder. Er ließ sich geißeln, mit Dornen krönen und kreuzigen aus übergroßer Liebe. Er gab uns das allerheiligste Sakrament, um immer unter uns zu wohnen. Er gab uns die Macht, Kinder Gottes zu sein. Er verspricht uns seinen ganzen Himmel von ewigen Freuden für einige Jahre Leid und Arbeit.

Er gibt uns zahllose Gaben des Leibes, die er ausschüttet über Gerechte und Ungerrechte, trotzdem er uns keinen Heller, keinen Brosamen, keinen Sonnenstrahl schuldig ist. Der alte Gott lebt noch. Das ewige Licht brennt immer noch vor unsern Tabernakeln. Wer behauptet, daß ein solcher Gott lieblos, ungerecht und grausam ist, wer von ihm redet, als wäre er der Feind des Menschengeschlechtes, wer gegen Gott murrt, der ist ein Ungeheuer des Undankes.

Das Murren der Völker richtet sich auch gegen die Kirche Jesu. Sie ist die zweite Angeklagte, die versagt haben soll, die Kirche und der Papst. Die Anklage ist von einem ungeheuren Ernst. Je schrecklichere Opfer in dieser Katastrophenzeit fallen, desto mehr werden die wahren Schuldigen die Verantwortung auf die katholische Kirche wälzen. Alle Buben und Schurken des Erdkreises werden im kommenden Kulturkampf die Kirche als die Ursache allen Unglücks hinaufschleppen auf den Kalvarienberg, um sie zu steinigen und zu kreuzigen. Die Kirche hat versagt!!

Gedankenloser und ungerechter könnte man nicht reden. Wer beherrscht die ganze innere und äußere Politik der Staaten? Wer hat die moderne Schule in seiner Gewalt und erzieht die Männer, die heute die Geschicke Europas leiten? Wer beherrscht das wirtschaftliche Leben, die Industrie, den Handel, die Bank und die Börse? Wer hat alle Depeschenagenturen der Welt und die gesamte Großpresse, diese Königin der öffentlichen Meinung, in der Hand? Der Liberalismus, der Laizismus, der Protestantismus, der Kapitalismus, die Freimaurerei, der Materialismus, der Nationalismus, der Militarismus.

Ich betone es noch einmal: Es gibt wohl Katholiken, es gibt auch katholische Gegenden. Aber es gibt unseres Wissens zur Zeit in ganz Europa keinen einzigen katholisch regierten Staat, keine einzige wirklich katholische Regierung.

Die Kirche hat ein gewisses äußeres Ansehen. In Wirklichkeit ist sie an Händen und Füßen gebunden. Ihre Bischöfe werden fast überall vom Staat als Knechte behandelt. Ihr sichtbares Oberhaupt, der Papst, ist ein Gefangener im Vatikan. Ihr Heuchler, ihr „stürmt mit rohem Fußvolk, leichter Kavallerie und schwerem Geschütz über unsere Äcker, wenn die Frucht am reifen ist“, und dann klagt ihr uns an, wenn wir keine volle Ernten haben! Ihr schließt uns den Mund mit euren Gesetzen und Verordnungen und dann kritisiert ihr, weil wir nicht reden. Ihr raubt uns unsere Kirchengüter, unsere Klöster und unsere Stiftungen und dann macht ihr es uns zum Vorwurf, daß wir nicht sozial tätig seien.

Ihr schlagt uns ans Kreuz und dann spottet ihr, weil wir nicht heruntersteigen. Ihr Heuchler, gebt unserem Papst, unseren Bischöfen, unseren Priestern, unseren Laien, die unbeschränkte Freiheit zu reden, zu handeln, zu leben, wie wir wollen. Dann kommt und schaut, ob wir versagen. Unterdessen klopft an eure sündhafte Brust und gestehet, daß ihr und eure Grundsätze versagt haben bis zum vollendeten Bankrott.

Das Murren gegen Christus! Es ist Wahnsinn. Es ist eine der größten und unheimlichsten Sünden. Es ist die Sünde, die in Gott einen Feind sieht. Wenn man an Gott irre wird, dann ist das Fundament der Religion eingestürzt.

Ich begreife es: es gibt Stunden im Menschenleben, wo finstere, schwarze Nacht der Trostlosigkeit den Geist umhüllt und ratlos die Seele von ungeheuer Schwerem zu Boden gedrückt wird. Allein, in solchen Ölbergsstunden darf der Glaube nicht wanken. Gottes Wege sind Wege wunderbarer Weisheit. Ob wir auch nicht wissen, wo’s hinausgeht, wie Kinder sollen wir uns an der Hand Christi führen lassen und denken: Jesus weiß den Weg. Er regiert auch heute noch.

Das genügt. Und wenn mein Verstand stille steht: Ich will ihn beugen unter das Unbegreifliche. Ich will glauben und hoffen. Mit Job, dem großen Dulder, sage ich: Ich will meine Hand auf meinen Mund legen! Job 39, 34. Ich will schweigen. Nacht und Wolken vergehen. Gott stirbt nicht. Gott versagt nicht. Jesus versagt nicht. Die Kirche versagt nicht. Das ewige Licht unserer Tabernakel ist noch nicht erloschen. Es wird, glaubt’s, zur Morgenröte eines neuen Tages.

Kein Platz für den König

Man war in Bethlehem nicht grundsätzlich gegen den Neubürger Christus. Aber die politischen, sozialen, wirtschaftlichen Verhältnisse brachten es mit sich, daß für die Geburtsstätte des Messias kein Platz war.

Wo würde Christus heute geboren? Macht uns nicht die Platzfrage für das Christkind jetzt so viel Kopfzerbrechen, daß wir über den neutralen Boden des Stalles herzlich froh würden?

Haben nicht wir Politiker, wir Sozialweisen, Nationalökonomen, Gelehrten, Künstler seit 100 vollen Jahren das bethlehemitische Verbrechen begangen? Besteht nicht die liberale Sünde darin, daß man das allgegenwärtige Christentum der Vorzeit wegen Platzmangel auf gewisse heilige Schonreviere eingeschränkt hat?

Christi Wahrheit ist etwas Allgegenwärtiges, Allgeltendes, Bleibendes, wie Christi großes Taglicht, die Sonne. Sie ist überall oder nirgends. Sie ist Sonne, einzig und ganz oder sie ist nicht. Sie ist für Alle oder für Niemand. Man lebt durch sie und stirbt ohne sie. Christus der König braucht zu viel Platz, nämlich allen. Das ist sein „Unglück“! Seine Wahrheit will nicht nur leben, sie will herrschen, absolut und allein. Und hier liegt der Grund, warum Christus heute wieder in einem Stalle geboren würde.

Im Rathaus sicherlich nicht! Die Regierung muß auf den Parquettböden des Interkonfessionalismus sehr vorsichtig auftreten! Sie darf sich nicht einseitig in den Dienst einer bestimmten und dazu noch extremen „Partei“ stellen! Wenn Christus rein „christlich“ wäre! Aber er war römisch-katholisch, glaubte an Wunder, an die Dreifaltigkeit, den päpstlichen Primat, definierte sogar laut Matth. 16, 18 das untramontane Dogma von der Unfehlbarkeit! Aus verfassungsrechtlichen Gründen müßte deswegen das Gesuch des himmlischen Vaters, für die Geburt Christi das Rathaus als Bethlehem einzuräumen, abgewiesen werden. Grundsätzlich verkenne man ja keineswegs den Kulturwert des Christentums. Hingegen müßte das Projekt der sogenannten Erlösung unbedingt auf dem Boden des bestehenden Staatsrechtes verwirklicht werden. „Weil kein Platz sei für einen König.“

In Anbetracht, daß Christus die menschgewordene, ewige Weisheit ist, machte der Himmel vielleicht einen Versuch, die Hochschule als Geburtstätte für Christus zu gewinnen. Der Senat behandelte dann in längerer Sitzung die Frage, ob Christus auf Hochschulboden geboren werden dürfte. Es würde wohl darauf hingewiesen, daß man mit „Gott“ einig gehe in der Pflege des „Höheren“. Hingegen dürfe der rein wissenschaftliche Charakter der Universität nicht durch Verquickung mit der Religion in Frage gestellt werden. Es sei darum auf das Gesuch im abschlägigen Sinne zu antworten. „Weil kein Platz sei.“

Eine Anfrage im Künstlerheim hätte wohl den gleichen Erfolg. Die Literatur, Malerei, Musik usw. hätten rein künstlerische Zwecke zu verfolgen. Eine außerkünstlerische Tendenzen verfolgende Beeinflussung könne nicht zugelassen werden. Zwar biete die Religion reiche künstlerische Ausbeute. Anderseits dürfe sich die Kunst nicht das unendliche Reich des Schönen entgehen lassen, indem sie sich an den Einen verkaufe. Die Kunst sei nicht katholisch, so wenig wie Farbe und Leinwand und Papier! Christus wolle zu viel Platz! Er wolle das Ganze!

Sankt Josef, wage einen letzten schüchternen Versuch! Siehst du die großen Lagerhäuser, Fabriken und Banken? Da ist wohl Platz! — Gefehlt! — Es sind die Burgen der Rein-Wirtschaftlichen! Was hat Christus mit Kohle, Eisen, Seide zu tun? Sankt Josef zitiert zwar zum Protest Frage 1 des katholischen Katechismus, die Fundamentalfrage großzügiger katholischer „Weltanschauung“. Die Rein-Wirtschaftlichen beantragen vermittelnd, aus taktischen Gründen neben Christus noch anderen „christlichen“ Religionsstiftern im Wirtschaftsleben Platz zu geben. Da Sankt Josef zu diesem Kompromiß sich nicht verstehen kann, muß Christus, der König, aus taktischen Gründen draußen bleiben. Aus Platzmangel!

Es gibt neben dem rein-politischen, rein-wirtschaftlichen, rein-künstlerischen Gebiet noch ein rein-unterhaltendes, rein-gesellschaftliches, wo naturgemäß Christus auch nicht viel zu sagen hat. Bald prinzipiell, bald taktisch, wird ein Reich nach dem andern dem Einfluß der katholischen Wahrheit entzogen. Es ist kein Platz mehr für den König.

Wir finden den Gottesmord auf Golgatha ehrlicher, männerhafter als dieses Luft- und Licht- und Platznehmen bis zum Tod der Erstickung. Ob man’s bei dieser Taktik oder beim Dulden dieser Taktik gut meint, ändert am endlichen Ruin unserer Sache nichts. Was nützt es uns, wenn man uns prinzipiell leben, aber taktisch sterben läßt? Was nützt das Königtum ohne Land? Platz dem Allgegenwärtigen! Wie viel? Der Ganze!

Der König ohne Krone

Wir müssen im allgemeinen von unserer heutigen Gesellschaft sagen: Jesus herrscht nicht mehr. Man nahm ihm Krone und Zepter. Das praktische Leben steht fast ganz außerhalb des Übernatürlichen. Die Welt ist entchristlicht, naturalisiert, vernatürlicht, jesusfern. Und zwar nicht nur die Welt, die 99% von Heiden, sondern auch jene, die zu 99% von Christen bewohnt ist. Sobald man die Kirche und vielleicht noch die Familienstube verlassen hat, merkt man gewöhnlicht nicht mehr viel, daß man unter Christen wohnt.

Schon vor 50 Jahren konnte Kardinal Mermillod ausrufen: Die Idee des Übernatürlichen, wer hat sie? Sie existiert beinahe nicht mehr! Seither ist die Möglichkeit, Jesus in der Gesellschaft zu finden, (außerhalb des Tabernakels und außerhalb der Herzen einiger frommen Seelen) eine noch viel schwierigere geworden.

Wie immer hat es in der Gedankenwelt angefangen. Die Gedankenwelt des modernen Menschen ist gottleer. Der Gottesgedanke, der Jesusgedanke, der Ewigkeitsgedanke werden immer seltener, bis sie schließlich fast ganz verschwinden. Der Glaube schlummert ein. Sein Licht erlischt. Seine Stimme verstummt. Er ist nicht tot, aber er hört auf, das Auge und die Stimme der Seele zu sein. Die Gedankenwelt der meisten Christen ist während des Tagewerkes wie in der Zeit vor Christus bei den bessern Heiden. Manches Vernünftige. Manches natürlich Gute. Manches Ehrenhafte. Aber im großen Ganzen doch eine Welt ohne Jesus. Darum eine kalte, leere Welt.

Wie die Welt des Gedankens, so die Welt des Wortes. Der Mensch redet, was er denkt. Wovon das Herz voll ist, überläuft der Mund, der Mund und die Feder. Eine Welt, die ganze Stunden, Tage, Wochen nie an Jesus denkt, an seine Person, an seine Lehren und seine Gesetze, wird selbstverständlich auch nicht von ihm reden. In der Tat gibt es wohl keinen Namen, der unter Christen ängstlicher im Gespräche gemieden wird als der Name Jesus.

P. Weiß hat recht: Wir reden von allem. Nur einen Namen meiden wir, den, in dem alles beschlossen ist. Wir rühmen uns jeder Nichtigkeit, wenn aber die Rede auf den fällt, vor dem alle Knie sich beugen sollen, so ist es fast, als ob wir uns seiner schämten. Ein Mensch begegnet einem Menschen, ein Christ einem Christen — von was werden sie reden? Vom Wetter, von der Politik, von der Valuta, vom Handel, vom Sport, von der Mode, von „ihr“, von „ihm“. Wenn einmal einer so viel Starkmut aufbrächte, ungekünstelt, aus innerem Herzensdrang, den Namen Jesus in die Konversation hineinzutragen, man würde ihn groß anschauen. Von dem redet man doch nicht!

Ein Mann, der seine Zeit kennt, hat die Frage aufgeworfen: Wie oft im Jahre wird in allen Parlamenten des sogenannten christlichen Europas, in denen angeblich die Völker mit ihren Ansichten und Gesinnungen zu Worte kommen, der Name Jesus ausgesprochen? Wie oft ist von Jesus die Rede? Es würde uns gar nicht wundern, wenn uns auf diese Frage selbst aus gutkatholischen Kreisen heraus mit einem mitleidigen Lächeln geantwortet würde: Was hat Jesus in den Parlamenten und was haben die Parlamente mit Jesus zu tun?!

Armer Jesus, würde der hl. Alphons sagen! So weit sind wir mit unserem angeblichen Christentum gekommen. Die Umgangssprache wird immer mehr entchristlicht, besonders bei den Politikern und Geschäftsleuten. Es ist eine Sprache ohne Jesus. Eine Sprache, die jeder anständige Heide auch fertig bringen würde. Sie steht außerhalb des Übernatürlichen. Sie ist mehr als modern. Sie ist modernistisch.

Wie die Welt des Gedankens und der Rede, so die Welt der Tat. Man mag zum Lobe der modernen Technik sagen, was man will. Jesus ist gewöhnlicht nicht dabei. Sie hat keine christliche Seele. Sie glaubt nicht an den, durch welchen alles gemacht worden. Sie betet nicht. Sie singt und jubelt nicht mit beim Großer Gott, sondern spielt vornehm die Neutrale, die Konfessionslose, wenn sie nicht offen spottet.

Früher stand die Arbeit im Schatten des Kreuzes und des Madonnenbildes. Sie war gegen den Himmel hin orientiert. Sie war Gottesdienst, Buße, Gewissenssache, Nachfolge Jesu, Übung des Gehorsams, der Geduld, der Nächstenliebe. Sie war hinaufgegangen in die Welt des Übernatürlichen. Heut fehlt nicht nur das Kruzifix in den Werkstätten, in den Amtsstuben, in den Büros. Heut fehlt der Geist. Jesus herrscht nicht mehr. Ausnahmen bestätigen nur die Regel.

Jesus muß wieder herrschen, nicht nur in den Kirchen, auch in der Werkstatt. Auch in unseren Familien und auf unseren Festen, auf allen unseren Straßen und öffentlichen Plätzen, in unseren Rathäusern und Schulen. Das Leben der Christen, das ganz naturalistisch, rein weltlich geworden, muß wieder übernatürlich werden. Das Wunder von Kana soll an unserer heutigen Gesellschaft wiederholt werden. Sinnbildlich gesprochen haben wir jetzt keinen Wein mehr. Wir trinken nur noch das fade, laue Wasser aus den Zisternen des Welt- und Zeitgeistes.

Christus muß das Wasser des Naturalismus verwandeln in den Wein der Übernatur. Insofern ist die Hochzeit von Kana das Wahrzeichen von dem, was jetzt geschehen soll. Das Wunder von Kana war ein Verwandlungswunder. Die Welt soll nicht nur verbessert, sondern umgewandelt werden, nicht bloß erneuert, sondern ganz anders. Nicht bloß Reformation, Erneuerung, muß das Losungswort sein, sondern Verwandlung. Die rein Weltlichen, nur Natürlichen, Irdischen, müssen durch die Gnade Gottes Vergeistigte, Übernatürliche, Himmlische werden.

Wenn ein Priester zur Opferung kommt, betet er, indem er das Wasser segnet: O Gott, der du die Würde der menschlichen Natur wunderbar geschaffen und noch wunderbarer erneuert hast, verleihe uns, daß wir durch das Geheimnis dieses Wassers und Weines teilhaben an der Gottheit desjenigen, der sich gewürdigt hat, an unserer Menschheit teilzunehmen, Jesus Christus, dein Sohn, unser Herr, welcher mit dir lebt und regiert in der Einheit des Heiligen Geistes. So oft wir dem Gottesdienste beiwohnen, vollzieht sich dieses Verwandlungswunder auf dem Altare, die Umänderung des Natürlichen in das Übernatürliche, des Vergänglichen in das Unvergängliche, des Brotes und Weines in den Leib und das Blut Christi.

Wir sollen und dürfen beim Gottesdienste nicht nur passive Zeugen dieser Verwandlung sein. Wir sollen sie miterleben. Der Mensch in uns soll „Christus werden“. Derjenige, der nach dem Ite missa est nach Hause geht, soll ein anderer sein als derjenige, der beim Staffelgebet an seine Brust klopfte. Ein Mensch mit anderer Seele, ein Mensch mit anderem Herzen, ein Mensch mit anderen Augen, anderer Zunge, anderen Händen, ein Übernatürlicher innen und außen.

Ich betone besonders: ein Mensch mit anderen Augen. Wir müssen alles ganz anders anschauen. Alles mit dem Auge des Glaubens, mit dem Auge des Himmels, mit dem Auge der Ewigkeit, mit dem Auge Jesu. Alles, wie Jesus es sagt. Alles, wie Jesus es will. Alles, wie Jesus es macht. Das ist Christentum. Das Wasser soll in den Wein verwandelt werden. Dann kommt der König wieder zu Zepter und Krone.

Alles in der großen Welt geht jetzt natürlich zu. Darum geht es natürlich auch nicht mehr. Es muß alles anders werden. Jesus muß wieder unter uns herrschen. Überall. Immer. Darum kann unser Gebet in unserer großen Not kein anderes sein als das am Schluß der geheimen Offenbarung: Komm, Herr Jesus! Sei uns König.

Sei bei uns, wenn wir beten, wie du mit deinen Jüngern gebetet hast. Sie bei uns, wenn wir arbeiten, wie du mit Joseph in Nazareth gearbeitet hast. Sei bei uns, wenn wir essen und uns freuen, wie du in Kana dich mitgefreut hast. Sei bei uns, wenn wir durch die Straßen wandeln, wie du einst mit deinen Aposteln durch die Straßen Galiläas gewandelt. Sei bei uns, wenn wir mühselig sind und beladen, wie du einst die Kranken deines Volkes besuchtest. Es geht nicht mehr! Komm, Herr Jesus, herrsche! Möge sich die Antwort des Herrn an den Liebesjünger auch bei uns erfüllen: Ja, ich komme bald!

Der Krippenkönig

Das ist ein Geheimnis! Das begreif ich nicht! Vor Christkinds Krippe steht — knien können diese Herren nicht — der moderne Professor, der moderne Kaufmann, der moderne Minister, die drei Könige der modernen Kultur. Solange die Krippe nur vom kulturhistorischen Standpunkte aus betrachtet wird, findet dieselbe ihr Interesse. Die Sache ist offenbar poetisch! Das Kind, umgeben von Hirten und Schäfchen, nimmt sich sogar allerliebst aus.

Wenn man aber weiter geht und behauptet: Dieses Kind ist der Sohn des lebendigen Gottes, Gott selber und der König des Menschengeschlechtes, dann gerät die Szene sofort in andere Beleuchtung. Die Vertreter der modernen Weltanschauung werfen einen Blick auf Christkinds Inventar: Ein Mietstall, eine Krippe, eine Windel. Dann schütteln sie übereinstimmend den Kopf: Das verstehen wir nicht!

Das Inventar eines Königs ein Stall, eine Krippe, eine Windel — das verstehen wir nicht nur nicht, das ist nicht nur ein Geheimnis, das ist ein Protest gegen unsere ganze moderne Kultur. Wenn dieses Kind recht hat, dann ist die ganze moderne Kultur eine Verirrung, ein Unsinn, eine in ihren Folgen unberechenbare Irrlehre. Was ist die moderne Kultur? Größenwahn, Goldanbeterei, Machtprotzentum. Was ist die Krippe? Demut, Armut, Schwäche. Also Gegensätze, zwischen denen man wählen muß.

Der kleine König in der Krippe ein Protest gegen den Größenwahn. Mit dem hatte das Elend im Paradiese angefangen. Die Fahne der Wissenschaft wurde von den Stammeltern aufgepflanzt. Die Augen werden euch aufgehen!! Ihr werdet sein wie die Götter!! Beim Schall der Posaune der Aufklärung ist das ganze Tugendgebäude Adams zusammengestürzt. Sobald von „Bildung“ die Rede war, ging der Glaube und der Gehorsam in Brüche. Seitdem liegt uns der Bildungsstolz im Blut. Alle Revolution gegen Gott und Kirche, aller Glaubensabfall und alle Sektenbildung vollzog sich unter diesem Schlachtruf. Der größte Unsinn wird von der Masse angebetet, wenn man sagt, er sei wissenschaftlich.

Auch in unseren Kreisen gibt es viele, die sich von der Wissenschaft das Paradies auf Erden versprechen. Sie meinen, es genüge, die Menschen aufzuklären, um sie besser zu machen. Nichts ist unrichtiger. Derjenige von den Engeln, der am meisten wußte, ist am tiefsten gefallen. Der Lichtträger ist ein Teufel geworden.

Es ist die Frage gestellt worden, welchem Glauben die verworfensten Elemente, die größten Scheusale, die blutdürstigsten Revolutionäre angehört haben. Ich würde mich nicht verwundern, wenn man an Hand der Geschichte nachweisen könnte, daß sie in der Mehrzahl früher Katholiken gewesen seien und als Kinder den ganzen Katechismus auswendig wußten. Von den höchsten Bergen fällt man am tiefsten.

Welche Periode der Weltgeschichte wird man einst als die barbarischste bezeichnen? Diejenige, die am meisten Schulpaläste und Bibliotheken gebaut, diejenige, die am meisten gelesen und am längsten in die Schule gegangen. Die des 20. Jahrhunderts! Welches Geschlecht ist das sittenloseste? Dasjenige, das am meisten weiß, dasjenige, das recht früh und recht gründlich aufgeklärt worden ist. Wann steht die Familie am tiefsten? Jetzt, wo man mehr als je Elternabende, hauswirtschaftliche Vorbereitung, Mutterkurse arrangiert. Wann war der Bürger am vaterlandslosesten? Nachdem man ihm 100 Jahre lang unter der Herrschaft des Liberalismus durch staatsbürgerliche Weisheit, Verfassungskunde, Parteiversammlungen politische Aufklärung verschafft.

Der Weltkrieg, der ein Zusammenbruch sehr vieler Dinge auf Erden gewesen ist, war auch ein Bankrott der Wissenschaft. Erst, nachdem man so viel von der Chemie, von der Elektrizität, von der Technik zu Erde, Luft und Wasser wußte, konnte dieses große Völkermorden beginnen. Das Wissen und darum auch das Buch, die Schule, die Bibliothek, ist — wir wagen es zu sagen — weder das erste noch das wichtigste. Wir wollen nicht mißverstanden sein. Wir wollen nicht das Volk in der Dummheit erhalten, um es besser regieren zu können.

Wir betonen nur die Wahrheit: die Wissenschaft ist nicht das erste, sondern das zweite, nicht das notwendige, sondern das nebensächliche. Wir stehen auf dem Standpunkte des Krippenkindes (Matth. 18, 3): Wahrlich ich sage euch, wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen. Wer sich demütigt wie dieses Kind, der ist der größte im Himmelreich! Demütiger kindlicher Glaube ist vernünftiger und völkerbeglückender als alle Wissenschaft. Der Professor, d.h. die einseitige, stolze Bildung, hat versagt.

Das Christkind, das arme Christkind, ein Protest gegen Luxus und Mammonismus. Wenn der Mensch innerlich arm ist, sucht er die innere Armseligkeit durch Anhängung von äußern Gütern auszugleichen, mit Kleidern, Kleinodien, Häusern, Grundbesitz. Weil das innere Paradies verloren ist, will man die Außenwelt zum Paradies umgestalten. Darin liegt das stolze Programm des Liberalismus und Sozialismus. Das liberale Programm: Das Paradies für die obern Zehntausend! Das sozialistische Programm: Das Paradies für Alle!

Die Liberalen wie die Sozialisten sind im Irrtum. Sie suchen allen Lehren einer sechstausendjährigen Geschichte zum Trotz zu einer falschen Zeit und am falschen Ort und sind darum verurteilt, immer zu suchen und nie zu finden. Sie suchen zu einer falschen Zeit, weil das erste Paradies seit sechstausend Jahren verschwunden ist und das zweite Paradies erst nach dem Weltgericht seinen Anfang nimmt. Sie suchen am falschen Ort, weil das Paradies, wenn es überhaupt in der Zeit zwischen Sündenfall und Weltgericht eines auf Erden gibt, nicht außen, sondern innen, im Herzen ist. Wenn im Herzen die Hölle der Unzufriedenheit brennt, nützen alle Kleider, Kleinodien, Häuser und Besitzungen nichts. Wenn im Herzen der Himmel des Glückes lacht, sind alle äußeren Güter Nebensache.

Das arme Christkind ist eine Widerlegung des Liberalismus und des Sozialismus und des beiden gemeinsamen Materialismus. Das arme Christkind sagt: Wenn es sich um wahren Reichtum und wahres dauerndes Glück handelt, spielen die äußeren Güter keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Eine Windel, eine Krippe und ein Stall genügen. Vor Gott und dem Gewissen ist der einzige wahre Reichtum das, was man ist und nicht das, was man hat. Unser Gott heißt Jehova — Jahwe — der, der da ist und nicht der, der da hat, der Seiende und nicht der Habende. Darauf beruht die Weisheit der Krippe: Das Weihnachtsideal des Christentums ist nicht der, der etwas hat, sondern der, der etwas ist.

Während beim Heidentum und entarteten Judentum die äußeren Güter auf ihrer höchsten Höhe sind, erleiden sie plötzlich beim Gloriagesang der Engel ob Bethlehems Fluren ihren tiefsten Kurssturz. Sie werden entwertet. Der heilige Paulus drückt den Gedanken in schärfster Weise aus: Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden gehalten. Ja, ich erachte alles für Kot, damit ich Christus gewinne. (Phil. 3, 8.)

Die moderne Kultur, die durchaus heidnisch ist, hat die Wertpapiere der äußeren Güter wieder gewaltig in die Höhe getrieben. Der Weltkrieg hatte die Aufgabe, sie wieder auf ihren wahren, gottgewollten Wert hinabzudrücken. Nach einer alten Prophezeihung, die mir durchaus glaubwürdig erscheint, mußte die Folge des Weltkrieges ein Bankrott der Staaten und der Völker sein. Eine allgemeine Verarmung! Das ist göttliche Gerechtigkeit. Das Ideal der Zukunft soll nicht mehr wie heute der Mensch sein, der etwas hat, sondern der Mensch, der etwas ist. Das wird des Krippenkönigs Sieg sein über das moderne Großkapital und den liberalen und sozialistischen Materialismus.

Das schwache Christkind, ein Protest gegen das Machtprotzentum der Menschheit. Die beiden Grundwahrheiten der Religion sind die Wahrheit von Gott und die Wahrheit vom Menschen. Die Wahrheit von Gott und vom Menschen ist die: Gott ist der unendlich Große, der Mensch der unendlich Kleine. Mit den Worten der Heiligen Schrift: Mit der hohlen Hand maß Gott die Gewässer und wog die Himmel mit der flachen Hand. Mit drei Fingern faßte er der Erde Last, wog die Berge mit einem Gewichte, die Hügel mit einer Wage. Die Völker sind vor ihm wie ein Tropfen am Eimer, die Inseln wie dünner Staub. Alle Völker sind wie nichts vor Gott. Er sitzt über dem Erdkreis und seine Bewohner sind ihm wie Heuschrecken. Heu ist das Volk. Alles Fleisch ist wie Gras und seine Herrlichkeit wie die Blume des Feldes. Das Heu verdorrt, die Blume fällt ab, wenn der Wind des Herrn dreinbläst. Wahrlich Heu ist das Volk (Js. 40).

Darum spricht der Herr: Verflucht der Mensch, der sein Vertrauen auf Menschen setzt, auf Fleisch, und dessen Herz vom Herrn abweicht. Er wird sein wie ein dürrer Baum in der Wüste (Jer. 17, 6). Stolzes Kraftbewußtsein und Machtprotzentum ist dem Herrn ein Greuel. Wer ist stärker, das Kind oder der Mann? Menschlich gesprochen, der Mann in der Vollkraft der Jahre. Göttlich gesprochen, das Kind. d. h. der, der auf Gott allein sein ganzes Vertrauen setzt. Wir sehen es bei König Herodes und dem Jesuskind. Man möchte sagen: Gott hat ein besonderes Vergnügen daran, die Großen zu erniedrigen.

Der Tag des Herrn der Heerscharen kommt über alles Stolze und Hohe, und über alles Anmaßende, daß es gedemütigt werde, über alle Zedern des Libanon, die hohen und die erhabenen, und über alle Eichen Basans, und über alle hohen Berge und über alle erhabenen Hügel und über alle hohen Türme und über alle festen Mauern. Es wird gebeugt die Hoffart der Menschen und erniedrigt der Hochmut der Leute und der Herr allein wird hoch sein an jenem Tage. (Js. 2.) Das ist die Lehre der Krippe und weil die Krippe nicht genügt hat, die Lehre des Weltkrieges. An beiden Orten, in der Krippe und im Weltkrieg wollte Gott beweisen, daß der Mensch schwach ist und seine Schwachheit ehrlich zugestehen soll. Gott haßt das aufgeblasene und auf sich allein bauende und vertrauende Machtprotzentum, auch das politische und soziale.

Die Legende erzählt, als das Christkind nach Ägypten gekommen, seien die Götzenbilder zusammengestürzt. Dieses Wunder muß sich heute wiederholen. Vor diesem Kinde sollen alle Götzenbilder, die zahlreicher als in den Zeiten des alten Heidentums, fallen. Das kleine Jesuskind Sieger über den modernen Wissensstolz! Das arme Jesuskind Sieger über den modernen Materialismus! Das schwache Jesuskind Sieger über das moderne Kraftprotzentum! Gott schlägt uns unsere bisherigen Ideale in Trümmer. Wir müssen wieder vorne anfangen. Wir müssen umlernen. Hier wird die Schule der neuen Völker sein — die Krippe. Der Lehrer: das kleine, arme, schwache Christkind! Wir alle, wir wollen hingehen und es zum Könige machen, zum König unserer Geister, zum König unserer Herzen, zum König unserer Familien, zum König der Völker.

Des Königs Rechte

Wenn die Sonne hinter den Bergen untergegangen, beginnt nicht sofort die Nacht. Es ist noch eine gewisse Zeit hell über dem Land und erst allmählich kommen die Schatten vollständiger Dunkelheit. Nietzsche, der Philosoph des Herrenmenschentums, hat auf diese Erscheinung hingewiesen, um die Tatsache zu erklären, warum viele Ungläubige immer noch christliche Ideen in sich tragen und christlich handeln. Ihre Sonne ist untergegangen. Aber es ist noch nicht Mitternacht, die Stunde der Finsternis. Es ist die Zeit, wo Tag und Nacht ineinander fließen, Abenddämmerung der Seele.

Im Leben der Völker betrachten wir die gleiche Erscheinung. Im 16. Jahrhundert begann für viele ein Sonnenuntergang des Christentums. Aber es ist auch hier noch nicht Mitternacht. Es ist erst Sonnenuntergang. Die Sonne Jesu ist hinter der großen Wolkenwand des Rationalismus und Materialismus verschwunden. Die sogenannte moderne Welt glaubt nicht mehr. Aber sie zehrt immer noch an dem Reservefond christlicher Gesinnung und christlicher Moral der tausend katholischen Jahre Europas.

Ich liebe diese Dämmerzeit nicht. Sie ist die Zeit der Halben und der Feigen. Ich ziehe die Nacht vor, die dunkle schwarze. Ich liebe den Tag, den vollen klaren. Ich liebe das Ganze, den radikalen ehrlichen Glauben — und soll einmal nicht mehr geglaubt werden, halte ich den radikalen ehrlichen Unglauben für männlicher. Ich stehe heute vor der Krippe, nicht, weil es so Sitte ist. Ich stehe dort, weil in jener Krippe meine ganze Theologie, meine Philosophie, meine Sozialpolitik und meine Pädagogik liegt.

Was will jenes Kind? Man hat von seinem Weihnachtsprogramm, das zugleich das Schulprogramm aller Jahrhunderte ist, die Hälfte unterschlagen und die Hälfte gefälscht. Die unterschlagene Hälfte der Weihnachtsbotschaft und damit aller Unterrichts- und Erziehungskunst ist das Gloria. Ehre sei Gott! Das war Jesukinds Morgengebet. Das erste Weihnachtlied ein Te Deum!

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Darum Ein Gott und Ein Herr, der Herr der Herren, der mit unermeßlicher Majestät über seine Schöpfung waltet. Alle Kreatur das Eigentum dessen, der sie schuf! Der Mensch ist Gottes! Ausschließlich, allein! Und darum konnte auch das Morgengebet der Menschheit im Paradiese kein anderes sein, als das Gloria. Ehre sei Gott!

Der Mensch wollte es nicht mehr singen. Viertausend Jahre hat der Mensch alles getrieben: Wissenschaft, Kunst, Handwerk, Politik, Krieg. Aber das Gloria hat er vergessen, das Morgengebet seiner Stammeltern, das ewige Gebet der Sterne und der Blumen, hat er vergessen.

Da kam Jesus das Kind. Und sein Erstes, das er die Menschheit lehrte, das erste Unterrichtsthema seiner Weltpädagogik, war das Gloria. Eine der großen Revolutionen der Weltgeschichte fing an mit der Erklärung der Menschenrechte, ganz gleich wie die erste aller Revolutionen damit angefangen hat, daß der Satan die Menschenrechte gegenüber Gott proklamierte. Die Erlösung der Menschheit, das Gegenteil der Revolution, mußte also damit beginnen, daß Christus die Gottesrechte wieder verkündete. Das ist der Sinn des Gloria. Gott ist Gott! Mensch ist Mensch! Gott ist der Herr! Mensch ist Knecht! Das Geschöpf ist des Schöpfers! Das Eigentum ist des Eigentümers! Ehre sei Gott!

Gottes Rechte gehen über Menschenrechte. Ehre sei Gott in der Höhe! Das ist der tiefste Sinn der Religion. Das ist die Religion! Die modernen Religionsstifter haben das übersehen. Sie haben Religionen gestiftet, in denen die Heranziehung von Fleißigen, Geduldigen, Nüchternen die Hauptsache ist. Sie haben Religionen gestiftet, die Wohltätigkeitsanstalten sind und in denen die Werke der Nächstenliebe alles sind. Sie haben damit etwas getan, was echte Religion tun muß. Aber das Allererste haben sie vernachlässigt. Das Schwergewicht des Christentums liegt auf der ersten Gesetzestafel. Das Allererste sind die Gottesrechte. Gott soll Gott sein! Die Souveränität Gottes soll ohne Rückhalt ausgesprochen werden. Der Zeit nach und dem Raum nach, überall. Das ist das Notwendigste, was heute von den Kanzeln herab gesagt werden muß.

Die große Sünde der Wissenschaft, der Schule, der Volksschule und besonders der Hochschule, die Sünde der Kunst, die Sünde der Politik und die Sünde des Erwerbslebens, die eigentliche Sünde des Jahrhunderts, ist die: Sie betet kein Gloria mehr. Sie mißkennt Gott, auch wenn sie ihn nicht ausdrücklich leugnet. Sie ist atheistisch, gottlos.

Wir haben das Weihnachtsprogramm des göttlichen Kindes kennen gelernt. Wie lautet das unsere? Antwort! Wir haben dafür zu sorgen, daß das Gloria überall in der ganzen Welt wieder gesungen wird, auf den Rathäusern, in den Schulen und Universitäten, in den Fabriken. Wir müssen die Weihnachtssglocken läuten, die Glocken des Königs.

Die Christen sehen nicht, sie hören nicht, sie reden nicht. Wir müssen sie wecken. Die Christen sind nervös wie alle Modernen, aber die Christen können nicht zürnen für ihren Gott. Wann kommt die Weihnacht, wo das Gloria wieder zorniger Kampfruf wird gegen alle Gottesverneinung und Gotteslästerung?

Wir müssen die Glocken läuten. Sie rufen zur Arbeit. Das 19. Jahrhundert war für unsern Gott und unsere Kirche ein Jahrhundert der Beraubung. Von seiner Erde, die er gemacht hat, hat man ihm ein Reich nach dem andern genommen. Man hat die Welt entklerikalisiert. Man nahm Gott die Welt und der Welt Gott. Wir müssen restituieren, zurückerstatten. Das 20. Jahrhundert muß das Jahrhundert der Zurückerstattung sein auf allen Gebieten. Die Welt zurück an den Eigentümer! Bis auf den letzten Heller!

Das uralte Weihnachtslied soll wieder Wahrheit werden. Das Lied der Wissenschaft, das Gloria an die ewige Weisheit! Das Lied der Technik, das Gloria und Te Deum, dem Gott, der Himmel und Erde gemacht hat! Das Sturmlied der Politik, das Gloria dem, der auf dem Throne sitzt und dem Lamme!

Die Souveränität Gottes soll ohne Rückhalt zurückerobert werden!

Wir streiten uns um die richtige Taktik. Es gibt nur eine: Die Politik des Gloria. Wenn wir mit unserer Klugheit die halbe Welt beglücken und verletzen dabei die Interessen Gottes, so ist unsere ganze Real- und Erfolgspolitik verfehlt. Wenn wir es mit unserer Taktik wie das Christkind bis auf den Kalvarienberg bringen, so ist sie trotzdem die richtige, wenn dabei Gott gesucht wird.

Unsere Politik besteht darin, daß wir das Gloria beten.

Der König der Kirche

Alle Feste des Kirchenjahres sind katholische Feste. Das Papstfest ist es in besonderer Weise, weil der Papst, das eigentliche Wahrzeichen der Christenheit ist, ein König der Könige und Herr der Herren, ein Vater der Völker. Mit dem Papst steht und fällt die Christenheit, wie der Leib mit dem Kopf steht und fällt. Wenn es möglich wäre, das Papsttum zu vernichten, hörte ohne weiteres der Katholizismus auf und wenn er 300 Millionen Mitglieder zählte. Wir sind darum entweder päpstlich, römisch, ultramontan oder wir sind nicht. Die lieberale Unterscheidung zwischen Katholiken und Ultramontanen, d.h. Päpstlichen, ist widersinnig. Die Katholiken, die nicht Ultramontane sind, sind Verräter. Ihr Platz ist von rechtswegen jenseits der Grenze.

Wenn wir den Papst das Wahrzeichen des Katholizismus nennen, unsern geistigen König, so vergessen wir nicht, beizufügen, daß der Papst, so erhaben seine Würde sein mag, eigentlich Vikar ist. Indem wir aber den Papst als Vikar bezeichnen, d.h. als Stellvertreter, erklären wir aber ausdrücklich, daß der eigentliche lebendige, wenn auch unsichtbare König der Kirche Christus ist, wie der eigentliche Bischof eines Bistums und der eigentliche Pfarrer einer Pfarrei wiederum Christus ist, die Bischöfe und Pfarrer aber dessen Stellvertreter.

Damit kommen wir auf das innerste Wesen der Kirche zu sprechen. Wer in der Kirche weiter nichts sieht als eine Gesellschaft von Gleichgesinnten, die von einer geistlichen Hierarchie geleitet wird, der weiß nicht, was die Kirche ist, oder er weiß es nur oberflächlich. Er kennt die Kirche nur von außen, aber nicht von innen. Die tiefste Erklärung von der Kirche gibt der heilige Paulus, wenn er Christus das Haupt der Kirche und die Kirche den Leib Christi nennt. Christus der König der Kirche!

Gott hat, wie es im Epheserbrief heißt, Christus alles zu Füßen gelegt und ihn als Haupt über die gesamte Kirche gegeben, welche sein Leib ist. (1, 22. 23.) Es ist unmöglich, das Verhältnis zwischen Christus und Kirche inniger darzustellen als wie es durch diese Worte geschieht. Es bedeutet einmal beständige, allseitige Abhänigkeit der Kirche von Christus, dem König.

Die Abhängigkeit ist nicht nur eine geschichtliche, in dem Sinn, daß die Kirche wohl existiert, weil sie von Christus gegründet worden ist, dann aber aus sich selbst weiter bestehen könnte, wie das Kunstwerk zwar nicht existierte, wenn es nicht vom Künstler gemacht worden wäre, nachdem es aber einmal da ist, auch ohne den Künstler weiter besteht.

Die Abhängigkeit der Kirche von Christus ist vielmehr eine ununterbrochene, so daß die Kirche sofort aufhörte, wenn Christus auch nur einen Augenblick sich von ihr zurückziehen würde. Die Kirche kann beim Tode eines Papstes bis zur nächsten Papstwahl einige Tage, Wochen, vielleicht in einer Zeit der Verfolgung einmal auch während einiger Monate ohne Papst sein, aber sie kann keine Sekunde ohne ihr unsichtbares Oberhaupt bestehen, ohne Christus den König.

Die Abhängigkeit ist sodann eine vollständige in Bezug der Tätigkeit der Kirche auf das Lehramt, das Hirtenamt und das Priesteramt. Christus ist das Haupt der Kirche. Daraus folgt: Das Haupt denkt. Das Haupt spricht. Nicht der Leib. Es kommt alles auf den König an. Das, was die Kirche zu glauben vorstellt, muß Wort von Ihm sein. Die Kireche hat kein Recht, etwas anderes als Dogma zu verkünden. Die Kirche ist in Beziehung auf uns Lehrerin, aber nur unter der Voraussetzung, daß sie vorher zu Füßen des Herrn als Schülerin gesessen.

In seinen Abschiedsreden sagt Christus: Der Geist der Wahrheit wird nichts von sich selbst reden, sondern, was er hört, wird er reden. Er wird von dem Meinigen nehmen und es euch verkünden. (Joh. 16.) Darum ruht auch die Autorität des kirchlichen Lehramtes und die Unfehlbarkeit des Papstes nach Matthäus am letzten in der Tatsache der Gegenwart Jesu: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Der Papst ist nur unfehlbar um den Preis seiner vollständigen Abhängigkeit von Jesu dem Lehrer, nur als Vikar, nur als Stellvertreter des unfehlbaren Christus, des Königs.

Das gleiche gilt vom Hirtenamt. Das Hirtenamt ist nicht unabhängig. Der Papst und noch viel mehr der Bischof und der Priester kann nicht machen, was er will. Christus ist das Haupt, Christus befiehlt. Christus herrscht. Der König entscheidet. Der Papst hat als Nachfolger des heiligen Petrus eine Machtfülle, die die des mächtigsten Kaisers überragt. Aber auch der Papst kann nur befehlen, wenn er sich zuvor als Vikar Jesus Christus unterworfen. Das Haupt regiert, nur das Hautp, das Haupt der Kirche aber ist Christus.

In noch viel höherem Maße gilt die absolute Abhängigkeit vom Priesteramt. Priestertum ist Opferdienst und Gnadenvermittlung, Spendung übernatürlichen Lebens durch die Sakramente. Übernatürliche Lebensspendung ist ein rein göttliches Privileg. Das kann nur der, der sagen kann: Ich bin das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich. (Je. 14.) Die Priester sind Gnadenspender. Gewiß! Aber sie sind es nur als Diener, Instrumente und Kanäle und nicht als eigentliche Ursache und Quelle. Kein Altar ohne Christus. Kein Taufstein ohne Christus. Kein Beichtstuhl ohne Christus. Der König ist alles.

Das Leben kommt vom Haupt, nicht von der Zunge, nicht von der Hand, nicht vom Leib. Ohne Christus, das Haupt, reden wir Priester alle an den Altären, Taufsteinen, in den Beichtstühlen leere Worte. Ohne Christus kann weder der einfache Priester, noch der Bischof, noch der Papst die geringste priesterliche Wirksamkeit entfalten. Wir sehen, wie die Verläumder der Kirche Unrecht haben, wenn sie behaupten, daß wir Christus in der katholischen Kirche auf die Seite stellen. Wir können nicht weniger aus uns machen, als indem wir sagen, daß wir nichts aus uns vermögen. Und wir können nicht mehr aus Christus machen, als wenn wir sagen: Christus ist das Haupt der Kirche. Wir sind nur Instrumente. Wir sind nur Sprachrohre und Gnadenkanäle. Der König macht Alles.

Aber wir müssen auch den andern Teil der Wahrheit bekennen. Die Demut darf nicht so weit gehen, daß sie zur Lüge wird. Christus ist nicht nur Haupt und König der Kirche. Die Kirche ist auch der Leib Christi. Die Kirche ist Königin. Ein Dogma! Ein Glaubenssatz von unermeßlichen Konsequenzen. Wir reden nicht vom körperlichen Leibe des Herrn. Der körperliche Leib Christi ist seit der Auferstehung unveränderlich in seiner glorreichen Unsterblichkeit.

Wir reden vielmehr von einem mystischen, geheimnisvollen, übernatürlichen Organismus, dessen Glieder die Gläubigen, dessen Haupt Christus und dessen „Seele“ der Hl. Geist ist, und den wir Kirche nennen. Indem der hl. Paulus die Kirche den Leib Christi nennt, lehrt er, daß Christus und Kirche ein kollektives einziges Wesen bilden, der ganze Christus. Der ganze Chritsus ist, wie der heilige Augustin bemerkt, Haupt und Leib, der eingeborne, menschgewordene Sohn Gottes, der Leib der Kirche (De unit. eccl.).

Wie es keinen Leib ohne Haupt gibt, so gibt es kein Haupt ohne Leib. Wie es keine Kirche ohne Christus gibt, so gibt es keinen Christus ohne Kirche. Keinen König ohne Königin. Der Leib ist der Organismus, durch welchen das Haupt wirkt. Die Kirche ist in ihren Gliedern, den Priestern, Lehrern, Hirten und den anderen Gläubigen das Organ Christi. Das Haupt wirkt nur durch den Leib. Christus wirkt auf die Menschheit nur durch die Kirche.

Weil Christus der Weg, die Wahrheit un das Leben, weil man ohne Christus nichts übernatürlich Gutes tun kann, weil niemand zum Vater kommt außer durch ihn, Christus aber alles nur durch die Kirche als sein Organ wirkt, deswegen ist auch die Kirche alleinseligmachend, sie ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ohne sie kann man nichts übernatürlich Gutes tun. Niemand kommt zum König außer durch die Königin.

Alle Wahrheit übernatürlicher Ordnung, die in der Welt ist, auch jene, die von nichtkatholischen Bekenntnissen noch festgehalten wird, kam durch sie in die Welt. Jede Gnade, die irgend ein Mensch, sei er Katholik oder Protestant, oder Jude oder Heide, bekommt, erhält er durch die Gebete, die heiligen Opfer, die Bußübungen, die Segnungen der Kirche. Wenn außerhalb der Kirche eine Seele, die im unverschuldeten Irrtum lebt, in den Himmel kommt, so kommt sie durch die Kirche in den Himmel, weil sie durch Christus in den Himmel kommt, Christus aber durch seinen mystischen Leib, die Kirche, wirkt.

Das Wort „außer der Kirche kein Heil“, gilt ohne jedwede Einschränkung, weil es keine Ausnahme geben kann für das andere Wort: „Kein Heil außer Christus“. Keine Religion außer der Kirche hat seit 1900 Jahren eine einzige Seele gerettet, eine einzige Gnade vermittelt. Denn auch die Taufe, die in ihr gespendet wurde, war nur gültig, weil sie unbewußt im Namen und Auftrag der Kirche gespendet worden ist. Die ganze Welt lebt geisig von der Kirche, weil die ganze Welt von Christus lebt, Christus und Kirche aber ein und dasselbe sind, der ganze Christus, das Haupt mit dem Leibe, der König mit der Königin.

Ich schließe. Was für alle gilt, gilt auch für uns. Der Taufschein allein genügt nicht. Der Steuerzettel allein noch weniger. Nur der praktische Katholizismus rettet, der Glaube, die Liebe und die Tat, die Vereinigung mit Christus dem König, mit der Kirche, der Königin, und dem Papste, des Königs sichtbarem Bildnis und Gleichnis. Christus, Kirche, Petrus gehören zusammen. Wer sie trennt, kennt sie nicht. Was Gott verbunden, soll der Mensch nicht trennen. Wer deswegen als Gegner des modernen Laizismus die Fahne des Christuskönigs hochhält, der muß auch grundsätzlich und tatsächlich zum Königtum der Kirche und ihres Oberhauptes stehen. Es lebe der König! Es lebe die Königin! Es lebe der Papst!

Des Königs Braut

Hochzeit von Kana. So wichtig eine christliche Hochzeit für die Erneuerung der menschlichen Gesellschaft sein mag, hier handelt es sich um mehr. Die Brautleute von Kana sind eigentlich mehr nur Vor- und Sinnbilder. Ihre Trauung gibt Jesu Gelegenheit, gleich am Anfang seiner öffentlichen Wirksamkeit das große Geheimnis und Ziel seiner Menschwerdung zu enthüllen: Die Hochzheit des Königssohnes, die Vereinigung Gottes mit der Menschheit. Der Sohn des Himmels stieg herab zur Erde, auf daß der Sohn der Erde hinaufsteige in den Himmel. Es handelt sich beim Erlösungswerk um nichts Geringeres als um die Vermählung der Menschheit mit dem Sohne Gottes. Jesus erscheint uns darum heute als der göttliche Bräutigam, dem seine Braut, die werdende Kirche, entgegengeführt wird.

Nun verstehen wir es aber auch erst recht, warum Maria, die Mutter des Bräutigams und der Braut, und die Apostel, die Diener Christi und die Ausspender der Geheimnisse Gottes, in Kana dabei sein müssen. Es gehört zu den schönsten Freuden des Priestertums, das wunderbare Geheimnis des Christentums, das Verhältnis zwischen dem Bräutigam und der Braut, zwischen Christus und der Christengemeinde, Jesus und der einzelnen Seele, zu offenbaren und zu fördern. In diesem Sinn ein paar Hochzheitsgedanken zum Tag von Kana.

Es sei von vornherein bemerkt: Was von Bräutigam und Braut gesagt wird, sind nicht poetische Blumen, sondern Fundamentwahrheiten des Christentums, grundlegende Tatsachen und Gesetze in der Welt des Übenatürlichen. Jesus ist Bräutigam. Jesus ist als Bräutigam das Haupt der Kirche wie der Mann das Haupt der Frau. (Eph. 5. 23.) Bräutigam und Braut, Haupt und Leib, Christus und Kirche, bilden eine untrennbare Einheit. Zwei, die eigentlich eins sind! Man kann nicht vom Einen reden, ohne zugleich an das Andere zu denken. Man kann nicht vom Leib reden, ohne an das Haupt, nicht von der Braut, ohne an den Bräutigam, nicht vom König, ohne an die Königin, nicht von der Kirche, ohne an Jesus sich zu erinnern. Die Braut ist nur Braut insofern, als sie einen Bräutigam hat. Der Leib lebt nur insoweit, als er mit dem Haupte verbunden. Man redet von der Königin nur, weil sie des Königs ist. Die Kirche besteht nur, weil und insofern sie von Jesus abhängt.

Jede andere Gesellschaft vermag, nachdem sie einmal gegründet worden ist, unabhängig vom Gründer, mehr oder weniger gut, kürzere oder längere Zeit, aus der ihr innewohnenden Lebenskraft, weiter zu exisiteren, wie das Kind, nachdem es einmal in die Welt gesetzt ist, schließlich auch ohne seine eigene Mutter sein Dasein zu fristen vermag. Bei der Kirche verhält es sich anders. Die Kirche besitzt als übernatürliche Gesellschaft kein eingenes vom Stifter unabhängiges Leben. Sie lebt und bewegt sich und besteht ausschließlich in Jesus .Jesus ist das Leben der Kirche. Alles, was die Kirche macht, macht Jesus. Die Kiche tauft: Jesus tauft. Die Kirche firmt: Jesus firmt. Die Kirche opfert und verwandelt: Jesus opfert und verwandelt. Die Kirche absolviert: Jesus spricht los. Die Kirche segnet: Jesus segnet. Die Kirche betet: Jesus betet. Der König macht alles durch die Königin.

Der Priester, der Bischof, der Papst, ist nur Stellvertreter, Organ des lebendigen, handelnden Christus. Gewiß ein notwendiges Organ, aber trozdem nur Organ, nur Werkzeug, nur Glied. Jesus tritt im Leben der Kirche als lebenspendendes, bewegendes Prinzip derart in den Vordergurnd, daß man die Kirche kurzerhand als den fortlebenden Christus bezeichnet. Ganz wie in der Ehe der Name der Braut zurücktritt hinter dem des Bräutigams, so muß in der Geschichte des Reiches Gottes, die mit dem Pfingsttag, dem Geburts- und Hochzeitstage der Kirche, ihren Anfgang genommen, der Name und das Wirken der Königin vor dem des Königs in den Hintergrund treten. Die Braut und die Kinder der Baut müssen den Namen des Bräutigams tragen, Jesus werden! Alle anderen Namen sollen, wenn nicht ganz verschwinden, so doch zurücktreten. Die Persönlichkeit und der Name, vor dem seit 1900 Jahren alle Knie sich beugen müssen, der Name Jesus! Jesus ist in der Kirchengeschichte Alles in Allem.

Was sonst noch groß ist und ehrwürdig und heilig, war und ist es nur, insofern es etwas ist von Jesus. Glied an seinem vom göttlichen Leben durchfluteten mystischen Leibe, der Kirche. Wir sehen, die Kirche treibt keinen Götzendienst mit ihren Heiligen. Die Braut kennt im Grunde genommen nur ihren Bräutigam, nur Jesus! Es ist unmöglich, eine großartigere, umfassendere Meinung von der Stellung Christi in der Christenheit zu haben, als wie sie der katholischen Kirche seit den Tagen der Apostel und der alten Kirchenväter immer eigen war. Die Kirche will nur der fortlebende Christus sein! Das ist das große Geheimnis, von dem Sankt Paulus in seinen Briefen immer wieder gesprochen: Jesu hegt und pflegt die Christen als seinen Leib. Die Christen sind Glieder Christi. Die Christen sind etwas von Jesus.

Wenn man den König kennt, kennt man auch die Königin. Ist Jesus derart das Lebensprinzip der Kirche, daß alle übernatürlichen Handlungen des Leibes und der Glieder, der Kirche und der Christen, auch als seine Handlungen bezeichnet werden dürfen und müssen, dann besteht die Aufgabe der Kirche einzig und ausschließlich darin, in allem und jedem sich auf das innigste an Christus, das Haupt, anzuschließen. Es gibt auch keine Mahnung, die der heilige Paulus in seinen Briefen eindringlicher und öfter einschärft, als das in Christo Jesu, in Christus Jesus sein und leben. Das gleiche gilt von den Schreiben des heiligen Johannes.

Man hat wohl im Verlauf der Jahrhunderte und besonders in neuerer Zeit eine reiche Fülle von Andachten und religiösen Übungen eingeführt, die den Zweck haben, das Volk zu erneuern. Aber praktisch nützen alle diese Andachten und Übungen nur soviel, als sie es fertig bringen, die Königin aller Andachten und Übungen, die Vereinigung der einzelnen Seele mit Jesus, zu fördern. Die Vereinigung der Seele mit Jesus ist die eigentliche Lebensfrage in der übernatürlichen Weltordnung, ob es sich nun um Anfänger, Fortgeschrittene oder Heilige handelt. Wir erfüllen unsere gottgewollten Funktionen als Glieder Christi, in dem Maße als unsere Verbindung mit dem Haupte hergestellt ist. Wir sind andererseits in dem Maße krank, lahm oder tot, als die Verbindung des Gliedes mit dem Haupte gestört, unterbunden oder vernichtet ist.

Und zwar ist diese ständigeVerbindung des Gliedes mit dem Haupte des Christen, mit Christus dem König, eine dreifache. Erstens eine Verbindung des Gliedes mit dem Haupte als der übernatürlichen Lebensquelle. Wir sind Christen nicht nur dem Namen nach, sondern im Vollsinne des Wortes. Adoptivkinder Gottes, Träger übernatürlichen göttlichen Lebens, nur durch das Haupt Jesus .Wir reden von Gnadenmitteln, von Sakramenten. Wir tun es mit Recht. Aber über den sieben Sakramenten steht das Sakrament, über den sieben Gnadenquellen steht die Gnadenquelle, über den verschiedenen Gnadenmitteln das eigentliche, große, persönliche, göttliche Gnadenmittel — Christus Jesus der König.

Das zweite ist die Verbindung mit dem Haupte als der übernatülichen Lichtquelle. Im Haupt ist das Auge. Im Haupt sitzt der Gedanke. Die Hand ist für sich allein ein blindes Organ. Die Hand allein weiß nicht, was sie tun soll. Sie muß in allem dem Haupte folgen. Das Haupt, dem die Hand des Christen folgen muß, ist Jesus. Christ sein heißt also alles glaubend betrachten in Jesus, dem Licht der Welt, nicht im bloßen Schein des natürlichen Verstandes.

Das Dritte ist die Verbindung des Gliedes mit dem Haupte als der übernatürlichen Kraftquelle. Das Glied, sagen wir beispielsweise die Hand, bewegt sich nicht aus sich selber. Die Hand bewegt sich nur, weil das Haupt sie bewegt und wie das Haupt sie durch die Nerven und Muskeln bewegt. Auf dem übernatürlichen Gebiete verhält sich das nicht anders. Alle Handlungen des Christen sollen nicht nur verrichtet werden, weil er sie verrichten will, sondern weil Jesus es will und wie Jesus es will. Alle Bewegungen, die nur von der Hand und nicht vom Haupte ausgehen, die somit aus rein natürlichen und nicht aus übernatürlichen Beweggründen hervorgehen, die nicht Gottes wegen, mit sogenannter guter Meinung, verrichtet werden, sind ohne übernatürliches Vedienst vor Gott und in der Ewigkeit wertlos. Sie wurzeln nicht in Christo-Jesu!

Das gerade ist das große Übel unserer Zeit des Naturalismus und Modernismus. Die Hand handelt. Wir sind äußerst geschäftig auf allen Gebieten. Aber die Hand des Christen wird gewöhnlich nicht vom Haupte bewegt, nicht von Jesus, sondern von der Natur, vom Zeitgeist, von Eigensinn und Eignwillen und Interesse.Unsere Tätigkeit, die öffentliche vorab, die wirtschaftliche, die politische, unser alltägliches Schaffen und Wandeln, lebt eigentlich nicht mehr in Jesus. Die Beziehung zum König fehlt.

Das Volk Gottes — ein dem alten Testament geläufiger Gedanke — schaut auf Andere und läuft Anderen nach. Es wandelt, vom modernen Geiste ergriffen, auf Wegen des Ehebruches. Es denkt an Trennung und Scheidung. Christus und Christenheit, gehören als unauflösliche Einheit wie Haupt und Leib zusammen. Darum der Sinn der vom großen Reformator, Pius X., ausgegebenen Losung: Alles erneuern in Christus. Die Braut, die Christenheit soll zurück zum Bräutigam. Sie soll alle liberalen und modernen Ehebruchgelüste, alles Liebäugeln mit der Welt, bekämpfen. Sie mag essen oder trinken oder sonst etwas tun, sie mag arbeiten oder sich unterhalten, kaufen oder verkaufen, schreiben oder reden, politisieren oder beten, das ganze Tagewerk sei in Jesus! Die Braut gehört zum Bräutigam. Das ist Christentum, das allein. Zurück zum König!

Das Haus des Königs

Die katholische Kirche ist das Haus des Königs. Die katholische Kirche wird des Chores wegen gebaut, das Chor des Altares und des Tabernakels wegen, der Tabernakel des Ziboriums wegen, das Ziborium des allerheiligsten Sakramentes wegen. Dem König in der Hostie dienen alle Künste: Architektur, Bildhauerei, Malerei, Musik.

Sobald die heilige Hostie verschwindet, wird die Kirche ein architektonischer Unsinn. Wenn der König nicht mehr da ist, muß man nicht mehr Gotteshäuser, sondern nur noch möglichst praktische Versammlungslokale errichten. Darum ist die protestantische Kirchenbaukunst seit 400 Jahren auf falschen Wegen gewandelt. Sie hat gebaut, als ob der König noch da wäre. Sie hat für einen Tabernakel gebaut (der in Wirklichkeit nicht mehr vorhanden war) anstatt nur noch für die Kanzel zu bauen.

Die katholische Religion ist die Religion des gegenwärtigen Christus. Nicht alle Katholiken sind von dieser Wahrheit durchdrungen. Viele sehen nur das Riesengebäude eines himmelragenden Gedankenbaues, vor dem alle Systeme der Philosophen als Lehmfiguren, Hütten und Baraken eines Tages erscheinen. Viele sehen im Katholizismus nur die schöne Moral. Sie betrachten den Katholizismus nur von der Straße oder höchstens mit einem Blick vom Hauptportal.

Wer den Katholizismus wirklich in seinem tiefsten innersten Wesen kennen lernen will, der muß weiter nach vorne gehen, bis zum Allerheiligsten, dort, wo Jesus ist. Sein Katholizismus muß eucharistisch werden, denken, handeln. Katholizismus ohne den lebendigen Mittelpunkt der heiligen Hostie ist toter, seelenloser Katholizismus.

Die katholische Kirche ist die Wohnung der heiligen Hostie! Was heißt das? Christus hat nie deutlicher gesprochen, als wo es sich um das allerheiligste Sakrament handelte. Er hat ein Jahr vor seinem Tode, nach der wunderbaren Brotvermehrung, bei der bekannten Kommunionpredigt in der Synagoge von Kapharnaum, dem Widerspruch des Volkes und eines großen Teiles der Jünger zum Trotz erklärt: Mein Leib ist wahrhaft eine Speise. Er hat ein Jahr später, am Tag vor seinem Sterben, mit einer über alle Bedenken erhabenen Klarheit, nachdem er das Brot in seine Hand genommen und es gesegnet, gesagt: Das ist mein Leib.

Er hat seinen Aposteln und ihren Rechtsnachfolgern mit den Worten: Tuet dies zu meinem Andenken, Gewalt und Auftrag gegeben, das Gleiche zu tun, was er getan, nämlich Brot und Wein zu segnen, in seinen Leib und sein Blut zu verwandeln und seinen Leib und sein Blut als Seelenspeise zu genießen. Wo Christi lebendiger Leib ist, da ist auch sein Blut und seine Seele, denn es gibt keinen lebendigen Leib ohne das eine und das andere. Und wo Christi Menschheit, da ist auch Christi Gottheit, denn die eine ist mit der anderen untrennbar in einer Persönlichkeit verbunden.

Also gilt der Satz: Wo immer die Hostie, da ist Jesus. Und somit die katholische Kirche als die Wohnung der heiligen Hostie die Wohnung Christi. Hier wohnt Jesus wahrhaft, wirklich, wesentlich. Das Adreßbuch weiß nichts davon, aber nach dem Evangelium ist es unzweifelhafte Wahrheit.

Die katholische Kirche, das Haus der heiligen Hostie! Denken wir diesen Gedanken noch weiter durch. Dringen wir durch den Schleier der Brotsgestalt zu dem dort Verborgenen. Christus im Sakramente ist kein Toter, sondern ein lebendiger. Der Tabernakel ist kein Sarg, kein Ruheplätzchen eines Schlafenden, das Chor kein Friedhof! Nirgends in der Welt ist mehr Leben als dort. Nirgends wird mehr gearbeitet.

Was Christus einst nach der Heilung des 38-jährigen Kranken gesagt, gilt auch vom eucharistischen Heiland: Mein Vater wirkt bis jetzt und ich wirke auch. (Joh. 5, 17.) Im Tabernakel wohnt die Allmacht. Im Tabernakel wohnt die unendliche Liebe. Im Tabernakel wohnt die ewige Weisheit. Im Tabernakel wohnt die göttliche Vorsehung. Von hier aus werden die Seelen geleitet. Von hier aus gehen die Ströme des Lebens. Hier wirkt der König.

Hier ist das eigentliche Pfarramt der Pfarreien. Von da erhalten die Engel der Pfarrei ihre Befehle und Aufträge. Hieher berichten sie. Hier ist, man erlaube mir den militärischen Ausdruck, das Generalstabsbüreau, wo der große Schweiger die Mobilisations- und Angriffs- und Verteidigungspläne ausarbeitet für die Geisteskämpfe seiner Kirche. Hier ist die Residenz des Königs.

Wir sind Blinde. Unsere geistige Sehkraft sieht nur auf die Oberfläche der Dinge. Wenn uns Gott die Augen öffnen würde, würden wir in der heiligen Hostie eine ganze Welt schauen, eine Wunderwelt, einen Himmel von Leben, Licht und Kraft und Schönheit und Trost, hineinströmen in alle Gassen, in alle Geister, alle Herzen. Das ist die Wahrheit über denTabernakel. Der Tabernakel ist das auf die Erde gepflanzte Paradies — nicht das sichtbare, aber das wertvollere, höhere des übernatürlichen Lebens.

Die katholische Kirche der Ort, wo Jesus wohnt! Was folgt daraus? Heimweh nach dem Unsichtbaren in unseren Tabernakeln, dem eucharistischen Paradies der katholischen Kirchen! Jesus ist das Zentrum, der Mittelpunkt der Schöpfung. Alles muß nach Jesus hinstreben. Alles muß von der heiligen Hostie angezogen werden, Verstand, Phantasie, Wille, Gedächtnis, Herz, auch der Leib, das Auge, das Ohr, der Fuß, die Hand, die Zunge.

Alles muß eucharistisch orientiert sein, Jesus denken, Jesus betrachten, Jesus schauen, Jesus wollen, zu Jesus gehen, mit Jesus reden, Jesus leben. Es ist die Erfüllung jenes Wortes in der Nikodemusnacht: Ich werde alles an mich ziehen. Ich werde herrschen! Daran erkennt man echtes Christentum in den Christen. Je mehr man die Anziehungskraft des Magneten unserer Tabernakel, des göttlichen Herzens Jesu, spürt, je mehr man ihr folgt, desto mehr Christentum haben wir.

Mache deine eucharistische Gewissenserforschung. Ist Jesus der König deines Verstandes? Ist dein Verstand eucharistisch? Zieht die heilige Hostie ihn magnetisch an? Denkst du gerne an Jesus? Ist dein Gedächtnis eucharistisch? Erinnerst du dich oft an deinen weißen Sonntag, an deine letzte Kommunion, an das ewige Licht? Ist deine Phantasie eucharistisch? Stellst du dir, wenn du in der Kirche bist, Jesus recht lebhaft vor?

Ist Jesus der König deines Herzens? Ist dein Wille eucharistisch? Brennst du vor Verlangen, Jesus wieder einmal zu empfangen oder wieder einmal zu besuchen? Hast du Hunger? Durst nach Jesu? Ist dein Fuß eucharistisch? Machst du gerne, wenn du von der Arbeit heimkommst oder zur Arbeit gehst, einen kurzen Besuch beim Allerheiligsten? Bringst du wenigstens hie und da einmal das Opfer, am Werktag eher aufzustehen und eine heilige Messe anzuhören? Ist dein Auge eucharistisch? Schaust du wie die Heiligen zum Tabernakel, ohne dich um irgend etwas anderes zu bekümmern? Mit welchen Augen betrachtest du die heilige Hostie und den Kelch bei der heiligen Wandlung? Sage mir, ob du eucharistisch bist, ob Christus dein König ist, und ich werde dir sagen, ob du katholisch bist.

Die katholische Kirche, das Haus der heiligen Hostie! Jesus ist unser Lehrer. Daraus ergibt sich, daß die katholische Kirche auch eine Schule ist, eine Schule für alle Alter, alle Geschlechter, alle Stände, alle Bildungsstufen. Wenn die katholische Kirche die offizielle und obligatorische Volksschule ist, dann ist das beste, schönste, erhabenste aller Lehrmittel die heilige Hostie. In seinem wunderbaren Büchlein „Eucharistische Funken“ schreibt deswegen ein italienischer Schriftsteller: Alle Bücher von Menschenhand geschrieben, und wären sie von den größten Heiligen verfaßt, sind nicht soviel wert, wie dieses kleine, weiße Blatt, die heilige Hostie.

Sie ist das Buch, das inwendig und auswendig beschrieben ist. Inwendig beschrieben von der Größe Jesu, außen von seiner Demut und wunderbaren Schlichtheit. Es ist die Geschichte der ewigen Liebe Gottes zu den Menschen, geschrieben von Jesus. Dieses wunderbare Buch, in dem man nie ausliest, sei unser Gebetbuch, unser bestes Betrachtungsbuch, unser kurzgefaßter „Katholizismus“, unser Gesetzbuch. Frage: Was würde Jesus in deinem Falle tun, reden — dann weißt du, was du zu tun und zu reden hast. Jesus unser Lehrer! Die katholische Kirche, das Haus der heiligen Hostie, unsere Schule, unsere Himmelsakademie, wie eine heilige Seele unserer Tage sagt!

Als Johannes am Jordan Jesus sah, sprach er: Siehe, das Lamm Gottes! Zwei Jünger hörten ihn das sagen und sie folgten Jesus nach. Jesus wandte sich um und als er sie nachfolgen sah, sprach er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie antworteten ihm: Rabbi, Lehrer, wo wohnst du? Er sprach zu ihnen: Kommt und sehet! Da kamen sie und sahen, wo er wohnte und blieben jenen Tag bei ihm.

Wir haben heut gesehen, wo der König wohnt. Die katholische Kirche ist das Haus, wo Jesus daheim ist. Wir wollen gehen und sehen und mit Jesus sprechen. Wenn man wüßte, was für ein Glück es ist, ein Viertelsstündchen beim König zu sein und mit ihm zu sprechen, die Kirche wäre Tag und Nacht gefüllt und Jesus im Tabernakel kein Einsamer und Verlassener. Eine Stunde am Fuße des Tabernakels ist mehr wert als hundert Jahre auf einem Throne. Kommet und sehet!

Der König lebt

Drei Jahre hatten die Zwölf das unermeßliche Glück, in der Gesellschaft Jesu zu leben, Jesus zu sehen und Jesus zu hören. Nach der Auferstehung wurden die Apostel auf eine neue Art der Gegenwart des Herrn vorbereitet. Jesus wandelt nicht mehr sichtbar unter den Menschen. Er erscheint nur hie und da wunderbarerweise im Kreise seiner Getreuen. Von der Himmelfahrt bis zum Weltgerichtstag tritt dann an Stelle der sichtbaren Gegenwart Jesu die unsichtbare. Jesus hat in seiner göttlichen Weisheit ein Mittel gefunden, um zugleich abwesend und gegenwärtig zu sein, abwesend den Augen und Ohren, gegenwärtig dem Glauben und dem Herzen. Dieses Mittel ist das Sakrament im Tabernakel.

Die Apostel hatten schwer, sich nach einem dreijährigen sichtbaren Umgang mit Jesus an den unsichtbaren zu gewöhnen. Daher mußte sie der Heiland nach der ersten heiligen Kommunion schonend und ernst zugleich darauf vorbereiten! Eine kleine Weile und ihr werdet mich nicht mehr sehen. Denn ich gehe zum Vater! Auch unter uns Christen von heute wird es wenige geben, die die sichtbare Gegenwart Jesu der unsichtbaren nicht vorziehen würden. Allein, wir müssen uns von dieser etwas natürlichen Auffassung loszumachen versuchen. Das Zeugnis des Glaubens muß uns mehr gelten als das der Augen und Ohren. Die Hauptsache ist, daß Jesus der König da ist, nicht daß er gesehen werden kann. Die Freude über das „Ich werde bei euch bleiben alle Tage bis ans Ende der Welt“, muß den Schmerz über das „Ihr werdet mich nicht mehr sehen“ überwiegen.

Das lebhafte Durchdrungensein von der wirklichen Gegenwart unseres Königs ist für unsere Religion charakteristisch. Der Katholizismus ist nicht so sehr eine großartige Lehre, eine wunderbare Moral, eine unerreichte Organisaiton. Er ist mehr. Er ist der wirkliche, fortlebende, gegenwärtige Jesus mit seinem mystischen Leibe, den ihm verbundenen Gläubigen. Er ist nicht so sehr eine Theorie als etwas Lebendiges. Ein Katholizismus, der nicht mit Jesus lebendig verbunden wäre, ein und dasselbe, nur unter einem anderen Gesichtspunkt und einem andern Namen, wäre ein Nebelgebilde, ein seelenloses Scheinwesen.

Deswegen ist es vielleicht eine Gefahr für den Glauben, wenn wir das leicht mißverständliche Wort Christentum, Katholizismus, etwas zu viel gebrauchen. Wiederholen wir es noch einmal: Katholizismus ist nicht eine Theorie, eine Lehre. Christentum ist der unter uns unsichtbar aber wirklich fortlebende Christus, das Königtum Jesu. Katholisch sein heißt durch den Glauben, die Hoffnung und die Liebe mit dem unsichtbar gegenwärtigen Heiland, dem Weg, der Wahrheit und dem Leben, in lebendiger Verbindung stehen.

Deswegen ist dort, wo Jesus in der Hostie nicht gegenwärtig ist, und wo kein lebendiger Verkehr mit ihm stattfindet, kein lebendiges Christentum. In dem Augenblicke, wo Luther das Altarssakrament, d. h. den gegenwärtigen Christus, abschaffte, schaffte er das Christentum ab.

Also Christentum gleich Christus bei den Christen! Was macht Christus bei den Christen? Das, was er drei Jahre lang in Palästina gemacht hat, König sein. Wir haben von dem Leben und der Wirksamkeit Jesu im Tabernakel oft keine richtige Auffassug. Wir meinen, weil unsere Augen und Ohren zu schwach sind, um die gottmenschliche Tätigkeit Jesu im Tabernakel zu beobachten, es herrsche dort die Stille des Todes. Das ist eine grobe Täuschung.

Die Tätigkeit hängt nicht von der Größe des Arbeitsraumes und der Stärke des Geräusches ab. Welche Riesenarbeit leisten nicht Sonne und Natur, trotzdem kein Auge und kein Ohr sie beobachten kann! Der Jesus des Tabernakels ist der gleiche wie der des Evangeliums, der gleiche an Heiligkeit, an Macht, Weisheit, Allwissenheit, Barmherzigkeit, Liebe. Der heilige Paulus schreibt darum in seinem Brief an die Hebräer (13, 8): Jesus Christus ist derselbe, gestern und heute und in Ewigkeit.

Was macht also Jesus in den Tabernakeln? Er übt das Priesteramt aus. Der König betet. Er hält ewige Anbetung. Er hält Gottesdienst im Namen der Pfarrei. Er feiert die heilige Messe. Die sichtbare Messe ist nach dem Ite missa est aus. Die unsichtbare dauert Tag und Nacht fort, seitdem Jesus im Tabernakel gegenwärtig ist, als Lob- und Dank- und Sühnopfer. Der Pfarrer ist durch das Kirchenrecht verpflichtet, jeden Sonntag die heilige Messe für das Volk zu „lesen“. Man nennt das applizieren. Jesus tut mehr als der sichtbare Pfarrer. Er betet und appliziert immer für sein Volk.

Was macht Jesus im Tabernakl noch? Er übt das Hirtenamt aus. Er treibt Seelsorge. Der König wacht. Seine Hirtenaugen schlafen nie. Sie sehen alles, was in der Pfarrei geht, in den Häusern und in den Herzen. Seine Hirtenaugen bemerken jedes Flehen und jede Gefahr. Sein Hirtenherz schlägt, und das ist die Seele der Seelsorge, für alle mit einer unendlichen Liebe. Was macht Jesus im Tabernakel noch? Er übt das Predigtamt aus, jenes Predigtamt, das tiefer dringt als bis zu den Ohren der Menschen und ohne welches das, was die Geistlichen auf der Kanzel machen, leeres Schellenklingel bleibt. Der König spricht. Die Engel sind seine Pfarrhelfer. Sie besorgen die Privatpastoration bei den einzelnen Seelen im Auftrage des Heilandes und in Kraft des Heiligen Geistes. Damit ist bewiesen, was zu beweisen war: Das Christentum ist keine leere Theorie. Christentum ist Christus bei den Christen! Der König lebt!

Vom entgegengesetzten Gesichtspunkt aus kommen wir zum gleichen Ergebnis. Das Christentum ist der Christ bei Christus. Das Christentum der Christen ist so viel wert als persönliche Beziehung zu Christus in einem Menschen vorhanden ist. So war es bei den Aposteln. Die Persönlichkeit Jesu war ihnen alles. Ihre Dogmatik war ihnen Jesus. Ihre Moral war Jesus. Ihre Aszetik war Jesus. Ihre Pastoral war Jesus. Ihr Kirchenrecht war Jesus. Ihre ganze Theologie, die ganze Summe ihres Wissens, war Jesus. Sie studierten nicht drei Jahre Wissenschaft, sondern sie studierten drei Jahre Jesus. Darum begreifen wir es, wie es ihnen zuersts unendlich schwer wird, ihn nicht mehr zu sehen und zu hören.

Das Christentum darf uns nichts anderes sein als was es für die Apostel gewesen ist: Lebendige Beziehung zum gegenwärtigen Jesus. Diese persönliche Beziehung äußert sich als Glaube, Hoffnung und Liebe zu Jesus dem König. Vor allem der Christ bei Christus durch die Liebe! Einmal in Gedanken. Die Liebe zeigt sich dadurch, daß sie die ganze Gedankenwelt beherrscht. Die Gedankenwelt steht gewöhnlich im Zeichen des Geschäftes, des Vergnügens, der sensationellen Neuigkeit, der krankhaften Sorge, oft des Schmutzes. Sie ist materialistisch, mammonistisch, versinnlicht, alkoholisiert, verweltlicht. Sie ist die Gedankenwelt eines getauften Heiden. Wir sollten, wenn wir uns Christen nennen wollen, an nichts mehr denken, als an den unter uns gegenwärtigen Christus. Weder die Arbeit noch die Politik noch die Presse noch die Wissenschaft noch der Sport sollten auch nur im entfertesten so sehr unser Gedächtnis und unsern Verstand beschäftigen wie Jesus. Das wäre Christentum.

Das gleiche gilt von der Welt der Gefühle. Miß deine Temperatur in der Kirche, in der Nähe Jesu. Sie ist viel tiefer als im Theater, im Restaurant, auf dem Büro. Das ist nicht in Ordnung. Da muß ein Herzfehler sein. Und dieser Herzfehler scheint heute in der Christenheit eine Massenkranheit geworden zu sein. Wir lieben alles, nur Jesus nicht. Noch einmal, da ist etwas nicht normal. Ein Patient, bei dem die Temperatur so tief gesunken ist, ist schwer krank. Christentum ist der Christ bei Christus. Nicht nur mit den Gedanken und Gefühlen, sondern auch mit dem ganzen Wirken. Die Kirche, das Haus, wo Jesus wohnt, soll auf jeden echten Christen, auch während der Woche, eine stärkere Anziehungskraft ausüben, als jedes andere Haus in der Stadt. Sage mir, wo du am öftesten zu finden bist und ich werde dir sagen, was du bist.

Wir wollen wieder Christen werden! Eine kleine Weile und wir werden Jesus sehen. Der Unsichtbare wird sichtbar. Der verborgene König des Tabernakels Richter über Ewigkeit von Strafe und Lohn! Der große Augenblick der Entscheidung über Himmel und Hölle ist gekommen. Was ist der Himmel? Der Ort beseligender Liebe. Es ist klar, daß, wer auf Erden das große Gesetz des Christentums, das Gesetz der Liebe zwischen Christ und Christus, nicht kannte, nicht in den Himmel eingehen wird. Christus, die Liebe, nicht lieben wollen, ist die Sünde der Sünden. Wer nicht liebt, wird verdammt werden. Wir wollen wieder Christen werden. Wir wollen wieder lieben, leben und sterben für Christus den König.

Unter den Augen des Königs

Es gibt Priester, die in einer geistigen Wüste leben. Wenn sie säen, säen sie auf steinige Erde. Es wächst nichts. Alles scheint umsonst zu sein. Aber Jesus hat einmal einer Seele gesagt: Wenn der Priester nichts mehr tun kann, dann bleibt ihm noch eins übrig: Er soll ein Heiliger werden. Das Leben der Heiligen ist voll von Bekehrungen. Was Jesus den Priestern gesagt, gilt Allen. Wenn ihre guten Worte auf hartes, unfruchtbares Erdreich fallen, dann sollen sie Heilige werden.

Hat es Wert, vor allem Volk von Heiligkeit zu reden? Ist nicht der Beruf der Meisten derart von Arbeit und Sorge erfüllt, daß von ernstem Streben nach Vollkommenheit keine Rede sein kann? Darauf ist zu sagen: Gott will es. Was wir einst in der Ewigkeit sein müssen, wollen wir keine Verdammten werden, das sollen wir schon auf Erden zu sein uns bestreben. Wir haben kein Recht, davon das Volk auszunehmen. Wenn man vom Volk wenig verlangt, dann wird es auch wenig wert sein. Wenn man will, daß es viel sei, dann muß man auch viel von ihm fordern. Die Phrase: Nicht jedermann ist zur Heiligkeit berufen, ist, wie ein neuerer Schriftsteller mit Recht meint, eine dämonische Phrase. Sie kommt vom Teufel. Sie zieht die Menschheit in die Tiefe. Wer nicht sein will, was er nach Gottes heiligem Willen sein soll, ist in Gefahr, nichts zu werden.

Die Heiligsprechung der kleinen Theresia vom Kinde Jesu hat wohl unter anderem die Aufgabe, mit der Meinung aufzuräumen, als ob man zur Erlangung der Heiligkeit außerordentliche Mittel brauche. Nicht die Zahl und die Länge der religiösen Übungen macht die Heiligkeit aus, sondern die Stärke der Liebe. Wir dürfen, ohne uns einer Übertreibung schuldig zu machen, sagen: In meiner Seele wohnt Jesus. Glaube das, handle darnach, und du wirst heilig werden. Der Verkehr mit dem in dir wohnenden Jesus ist ein Hauptmittel der Vollkommenheit.

Sei dem in dir wohnenden König ein goldenes Rauchfaß der ewigen Anbetung. Opfere ihm die duftenen Rauchwolken deiner Huldigung, deines Dankes, deiner Liebe tag und nacht. Zu diesem Zwecke denke oft an seine göttliche Gegenwart in dir. Vergiß ihn nicht. Bleibe bei ihm. Zerstreue dich nicht unnötig. Laß Jesus nicht immer allein. Ich lese von einem kleinen Knaben. Er hatte den Grundsatz: Ich muß immer zu Hause bleiben. Ich darf nie vollständig ausgehen. Der Grund dieser für ein Kind außergewöhnlichen Weisheit war: Der Knabe wußte, daß Jesus bei ihm zu Hause ist. Und wenn Jesus zu Hause ist, darf man nie ganz fortgehen. Man soll seine Berufsgeschäfte erfüllen. Man soll arbeiten. Man soll mit den Mitmenschen freundlich sein. Man soll sich auch zur Abspannung unterhalten. Zugegeben!

Aber man soll die Arbeit, den Verkehr mit Andern, die Unterhaltung, verrichten, ohne zu weit von Jesus fortzugehen. Man soll alles unter den Augen des Königs tun. Man soll Jesus dabei nicht aus dem Gesichte verlieren. Jesus und die Seele sollen zwischen hinein noch einander rufen und hören können. Vor allem: Man soll nicht Jesus davonlaufen, um unnützen und überflüssigen Gedanken, Erinnerungen, Sorgen, Plänen, Gesprächen, Vergnügungen nachzulaufen. Jede ehrliche Gewissenserforschung am Abend beweist, daß wir uns hundertmal im Tage durch solche Zerstreuungen verfehlt haben, durch unnötige Ausgänge der Seele, durch überflüssige Veräußerlichung, durch zu vieles unter dem Fenster und unter der Türe Stehen und so Jesus unnötig den Rücken Kehren, durch Vergeudung von Minuten und Sekunden, vielleicht sogar von Viertelstunden, die wir hätten zu den Füßen des Herrn zubringen können, trotz der vielen Arbeiten. Vergiß das Rauchfaß nicht, die gute Meinung, den Blick auf deinen in dir wohnenden Jesus. Mache dein ganzes Tagewerk zum Gottesdienst. Du kannst es.

Sei dem in dir wohnenden König ein reiner Tabernakel. Dem Allerheiligsten ist nur das Heilige gut genug. Mit vergoldeten Gefäßen sollen die Priester des Alten und des Neuen Bundes den Dienst des Allerhöchsten versehen. Zitternd in heiliger Ehrfurcht singen die Engel vor dem Angesichte des Allerheiligsten ihr ewiges Sanktus, aus Angst, es möchte an Ihnen etwas Unvollkommenes befunden werden. Denn nichts Unreines duldet der Himmel. Der Gedanke „Jesus der Allerheiligste in mir“, soll wie ein brennend Feuer alle Makel von der Seele wegbrennen. Das Gefäß muß zu seinem Inhalt passen, die Wohnung zu ihrem Gast. Wie Jesus, so du! Vergiß dich nicht! Bedenke, wer du bist! Wirf dich nicht weg! Mach dich nicht gemein!

Rein sei dein Haupt. Kein eitles Gepränge mit Haargeflecht und goldenem Geschmeide! Rein sei dein Auge, rein dein Ohr, rein deine Zunge. Keine sträfliche Neugierde, keine lieblose Ehrabschneidung, kein rohes Wort! Rein sei dein Kleid. Kein Zugeständnis an die freche Mode! Rein deine Moral. Nichts, was den Menschen erniedrigt unter das Tier! Nichts, was die gegenseitige Hochachtung heruntersetzt! Rein deine Gedankenwelt. Keine Selbstsucht keine Selbstvergötterung! Du bist ein Tabernakel. In dir wohnt Jesus! Hast du gefehlt, reinige sofort durch eine vollkommene Reue oder eine würdige Beicht dein Heiligtum. Halte gleich wieder Kirchweihe durch den Hl. Geist. Werde wieder mit Leib und Seele Heiligtum!

Sei dem in dir wohnenden König eine Monstranz! Lasse Jesus die Hülle deiner armen menschlichen Natur durchleuchten. Sei durch dein Leben eine fortwährende Aussetzung des hocwürdigsten Gutes. Wer dich sieht, soll Jesus sehen. Deine Gestalt bleibe die deine, aber das Benehmen sei das von Jesus. Wer dich hört, soll Jesus hören. Die Stimme erkenne man als die deine. Aber der Ton sei von Jesus. Wer in deiner Nähe verkehrt, fühle die Nähe Jesu. Nach außen nichts Ungewöhnliches, nichts Sonderbares, nichts Merkwürdiges, ein armes Menschenkind. Aber wer genau hört, vernehme den Pulsschlag des göttlichen Herzens Jesu aus dir.

Es gibt sogenannte Doppelgänger. Sie sehen einander so ähnlich, daß man sie kaum von einander unterscheiden kann. Wir sollten alle solche Doppelgänger von Jesus werden; nach der Lehre des hl. Paulus: Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. (Gal. 2, 20.) Jesus innen, darum Jesus auch außen! Der echte Christ eine Monstranz Christi! Eine ununterbrochene Aussetzung des hochwürdigsten Gutes! Siehe da deine Aufgabe! Du mußt deiner Umgebung Jesus in dir zeigen, Jesus in dir vorleben.

Der Heiland hat einmal zu einer Seele gesagt: Seit einem Jahr bin ich dein Mieter. Hab ich dir den Mietzins nicht gut bezahlt? So ist unser Herzenskönig. Zuerst macht er uns die unaussprechliche Freude, unser Gast zu sein und dann belohnter uns noch, wenn wir ihm den armen Stall unseres Herzens zur Verfügung stellen. So wird es Jesus auch dir gegenüber tun. Wenn du ihm den Aufenthalt in deiner Seele angenehm machst, wird er dir den Mietzins sicher nicht schuldig bleiben. Er wird dein Haus und deinen Herd segnen. Er wird durch seinen Hl. Geist der Erzieher und Beschützer der Deinen werden. So lieb und gut ist Jesus.

Das Königsmahl

Wenn die Kirche nach der Lehre des heiligen Paulus der mystische Leib Christi ist, so muß sie wie jeder Leib ein Haupt und ein Herz haben. Haupt und Herz ist Jesus. Das Haupt wirkt vor allem in Rom, das Herz im Tabernakel. Das Haupt offenbart sich besonders im Heiligen Vater, das Herz in der Eucharistie. Beide sind Lebensnotwendigkeiten. Wenn Haupt und Herz nicht mehr arbeiten, stirbt der Leib. Wenn der Katholizismus nicht mehr päpstlich und eucharistisch wäre, würde er aufhören zu existieren.

Wer Papst und Tabernakel sagt, der sagt Jesus Christus, weil das Papsttum und das Altarssakrament die beiden großen Kanäle sind, durch die Jesus Christus die Welt regiert. Wer aber das Wort Jesus Christus ausspricht, das Wort, vor dem sich alles beugen muß im Himmel, auf der Erde und unter der Erde, der hat alles gesagt. Der Name Jesu ist die Antwort auf alle Probleme, alle Geheimnisse, alle Schwierigkeiten.

Wenn wir den Papst und die Eucharistie haben, das Haupt und das Herz, warum ist der Leib so krank? Warum sind wir trotz der heiligen Kommunion nicht besser, reiner, opferfreudiger, geduldiger, demütiger? Die Frage drängt sich im Zeitalter der öfteren Kommunion von selber auf. Wo fehlt’s?

Was ist die Kommunion? Was sollte sie sein? Kommunion ist Vereinigung. Was ist Vereinigung? Vereinigung setzt zwei voraus, die eins werden wollen. Wo nur einer ist, kann von Kommunion keine Rede sein. Wo zwar zwei sind, aber zwei, die aneinander vorübergehen, kann ebenso wenig von Kommunion gesprochen werden. Kommunion ist zwei gleich eins.

Wer sind die zwei? Jesus und du. Die Kommunion, das ist Jesus und du. So muß man sagen: Jesus und du, nicht du und Jesus. Alles hängt bei der Kommunion davon ab, wer der erste und wer der zweite ist, wer im Vordergrund und wer im Hintergrund steht, wer die Hauptperson und wer die Nebenperson. Bei der Kommunion der Lauen steht das Ich im Vordergrund und Jesus im Hintergrund, bei der Kommunion der Eifrigen steht umgekehrt Jesus im Vordergrund und das Ich im Hintergrund. Jesus herrscht.

Mit anderen Worten, es kommt bei der heiligen Kommunion an auf die Vorbereitung, auf die Geistesverfassung, auf die sogenannte Disposition. Das Sakrament wirkt zwar aus sich, aber doch nur insoweit, als ihm keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. Wie das Licht. Das Licht leuchtet in der Finsternis. Aber, wenn den Lichtstrahlen etwas in den Weg gelegt wird oder wenn wir die Augen verschließen, wird die Wirkung des Lichtes gehemmt.

Gleich wie bei der Nahrung. Es handelt sich nicht nur darum, daß wir eine gesunde und kräftige Speise genießen. Die Ernährungs- und Verdauuungsorgane müssen auch die Fähigkeit besitzen, die aufgenommene Nahrung zu verarbeiten. Sonst ist die Nahrungsaufnahme zwecklos. Also: die Wirksamkeit des Sakraments richtet sich nach der Aufnahmefähigkeit des Empfängers, nach der Disposition. Und hier haben wir den Grund, warum bei manchen die Resultate der heiligen Kommunion so gering sind. Es fehlt an der Disposition.

Warum kann Jesus in der Seele sich nicht entfalten? Weil kein Platz ist. Die Platzfrage spielt bei der Kommunion die gleiche verhängnisvolle Rolle wie einst in Bethlehem. Die Geister und die Herzen sind oft voll von Fremdem, Überflüssigem, von Allotria, von Eitlem, Weltförmigem, Gefährlichem und von direkt Bösem, Sündhaftem, Schlechtem. Sie sind voll von der Welt und vom Ich, ob unter der Welt Materialismus, Vergnügungssucht oder Sinnlickeit und unter Ich Hochmut, Eitelkeit oder Rechthaberei verstanden wird. Man will wohl, daß Jesus komme, aber man will nicht, daß er darin herrsche.

Tatsache ist, daß der moderne Mensch vom Morgen bis zum Abend, vom Sonntag bis am Samstag, vom Ersten bis zum Letzten des Jahres in einer Welt lebt, die der des Tabernakels fremd ist. Und nun nehme man diesem modernen Menschen, der in einer dem Übernatürlichen ganz abgekehrten Luft atmet, und stelle ihn hinein in die Atmosphäre des Übernatürlichen, die den Altar umgibt. Was wird geschehen? Er ist mit dem Leib da. Er kommuniziert mit seiner Zunge. Aber es ist keine rechte Vereinigung. Es ist nicht Seele zu Seele, Geist zu Geist und Herz zu Herz. Jesus kommt gleichsam nur bis zum Vorhof der Seele. Man hat ihn, bildlich gesprochen, bloß an der Türe empfangen.

Man hat ein paar fromme Worte, die man Kommuniongebete nennt, gesprochen. Aber man hat ihn nicht in das allerinnerste Heiligtum der Seele eingeführt. Man hat dort nicht über die intimsten Geheimnisse sich persönlich ausgesprochen. Man hat ihn nicht auf den Thron geführt, sondern wie einen Bettler oder unangenehmen Gast kalt erledigt. Man hat ihm den Rücken gekehrt und zum Fenster hinaus sich mit der Frau Welt unterhalten, getan, als ob man nicht daheim wäre und alle Augenblicke vielleicht auf die Uhr geschaut, ob die 15 offiziellen Minuten Empfangszeit bald vorüber. So macht man’s oft. So behandeln wir oft den König. Wir haben keinen Platz und keine Zeit für Jesus. Wir kommunizieren und kommunizieren doch nicht. Darum kommen wir nicht als Heilige von der Kommunionbank nach Hause, sondern als die Alten.

Was sollte Kommunion sein? Das Gegenteil von dem, was wir soeben kennen gelernt. Jesus im Mittelpunkt der Seele und das Ich zu seinen Füßen, oder, wenn man will: Jesus als Herr des Hauses und der alte Mensch vor der Tür. Jener Mensch, von dem P. Ravignan einmal gesagt: Ihr fragt mich, was ich während meines Noviziates getan? Ich antworte: Wir waren zwei. Ich habe einen zum Fenster hinausgeworfen und nun bin ich allein. Die Kommunion also ein Thronerhebung!

Was ist die Voraussetzung für eine solche Kommunion? Ein starker Glaube. Wenn man überhaupt nicht beten soll, ohne vorher einen lebendigen Akt des Glaubens erweckt zu haben an die Gegenwart des Gottes, mit dem man sich unterhalten will, dann gilt das besonders von der ersten Viertelstunde nach der heiligen Kommunion. Ich muß durchdrungen sein von dem Gedanken: Jesus ist da, Jesus, der Sohn des lebendigen Gottes, Jesus, der Menschensohn, Jesus, mein König. Ich muß mir das immer wieder sagen. Denn ich bin vergeßlich und oberflächlich. Und Vergeßliche und Oberflächliche sollen immer wieder an das Gleiche erinnert werden.

Denken wir, die allerseligste Jungfrau würde uns alle Tage einen Besuch abstatten und sich während einer Viertelstunde mit uns unterhalten. Eine Kommunion ist mehr als eine solche Vision. Sie ist wichtiger als der Besuch aller Engel und Heiligen. Aber ich muß zu allertiefst davon erfüllt sein. Ich muß es glauben: Jesus ist da! Sonst bleibt die ganze Kommunionandacht das, was man Danksagung heißt, kalt und trocken.

Der Gedanke „Jesus“ muß wirken wie ein Sonnenaufgang, wie der Anbruch eines neuen Tages. Die körperliche Welt schwindet und die nun erscheint, ist die Welt der Gnade, die Welt des göttlichen Herzens. Viel reicher und schöner als alles, was die Menschenaugen sehen und die Menschenohren hören.

Was soll ich versuchen, diese Gnadenwelt zu malen und zu schidlern? Die Farben fehlen. Die Worte mangeln. Jesus kann man nicht malen, Jesus kann man nicht schildern. Jesus ist zu schön. Eine heilige Seele sagt: Wenn die Welt Jesus schauen könnte, wie ich ihn sah, alle Seelen würden von solchem Anblick ergriffen, ihre Geschäfte, ihr Vergnügen, ihre Politik verlassen und alle, vom Anblick des Königs der Herrlichkeit und der Liebe hingerissen, nichts mehr sehen als Ihn und Ihn allein anbeten.

Diesen Jesus siehst du nicht. Aber noch einmal: die Hauptsache ist nicht, daß du ihn siehst, sondern daß er da ist und daß du glaubst: Dieser Jesus ist da, in mir, in der Mitte meines Herzens – als König. Dann kannst du beten. Dann kannst du staunen. Dann kannst du danken. Dann kannst du lieben. Dann kannst du dich ausweinen und ausklagen. Auch ohne Gebetbuch. Und 15 Minuten sind dir zu kurz, die schönsten Minuten deines Tages und deiner Woche. Und wenn du heimkommst, bist du reiner, ruhiger, menschenfreundlicher, sanftmütiger, demütiger geworden.

Machen wir uns die kostbarste Zeit nach der heiligen Kommunion nicht so kompliziert, so umständlich, unnatürlich. Denken wir nur Eines: Jesus ist da. Alles andere macht sich von selber. Und wenn dich nachher jemand frägt: Was hast du gemacht, dann sage: Vieles, in Wirklichkeit nur Eines: Ich habe 15 Minuten geglaubt, gehofft, geliebt. Das ist Kommunion! Jesus und du! Jesus in dem Mittelpunkt der Seele! Jesus als König! Komme und sehe, wie süß der Herr ist. Aber komme allein. Laß die Welt vor der Türe. Wenn du einmal verstehst, richtig zu kommunizieren, wirst du auch bald verstehen, richtig zu leben.

Der König der Herzen

Wenn ich auch Schweizer bin, nicht die Berge und Seen, nicht die Städte und Dörfer meiner Heimat interessieren mich am meisten, sondern ein kleines rundes weißes Etwas, das in unserm Tabernakel wohnt und von dem mir mein Glaube sagt: Das ist Jesus, derjenige, durch den die Menschen, die Berge und die Seen, die Wiesen und die Wälder gemacht worden sind und ohne den nichts ist von allem, was ist.

Was Mittelpunkt aller Dinge ist, soll immer Mittelpunkt bleiben, auch für Bürger und Staatsmann. Wie es ein Sprichwort gibt, das heißt: Alle Wege führen nach Rom, so gibt es ein Gesetz im geistlichen Leben: Alle Wege führen zu Jesus. Die einzelnen Andachtsübungen sind nur so viel wert, als sie Wege zu Jesus sind, sei es die Aufopferung der heiligen Messe, der Sakramentenempfang oder die Betrachtung, der Wandel in der Gegenwart Gottes, die geistliche Lesung oder die Gewissenserforschung.

Die wichtigste Tatsache unseres religiösen Lebens ist Jesus der König des Herzens. Jesus kann in verschiedener Weise in uns König sein. Einmal durch die geheimnisvolle Anwesenheit in den Gliedern der Kirche. Durch die Taufe werden wir dem mystischen Leibe Christi, den wir Kirche nennen, eingegliedert. Alle Gläubigen sind nach der Lehre der Hl. Schrift ein Leib und ein Geist unter dem Haupte Christus. (Eph. 4.)

Es ist unmöglich, bestimmter das Zusammensein und Zusammenwohnen von Christus und Christ auszudrücken. Es ist unmöglich, mehr Nachbar zu sein als Haupt und Glied es sind. Die Nachbarschaft zwischen Christ und Christus ist so unmittelbar, daß sie zu einer gewissen Einheit wird. Wünschen wir uns Glück, jubelt der heilige Augustinus. Wir sind nicht nur Christen sondern Christus geworden. Das Haupt und die Glieder, das ist erst der ganze Christus. Er und wir! Ich verkünde dir eine überaus große Freude: Wenn du Christ bist, ist Christus in dir, als Haupt und König.

Jesus braucht nach der ersten hl. Kommunion noch ein anderes Gleichnis. Ich bin der Weinstock. Ihr seid die Reben. Gleichwie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Jesus übertreibt nicht. Jede Übertreibung wäre eine Lüge und Jesus ist die Wahrheit. Wenn Jesus etwas sagt, dann ist es so und wenn es noch so unglaublich scheint. Wenn du katholisch bist, wenn du ein Zweig bist am Stamme Christus, dann gibt es keine nähere Verwandtschaft und Nachbarschaft als zwischen dir und Jesus. Jesus ist bei dir, wäre zu wenig gesagt: Jesus ist in dir. Freue dich und frohlocke!

Aber das alles scheint Jesus noch nicht genug zu sein. Die Lehre von Haupt und Glied, von Stamm und Zweig drückt die Herrschaft Jesu über dich noch nicht vollkommen genug aus. Höre, Jesus sagt noch mehr: Wenn jemand mich liebt, so wird er meine Lehre halten und ich werde zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Und ich werde mich ihm offenbaren. (Joh. 14, 23.) Deswegen nennt der heilige Paulus in seinen Briefen wiederholt die Christen Tempel des heiligen Gottes. (2. Kor. 6, 16. 1. Kor. 3, 16.) Gott wohnt in ihnen wie sie wohnen in Gott. Gott ist der unermeßliche Tempel ihrer Seele und ihre Seele der Tempel des unermeßlichen Gottes, der Palast des Kpönigs.

Der Unendliche scheint zu vergessen, wer er ist und wer der Mensch ist, um ein unfaßbares Wunder der Liebe wirken zu können. Aber dieses Wunder ist die große Tatsache des Christentums. Es ist das Dogma, auf dem sich die Lehre von der übernatürlichen Würde des Christen, des Adoptivkindes Gottes, aufbaut. Es bewirkt, daß eine Seele im Gnadenstande mehr wert ist als die ganze sichtbare Schöpfung, alle Güter und Herrlichkeiten der Erde.

Die gewaltigste und schönste Kathedrale ist schließlich nur materieller, vergänglicher Stoff. Du bist mehr. Du bist, wie der heilige Petrus schreibt, göttlicher Natur teilhaftig. In dir wohnt der heilige Gott. In dir wohnt somit auch Jesus, wenn die heilige Menschheit unseres Herrn auch nicht mehr in dir gegenwärtig sein sollte. Weil der Sohn Gottes zugleich der Menschensohn ist, weil es keinen Sohn Gottes gibt, der nicht zugleich der menschlichen Natur teilhaftig, deswegen können und dürfen wir zu jeder Zeit, auch außerhalb der heiligen Kommunion, auch wenn die Gestalten von Brot nicht mehr in dir vorhanden, behaupten: In dir ist Jesus. Du bist eine lebendige Christuskirche, des Königs Palast.

Noch mehr! So unendlich groß das ist, was wir bis jetzt gehört, wenn es alles wäre, könntest du den Tabernakel vielleicht beneiden. Denn im Tabernakel wohnt Tag und Nacht dein Jesus auch mit seiner heiligen Menschheit. Also scheint der Tabernakel reicher zu sein als dein Herz. Auf das ist zu erwidern, daß deine Seele im Gnadenstande wertvoller als der schönste Tabernakel und das kostbarste Ziborium. Der Tabernakel und das Ziborium sind vom Staub der Erde, deine Seele aber ist göttlicher Natur teilhaftig.

Sodann bildet der Tabernakel nicht die Endstation. Er bildet nur die vorletzte Haltestelle des eucharistischen Heilandes. Die Endstation bist du. Christus hat das heilige Sakrament nicht so sehr des Tabernakels wegen als vielmehr deines Herzens wegen eingesetzt. Jesus will König deines Herzens werden. Jesus hat Heimweh nach deiner Seele, dem lebendigen Tabernakel. Wir finden oft bei eifrigen Christen einen eigentlichen Hunger und Durst nach der heiligen Kommunion. Dieser Hunger nach der heiligen Kommunion, nach der Vereinigung, ist bei Jesus viel stärker als bei den Heiligen. Er ist unendlich, weil seine Liebe unendlich ist.

Er geht oft bis zum Wunder. Wir lesen im Leben begnadigter Seelen, daß der Heiland nicht nur ein kleines Viertelstündchen, sondern Stunden lang, vielleicht sogar von einer Kommunion bis zur andern, in ihnen gegenwärtig blieb. Ja, es fehlt nicht an solchen, die sagen, daß Jesus dieses Wunder in unsern außerordentlichen und so ernsten Zeiten öfters wiederholt. Wer Jesus kennt, kann auch dieses außerordentliche dauernde Wohnen der heiligen Menschheit Jesu in der Seele nicht für unmöglich halten. Denn Jesus ist unendlich gut und lieb. Alles in Allem: Die große Tatsache des Christentums ist: Jesus in der Seele des Christen, der König der Herzen.

Vor den Tabernakel gehört ein ewiges Licht. Wenn du also ein Tabernakel bist, in dem wahrhaft der Sohn des lebendigen Gottes lebt und wohnt, dann darfst du das ewige Licht nicht vergessen. Das ewige Licht, das Tag und Nacht vor deinem lebendigen Tabernakel brennen soll, ist die Liebe, bewußte, starke, lebendige, immerwährende Liebe. Dieses ewige Licht deiner Christusliebe soll immer flackern, darf nie löschen. Auch auf der Straße nicht. Auch in der Werkstatt und im Arbeitszimmer nicht. Auch wenn die Winde der Versuchung stürmen, nicht. Dann erst recht nicht. Auch in den Ölbergstunden nicht. Das Stoßgebet deines Lebens, das Lieblingebet deines Herzens sei darum der Gruß an den in dir wohnenden Jesus: Mein Jesus, mein alles! Jesus, der König meines Herzens.

Auf dem Thron der Familie

Ich denke an den königlichen Beamten von Kapharnaum. Dieser Mann gefällt mir. Nicht nur wegen dem, was man zwischen den Zeilen lesen kann. Er glaubte. Das genügte ihm nicht. Er machte sofort seinen Glauben zum Hausgesetz. Er fühlte sich als verantwortlichen König und Gesetzgeber in seinem kleinen Königreich.

Es gibt viele Könige und Regierungen. Aber es gibt wenige, die wirklich zu regieren verstehen. Auch im Königreiche der Familie! Die meisten Hausregierungen sind liberal. Jeder kann machen, was er will. Wenigstens in den katholischen Familien ist es leider oft so. Sie haben oft das schwächste Hausregiment. Ein protestantischer oder sozialdemokratischer Hausvater fühlt sich viel eher als starke Regierung. Auf die Bitten und Vorstellungen der katholischen Frau, mögen sie noch so berechtigt sein, erklärt er gerne: Ich bin der Mann! Damit geht er, wie man sagt, zur Tagesordnung über.

Wenn ich diese Männerfigur von Kapharnaum betrachte, dann bekomme ich Heimweh nach starken katholischen Männern und nach selbstbewußten, starken, katholischen Hausregierungen, die, ohne Tyrann zu sein, es verstehen, ihren Glauben und ihren Willen dem ganzen Hause einzuprägen.

Wie kommen wir wieder wie in der guten alten Zeit zu einem ausgesprochenen katholischen Hausregiment? Seit Jahren zieht ein Apostel wie ein Triumphator durch die Welt. Sein Name ist Pater Mateo aus der Kongregation des heiligsten Herzens. Seine Heimat ist Peru in Südamerika. Im Heiligtum des heiligsten Herzens Jesu in Paray-le-Monial, wird er, von allen Ärzten aufgegeben, plötzlich geheilt. Nun zieht er als Eroberer durch die Staaten Südamerikas, die Vereinigten Staaten, Kanada, Spanien, Frankreich, Holland, Italien. Wunder der Gnade begleiten ihn.

Was will dieser Mann? Er erklärt: Das Unglück der Welt geht zurück auf die Familie! Die Familie, unsere erste Festung ist verloren. Die Familie ist entchristlicht, verweltlicht worden. Sie muß wieder eine übernatürliche Einrichtung werden, eine Domäne des Glaubens, der Liebe und der Gnade. Aus der Erneuerung der Familie wird sich ohne weiteres wieder die Erneuerung der menschlichen Gesellschaft und des Staates ergeben. Die Heilung kommt von innen nach außen, wie auch die Krankheit von innen nach außen kommt. Alle Ärzte, die nur mit äußerlichen Mitteln die Menschheit kurieren wollen, anstatt mit einer vollständigen geistigen Bluterneuerung, machen Fiasko.

Wie kommen wir wieder zu einem echt katholischen Hausgeist? Man kann die Sache verschieden anpacken. Es gibt in der katholischen Kirche keine alleinseligmachende „Andacht“. Allein eines der sichersten und raschesten Mittel nach Pater Mateo ist die Thronerhebung des heiligsten Herzens Jesu in der Familie. Also etwas Neues? Nein, etwas Altes! Eine amerikanische Erfindung? Nein, eine asiatische Erfindung, eine Erfindung, die von Palästina kommt, eine göttliche Erfindung, eine Erfindung von Bethlehem und Nazareth und Golgatha!

Die Thronbesteigung des heiligsten Herzens Jesu ist die praktische Darstellung des Satzes: Er und sein ganzes Haus glaubten an ihn! Die Thronbesteigung ist eine rein religiöse Familienfeier. Es ist ein in der Geschichte der Familie bedeutungsvoller Tag, der Namenstag des Vaters oder der Mutter, ein anderer wichtiger Familientag oder ein kirchliches Fest, vielleicht Weihnachten oder Neujahr. Die ganze Familie ist beieinander. Familienglieder in der Fremde haben durch einen Brief gezeigt, daß sie wenigstens im Geiste dabei sind. Wenn möglich ist auch ein Priester anwesend. Man ist im Salon oder im Hauptzimmer des Hauses. Am schönsten Platze im Hause wird ein vom Geistlichen geweihtes möglichst schönes Bild oder eine Statue des göttlichen Herzens Jesu, umgeben von Blumen und Lichtern, aufgestellt durch das Familienhaupt. Die ganze Familie betet kniend den Glauben und weiht sich feierlich dem auf den Thron erhobenen Heiland. Der Tag wird in aller Zukunft als heiliger Tag durch den Empfang der heiligen Sakramente gefeiert. Der Ort der Thronbesteigung ist fortan das Familienheiligtum, wo alle wichtigen Familienereignisse ihre Weihe erhalten.

Jesus auf dem Throne der Familie! Jesus König und Mittelpunkt aller Hausgenossen. Was will das sagen? Wir hassen alle leeren Zeremonien. Gott ist ein Geist und will in Geist und Wahrheit angebetet werden. Alle äußere Feier hat nur den Zweck, einen großen Gedanken tief in die Seele der Zuschauer und Zuhörer einzusenken. Was predigt die Thronerhebung des göttlichen Herzens Jesu? Zuerst die Herrschaft der Liebe. Gott ist die Liebe. Das Christentum ist die Religion der Liebe.

Wenn man das sagt, meint man gewöhnlich nur die Liebe von Mensch zu Mensch. Man redet, als ob der erste und erhabenste Teil des Hauptgebotes nicht wäre. Das Christentum ist in erster Linie die Religion der Liebe Gottes zu den Menschen und der Liebe des Menschen zu Gott. So steht geschrieben: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben von ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus ganzem Gemüte und aus allen Kräften. Das ist der Jammer unserer modernen Christenheit: daß wir so unsagbar kalt sind, so unendlich nüchtern, daß uns die Seele des Christentums fehlt, das Herz, die Liebe und damit die Hauptsache. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht. (Joh. 4, 8.)

Wer Gott nicht kennt, ist kein Christ. Sein Name ist Diebstahl. Was illustriert die Seele des Christentums, die Gottesliebe am besten? Drei Dinge: das Kreuz, das allerheiligste Sakrament und das Bild vom Herzen Jesu. Drei Prediger, die das Gleiche sagen! Aber weil die Menschen den ersten und zweiten nicht mehr verstanden haben, gab uns Gott den dritten. Das Herz-Jesu-Bild, das feuerumloderte, kreuzüberragte, dornenumspannte, die ewige Predigt: Gott ist die Leibe. Dadurch hat sich Gottesliebe gegen uns geoffenbart, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt, damit wir durch ihn leben. (1 Joh. 4, 8.) Wer diese Sprache nicht versteht, wer das Herz-Jesu-Bild nicht begreift, dem ist nicht mehr zu helfen.

Wir haben nur eines zu tun: Wir sollen diese Predigt hören. Wir sollen oft unverwandten Blickes wie hingerissen von Begeisterung, uns in dieses Bild versenken. Wir sollen uns der Bestrahlung dieses Gottesfeuers aussetzen, bis wir selber warm werden. Wir sollen von Kindheit an, in guten und schweren Stunden, in diese Augen schauen. Wir müssen unablässig um dieses Große beten: Süßes Herz Jesu gibt, daß ich immer mehr und mehr dich liebe. Das göttliche Herz Jesu gibt der katholischen Familienstube wieder jene Temperatur der Liebe, in der allein echtes Familienglück und Familienfriede gedeihen kann.

Jesus auf dem Thron der Familie! Eine Predigt von der Herrschaft des Geistes Jesu über die Geister! Jesus ist König. Er hat es selber gesagt: König bin ich. Dazu bin ich in diese Welt gekommen. Der Zweck der Thronerhebung Jesu ist die Herrschaft Jesu. Die Alleinherrschaft! Christus kann nicht ertragen, daß der Satan neben ihm als Mitregent, gleichsam nach den Gesetzen eines geistigen Proporzes, auf dem Throne sitze. Auf dem Throne hat nur Einer Platz! Christus Alles oder Nichts!

Daraus ergibt sich eine allmähliche vollständige Umwandlung des ganzen Familienlebens. Ein Götzenbild nach dem andern wird aus dem Haus getragen, weil es nicht mehr paßt. Die Wände werden sauberer. Die Bibliothek wird gereinigt. Auf dem Familientisch liegt kein kirchenfeindliches Blatt mehr. Überflüssiger Luxus und Vergnügungssucht verschwindet. Fluch- und Schimpfworte werden nicht mehr gehört. Die Arbeit wird Gottesdienst. Das ganze Haus eine kleine Friedensinsel! Das Bild des Herzens Jesu ist zum Reformator des Familienlebens geworden.

Nicht genug! Die kleine Gesellschaft der Familie bereitet dem Heiland, indem sie ihm auf den Knieen das Hosanna seines besonderen Triumphes singt, seine öffentliche Thronerhebung vor. Das göttliche Herz Jesu treibt Eroberungspolitik. Es will auf die Straße. Es will das ganze öffentliche Leben erneuern. Es will, nachdem er der Reformator der Familie geworden ist, auch der Reformator der menschlichen Gesellschaft werden. Die Vaterunserbitte soll zur Wahrheit werden: Zukomme uns dein Reich! Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden! Geheiligt werde dein Name! Wer die Thronerhebung des Herzens Jesu in der Familie fördert, der nimmt die Sache der menschlichen Gesellschaft selber in die Hand. Er wird ein Wohltäter der Menschheit.

Jesus auf dem Thron der Familie: eine Predigt vom Apostolat. Wer in einer Familie des göttlichen Herzens Christus kennen gelernt hat, der kann nicht stumm bleiben. Er muß von seinem Glücke reden. Er will es auch andern mitteilen. Er wird ein Apostel. Das ist es, was wir brauchen. Wir sind so schrecklich zurückhaltend geworden. Wir meinen in unserem unchristlchen Eigennutz, es sei genug, wenn wir ein persönlich ehrenwertes Leben führen. Wir haben so wenig Ansteckendes in unserem Charakter. Denn nicht nur das Böse, auch das Gute soll anstecken, anziehen, gewinnen, soll um sich greifen wie das Feuer.

Daß die Thronerhebung diesen apostolischen Geist fördert, beweist ihre Geschichte. Größte Kirchenfeinde, Häupter der Freimaurerei bekehrten sich bald in großer Zahl. „Sehr oft hat die feierliche Thronerhebung in der Familie, in der eines der Angehörigen geistig tot war oder ein verlorener Sohn einen leeren Platz gelassen hat, zur Folge, daß der Verlorene zurückkehrt zur großen Freude der Familie, deren Weihe dieses große Wunder erlangt hat.“ Da haben wir’s. Das Feuer greift um sich. Es wird zum Apostolat.

Wir sehen: die Thronerhebung des heiligsten Herzens Jesu in der Familie ist ein Werk der Vorsehung, um die Menschheit vor dem drohenden Untergang zu retten. Als Pater Mateo nach Frankreich kam, deutete man ihm zuerst an, er solle nach dem Kriege kommen. Er antwortete, indem er an einen Bischof die Frage richtete: Hat Noe die Arche nach der Sündflut gebaut? Die Sündflut ist da. Die Arche ist das Herz Jesu. Gehen wir wie Noe in die Arche mit der ganzen Familie. Machen wir, indem wir die Familie rettten, dieselbe selbst zur Arche, welche die höchsten Güter der Menschheit in der hereingebrochenen Katastrophe vor dem Untergang bewahrt.

Wir haben nie die Bedeutung aller modernen Rettungsmittel, die Bedeutung der katholischen Presse, der katholischen Vereine und der katholischen Politik bestritten. Aber bei all dem dürfen wir niemals vergessen: Die Hauptarbeit gehört dem Wiederaufbau des Fammilienlebens. Das kommende Zeitalter wird das Zeitalter der Familie sein müssen. Hilfsbote mag es manche geben: die Arche in der Sündflut ist die vom katholischen, übernatürlichen Geist erfüllte Familie – die Familie, deren König und Regierung Christus ist. Hier muß die Souveränität Gottes über Staat und Gesellschaft proklamiert und vorbereitet werden.

Der König in der Schule

Das Gleichnis des Sämanns ist nicht nur das Gleichnis des Priesters, sondern auch das Gleichnis des Lehrers. Jeder Lehrer ist ein Sämann, der ausgeht, um zu säen, sei es, daß er seinen Samen aus den Kornkammern des Herrn oder aus den Magazinen der Hölle nimmt. Je nachdem ist der Beruf des Lehrers etwas vom Göttlichsten oder Teuflischsten, das ein Mensch tun kann. Der Lehrer, der nicht als Sämann der Wahrheit, sondern der Lüge wirkt, ist ein Satan!

Wenn es genug Mühlsteine auf der Welt gäbe, sollte man sie diesen Verführern nach evangelischem Rat an den Hals hängen, um sie in die Tiefe des Meeres zu versenken. Denn ein schlechter Sämann, sei er Leher oder Priester oder Schriftsteller, ist ein nationales Unglück, ein Vergifter der Quellen der öffentlichen Wohlfahrt. Das Volk, das solche Menschen noch auf Staatskosten anstellt, um seine Jugend zu unterrichten, hat den letzten Rest gesunden Sinnes verloren. Mag es noch so sehr mit seiner demokratischen Weisheit prahlen.

Das Vorbild jeden Sämannes, sei er Priester, Erzieher oder Schriftsteller, ist Christus der Lehrer, der Weg, die Wahrheit und das Leben. Für jeden, der zum Volke und besonders zur Jugend geht, gilt Johannes X: „Wer nicht durch die Tür in den Schafstall geht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und Räuber. Wer aber durch die Tür eingeht, der ist ein Hirt der Schafe.“ Die Tür zur Schule ist wie die Tür zur Kirche Jesus, Jesus der Lehrer!

Die moderne Schule hat Jesus hinausgeworfen. Sie wollte nicht, daß dieser über sie herrsche. Die Säuberung der Schulzimmer von den Kruzifixen war nur das äußere Zeichen dieser antichristlichen Pädagogik. Der Anfang aller politischen Weisheit besteht darin, daß die Völker wieder das Kruzifix im Triumph in die Lehrerseminare und in die Schulen zurückführen. Jesus wieder der Lehrer der Lehrer! Der König der Schule. Ohne ihn könnt ihr nichts tun! Alle anderen Lehrer haben nur insoweit das Recht, sich Lehrer zu nennen, als sie zuvor Schüler dieses Lehrers geworden.

Jesus ist der einzige Lehrer der Menschheit und darum auch der Jugend und zwar im vollen Sinne des Wortes. Andere mögen diesen Titel nach dieser oder jener Richtung und mehr oder weniger in Anspruch nehmen. Lehrer ohne Einschränkung ist nur Einer. Dieser Lehrer weiß alles. Er ist das Licht der Welt, der alle erleuchtet, die in diese Welt kommen. Christus kennt Gott. Denn es steht geschrieben: Niemand kennt den Vater außer der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. (Matth. 11, 27.)

Jesus kennt die Welt. Die Welt ist durch ihn gemacht worden und ohne ihn ist nichts gemacht von allem, was gemacht worden. Jesus kennt den Menschen, den Menschen, wie er sein soll, und den Mesnchen, wie er ist; den Menschen, der aus der Hand des Schöpfers hervorging, mit seinen natürlichen und übernatürlichen Aufgaben und Kräften, und den gefallenen Menschen mit seinen schlimmen Neigungen.

Jesus, der größte Theologe und der größte Psychologe und darum der größte Pädagoge, der beste Gotteskenner und Menschenkenner und darum der beste Erzieher! Über Christus hinaus kann es deswegen in der Erziehungskunst keinen wesentlichen Fotschritt geben. Jesus, die ewige Weisheit, schuf nichts Halbes. Man kommt allein mit dem Evangelium an allen Orten und zu allen Zeiten aus, weil es die Schule der Vollkommenheit ist.

Jesus ist der Lehrer des Menschengeschlechtes, weil er das, was der Mensch tun und sein soll, nicht nur vorsagt, sondern vormacht. Wir werden nicht so sehr erzogen durch das, was wir hören als durch das, was wir sehen. Nach dem alten Sprichwort: Worte bewegen, Beispiele reißen hin. Das Erste, was ein Erzieher zu beachten hat, ist, daß er selber ausführt, was er von andern fordert. Niemand kann andere gläubig, fromm, gehorsam, demütig, barmherzig machen, wenn er es nicht selber ist.

Große Erzieher müssen immer zuerst selber große Menschen werden. Die besten Erzieher müssen naturgemäß die Heiligen sein, deren Leben allen zuruft: Macht’s nach! Aber das unerreichte Ideal der Erzieher aller Zeiten bleibt derjenige, den Niemand einer Sünde beschuldigen konnte, Jesus, der Allerheiligste. Wenn andere etwas von einem Lehrer an sich haben, Er hat Alles, weil er die Tugend mit dem göttlichen Anschauungsunterricht seines Lebens vorträgt. Ein Hauptgrund unserer erzieherischen Mißerfolge: Wir haben zwar viele Vorsager, aber wenige heilige Vormacher, die ihre Pädagogik im Leben Jesu studiert.

Jesus ist der Lehrer der Menschheit, weil er uns nicht nur Wahrheiten, sondern auch Kräfte in die Seele legt. Wahrheiten allein genügen nicht, da die Erziehung nicht nur den Verstand zu erleuchten, sondern auch den durch die Erbsünde geschwächten Willen zu stärken hat. Das kann nicht durch leere Worte geschehen, und wären sie noch so großartig, wie, „Appell an Heldentum“, „Ritterlichkeit“, „Selbstregierung“, „Menschenwürde“. Der Sturm der Leidenschaften reißt solche Kartenhäuser ein.

Es ist Glaubenssatz und Erfahrungstatsache, daß eine vollkommene Erziehung mit rein natürlichen Mitteln unmöglich ist. Das Ausschlaggebende am Erziehungswerk ist der Heilige Geist, oder, was auf dasselbe herauskommt, die übernatürliche Dynamik der Gnade, die durch das Opfer, das Sakrament und das Gebet vermittelt wird. Wer ohne das Opfer, das Gebet und das Sakrament erziehen will, bleibt ein unfruchtbarer wenn auch vielleicht gutmeinender Schwätzer. Die Gnadenlehre ist die Seele der Erziehungslehre. Wer das nicht weiß, ist kein Erzieher, wenn er auch katholischer Lehrer ist.

Jesus ist der Lehrer der Menschheit, weil niemand wie Er die Erziehung als das eine Notwendige betont hat. Er kam, um den neuen, nach Gottes Ebenbild und Gleichnis umgewandelten übernatürlichen Menschenzu schaffen, der Erbe des Himmels werden soll. Diesem erzieherischen Zwecke seines Erlösungswerkes dient alles, sein Leben, seine Predigt, sein Leiden und Sterben, die Gründung der Kirche. Alles an Jesus wird pädagogisch. Was aber mit dem Einen Notwendigen keine Beziehung hat, dem bringt Jesus in seiner öffentlichen Wirksamkeit auch kein besonderes Interesse entgegen.

Trotzdem er der Allwissende ist und alle Gesetze der Natur offen vor seinen Augen liegen, sagt er kein Wort davon. Keine einzige naturwissenschaftliche Entdeckung oder Erfindung hängt mit der öffentlichen Wirksamkeit des Erlösers zusammen. Technik und Industrie empfing von ihm nicht die leiseste Förderung. Trotzdem er die ewige Schönheit ist, schuf er kein Kunstwerk, weder in der Bildhauerei noch in der Malerei noch in der Dichtkunst noch in der Musik. Trotzdem er die ewige Liebe, tat er direkt nichts für die sogenannte Sozialreform, für die Medizin und für die Volksgesundheitspflege. Trotzdem er der Freund der Kinder, tat er so viel wir wissen, nichts für Primar- und Volksschulbildung.

Und das deswegen, weil alle diese Dinge nicht zu den Notwendigkeiten gehören, Jesus aber kam, um das zu lehren, was sein muß: den Glauben, die Hoffnung, die Liebe, die Geduld, die Keuschheit, die Wahrhaftigkeit, die Gerechtigkeit. Der beste Lehrer ist derjenige, der das Notwendige in den Vordergrund und das Nebensächliche und Überflüssige in den Hintergrund stellt. Jetzt macht man’s umgekehrt.

Jesus ist der Lehrer der Menschheit, weil im Vergleich zu ihm alle Lehrer nur Lernende sind. Lasset euch nicht Meister nennen. Denn einer ist euer Meister. Ihr aber seid Alle Brüder. Auch lasset euch nicht Lehrer nennen, weil einer euer Lehrer ist, Christus (Matth. 23, 8. 10). So steht’s geschrieben. So ist’s. Auch heute! Die moderne Schulweisheit will nicht mehr zu den Füßen Jesu sitzen. Zitiert sie, so zitiert sie nicht ein Wort Gottes, sondern Worte der Menschen, Rousseau, Pestalozzi und wie die „Großen“ unter den kleinen Menschen heißen.

Wir leugnen nicht, daß Menschen in der Erziehungskunst Wahres und Gutes schreiben können. Aber das Wahre und Gute, das wirklich im Vollsinn wahr und gut ist, hat alles schon der gesagt, der vor 1900 Jahren als Sämann ausging, um zu säen. Was die Gelehrten vermögen, das besteht nur darin, daß sie die Lehren Jesu neu formulieren, anwenden, zusammenstellen. Im Übrigen haben wir auch in der Pädagogik keinen Andern zu erwarten. Der Messias der Schule ist schon gekommen. Wir haben nichts zu tun, als ihn zu hören und zu verkünden. Der Same ist das Wort Gottes.

Die Welt wimmelt heute von Fragen und Problemen. Die Frage der Fragen ist aber die: Wollt Ihr Christus, den der Geist der Glaubenslosigkeit einer vermaterialisierten Zeit und eure Feigheit aus der Schule verbannt, wieder in dieselben zurückführen? Soll Christus der Lehrer wieder der Erzieher euerer Lehrer und eurer Kinder werden? Es handelt sich dabei für uns nicht nur um das Kruzifix in der Schule, es handelt sich um die Persönlichkeit, den Geist, das Wort, die Gnade Christi, seine Herrschaft über die Seelen und die Herzen, sein Königtum. Alles, was wir sonst tun, wird nutzlos sein, wenn wir dieses Eine vergessen. Nicht der soziale Kampf um’s Brot und Geld ändert das Angesicht der Erde, sondern der Kampf um die Schule Christi. Wenn der göttliche Sämann nicht ausgeht, um zu säen, ist Alles umsonst.

Der König der Könige

Manche moderne Staaten haben noch ihren Bettag. Er ist ein letztes Abendrot einer schwindenden Zeit. Nachher – fürcht ich – kommt die Nacht, die schwarze, mit den grellen Blitzen und den lauten Donnern und der zitternden Erde und den blassen Menschen – die Nacht, wo man nicht mehr betet, die Nacht der Sünde und der Rache, die Nacht der Sündflut.

Und dann – hoff ich – kommt der neue Tag. Und an jenem Tag wird man keinen Bettag mehr brauchen. Denn zu allen Zeiten und an allen Orten wird man beten. Das betende Jahr tritt an Stelle des betenden Tages. Gedenke, daß du den Bettag heiligest, den letzten und einzigen Tag, wo der moderne Staat zum Volk gewendet, das orate fratres spricht. Brüder, betet!

Der Zeitgeist ist dem „Bettag“ nicht günstig. – Auch diese Insel wird untergehen und niemand wird sie retten können. Der Bettag wird fallen. Und der Bettag wird fallen, weil er im Widerspruch steht mit der modernen Staatsauffassung. Die moderne politische Irrlehre ist der Staat ohne Religion. Der laisierte Staat. Die offiziellen Beziehungen zwischen Staat und Kirchd werden abgebrochen. Sie geben sich vielleicht alle Jahre einmal ein rendez-vous. Aber sie sind durch den Machtspruch des Volkes und der Regierung Getrennte. Man sagt, es sei besser so, er habe sie hundert Jahre hindurch derart mißhandelt, daß für sie Trennung Erlösung bedeute. Mag sein! Die Trennung der Kirche vom modernen Staat mag in manchen Ländern im Interesse der Kirche liegen.

Aber ich wende mich gegen den auch in weiten katholischen Kreisen verbreiteten Irrtum, als ob Trennung Scheidung sei, als ob gewisse mit der Gewalt von unveränderlichen Naturgesetzen bestehende Beziehungen zwischen Kirche und Staat jemals gelöst werden könnten. In diesem Sinne verstehe ich den „Bettag“! Er sagt mir:

Staat ohne Kirche, ein sozialer Gottesmord! Ich weiß kein anderes Wort. Wer Leib und Seele scheidet, tut einen Mord. Und Mord ist ein Verbrechen. Nun gut, Staat und Kirche gehören zusammen wie Leib und Seele. Der Staat ist der Leib. Leibliche irdische Wohlfahrt des Volkes sein Zweck. Die Kirche ist die Seele. Geistiges, übernatürliches Glück des Volkes ihr Ziel. So will’s Gott, der den Staat geschaffen und die Kirche gegründet. Die Seele aber muß im Leibe bleiben. Die Kirche muß im Staate wirken. Trennen heißt Töten. Das ist es nun gerade, was man will. Die Religion soll nicht mehr Seele des Staates sein. Gott hat in den zeitlichen Angelegenheiten der Nation nichts mehr zu tun.

Ich begreife diesen Satz, wenn ich ihn aus dem Munde eines Ungläubigen höre. Denn ist Gott ein Nichts, so hat dieses Nichts auch nichts zu schaffen. Ich verstehe diesen Ausspruch ebenfalls, wenn ihn die Feder eines Deisten geschrieben, nach dessen Weltanschauung sich Gott nach Erschaffung der Welt in den Ruhestand versetzt und die Welt vollständig sich selbst überläßt. Aber das werde ich nie verstehen, daß man den ersten Glaubensartikel beten kann, glauben an einen Allmächtigen, Allwissenden, Allgegenwärtigen, und ihm jeden Einfluß auf das Departement des Äußern, auf die Regierung der zeitlichen Angelegenheiten bestreiten will.

Ist Gott Gott, dann ist er es immer, überall, in Allem. Ist der Mensch Geschöpf, dann ist er es immer, überall, in Allem. Ist Frage 1 meines Katechismus richtig, bin ich auf Erden, um Gott zu dienen, dann bin ich es immer, überall, in Allem. Jede meiner Handlungen muß mit dem Willen Gottes übereinstimmen, und mit meinem Ziel und Ende. Regle ohne Ausnahme! Gesetz ohne Dispens!

Also auch oberstes Gesetz des Staatsmanns, des Politikers, des Richters, des Beamten, des Bürgers: Geltend für jede Verordnung, jedes Urteil, jede öffentliche Arbeit, jede Wahl, jede Stimme. Die Seele des gesammten öffentlichen Lebens, der Gedanke an Gott, an Lebensziel und Lebensaufgabe und Lebensnorm, also die Religion.

Man kann den offiziellen Verkehr von Kirche und Staat aufheben, aber man kann niemals den Bürger und den Staatsmann trennen von seinem Herrgott, von seinem Gewissen, von seinen zehn Geboten, von seinen religiösen Überzeugungen, also von seiner Kirche. Immer werden es Grundsätze sein, nach welchen er seine Anordnungen trifft und sind diese Grundsätze nicht katholisch, so sind sie protestantisch, freidenkerisch, materialistisch oder sozialistisch, also die Grundsätze einer bestimmten Religion oder Weltanschauung, aber nie neutral.

Wie sein Gott, so seine Politik! Wie sein Gott, so seine Gesetzbücher! Wie sein Gott, so seine Schule! Wie sein Gott, so seine Gerichte! Mag es Trennung geben zwischen Kirche und Staat, Scheidung kann es keine geben. Der Geist der Kirche muß des Staates Seele bleiben. Was Gott verbunden, kann der Mensch nicht scheiden. Gottes Wahrheiten und Gesetze vom öffentlichen Leben scheiden, ist sozialer Gottesmord. Und sozialer Gottesmord ist sozialer Selbstmord.

Der Staat ohne Kirche ist des Staates Tod. Leib ohne Seele ist Leiche! In dem Maße, wie der Einfluß der Kirche auf das öffentliche Leben schwindet, beobachten wir zwei Todesanzeichen, die sterbende Autorität und die sterbende Freiheit. Der Staat existiert nur durch die Autorität. Er beruht auf der Voraussetzung, daß es Regierungen gibt, die anerkannt, Gesetze, die beobachtet, Befehle, die ausgeführt, Urteile, die anerkannt werden. Darin liegt die Garantie für Ordnung, Friede, Wohlfahrt, Sicherheit.

Die Hüterin der staatlichen Autorität aber ist die Kirche. Für die Kirche ist es heiliger Glaubenssatz: Jedermann unterwerfe sich der obrigkeitlichen Gewalt. Wer sich der obrigkeitlichen Gewalt widersetzt, der widersetzt sich der Anordnung Gottes und die sich dieser widersetzen, ziehen sich selber Verdammnis zu. (Röm. 13, 2.) Die staatliche Autorität ist somit nach der Lehre des heiligen Paulus ein Teil jenes Evangeliums, von dem kein Wort vergehen wird. Die Kirche ist dem Staate Fundament.

Sobald aber die Regierung nicht mehr als Gottesdienerin, als von Gott angeordnete Gewalt, mit dem Auge des Glaubens betrachtet wird, hängt sie in der Luft. Warum soll man gehorchen? Was ist ein Arbeiter? Ein Mensch! Was ein Regierungsrat? Nicht mehr, ein Mensch! Warum soll nun ein Mensch befehlen und der andere gehorchen? Warum soll man Gesetze halten? Wer macht sie? Menschen, die sind, was ich bin. Und mit welchem Rechte sagen 10.000 oder 300.000, indem sie einen Gesetzentwurf mit Ja in die Urne werfen, zu mir „du sollst“! wenn es mir beliebt, zu sagen: „ich will nicht!?

Autorität, d.h. ein Mensch über mir, existiert nur, wenn ein höherer ihn über mich gestellt, also wenn Gott, Religion, Kirche existiert. Und steht nicht die Religion mit dem Flammenschwert eines Cherubs neben dem Staat, dann ist er Anmaßung und das Konsequente ist Recht auf Ungehorsam, Recht auf Revolution, Anarchie.

Der Staat exisitert zweitens nur als menschenwürdige Institution, insofern neben der Autorität der Obrigkeit die Freiheit des Volkes garantiert ist. Das Land ist das glücklichste, welches am meisten Rechte und Freiheiten und am wenigsten Gesetze hat, wo am wenigsten befohlen wird. Nun gibt es eine Tatsache der Weltgeschichte: Je mehr Religion, desto mehr Freiheit.

Je weniger Religion, desto mehr Gewalt. „Das religiöse Thermometer kann in einem Lande nicht steigen, ohne daß das Thermometer der politischen Gewalt falle und andererseits: das religiöse Thermometer kann nicht sinken, ohne daß das Thermometer der politischen Gewalt sich bis zur Tyrannei steigert.“

Vor dem Tage von Golgatha war das Thermometer der Religion auf Null, das der Staatsallmacht auf Hundert. Es gab nur Tyrannen und Sklaven. Jesus kam. Das Thermometer der Religion erreichte seine höchste Höhe und damit auch das der Freiheit. Denn Jesus bildete mit seinen Jüngern eine Gesellschaft und in dieser Gesellschaft gab es keine Gewalt. Zwischen Jesus und seinen Jüngern bestand keine andere Regierung als die Liebe, die Liebe des Meisters zu seinen Jüngern. Betrachtet die französische Revolution. Die Religion ist auf Null und darum ist die Freiheit auch auf Null. Denn die Gewalt stieg im Zeichen der Guillotine auf Hundert und vom 1. Juli 1789 bis 26. Oktober 1795 machte sie 15,479 Gesetze.

Nur eine Macht schützt den Bürger vor der Ausartung der Staastsgewalt zur freiheitsmörderischen Tyrannei – das „du sollst“ und das „es ist dir nicht erlaubt“ der Religion, hinaufgerufen zu den Fürstenthronen und den grünen Sesseln. Der Staat ohne Kirche ist sozialer Selbstmord, der Tod der Autorität oben und der Tod der Freiheit unten!

Bettag! Leuchtturm im Nebel! Tag meines Gottes! Tag meines Volkes! Tag meiner Heimat! Dein Sinn ist: Staat und Gott, Kirche und Volk! Diese Zwei gleich eins! Was Gott verbunden, soll der Mensch nicht scheiden!

Der König am Kreuz

Nach der Zerstörung Jerusalems hatten die Römer die der christlichen Erinnerung geweihten Stätten mit Erde und Schutt überworfen. Die heilige Grabeshöhle war verschüttet. Über ihr und auf Golgatha waren der Venus und dem Jupiter Bildsäulen und Tempel errichtet, sodaß die Christen, um nicht als Götzendiener zu gelten, nicht mehr dahin gingen. Kaiser Konstantin ließ die Tempel abbrechen, die Götzenbilder entfernen und den Schutt abtragen. Nach langer mühsamer Arbeit entdeckte man die Felsengrotte des heiligen Grabes und unweit davon drei Kreuze mit Nägeln und der Inschrift, die vom Stamme getrennt war.

Ohne Zweifel mußte eines dieser Kreuze das des Erlösers sein. Allein man hatte kein sicheres Merkmal, um es von den Schächerkreuzen zu unterscheiden, bis eine Totkranke durch Berührung mit demselben plötzlich geheilt wurde. Das heilige Kreuz wurde mit Silber und Edelsteinen eingefaßt und darüber eine Kirche gebaut, welche nach Konstantins Anordnung alles an Pracht übertreffen sollte, was bis dahin irgendwo gesehen worden war. Zur Erinnerung an diese Vorgänge feiert die Kirche jeweilen am 3. Mai das Fest Kreuzauffindung, um von da an bis zum Feste Kreuzerhöhung täglich nach dem Gottesdienst Land und Volk mit einem Splitter des heiligen Kreuzes, dem Kreuzpartikel, zu segnen.

Wir haben allen Grund uns dieser Vorgänge zu erinnern. Das Christentum ist die Religion des Gekreuzigten. In seinem ersten Briefe nach Korinth erklärt der Völkerapostel Paulus: Ich hatte mir vorgenommen, nichts unter euch zu wissen als Jesus Christus und diesen als den Gekreuzigten. (II. 2.) Die Pauluspredigt, so vielgestaltig sie zu sein scheint, geht immer auf die Zentralsonne des Christentums zurück: Jesus am Kreuz, König der Welt! Alles andere ist entweder ein Strahl aus dieser Sonne oder es ist nichts. Im Kruzifix liegt unsere ganze Dogmatik und Moral, unsere gesamte Glaubens- und Sittenlehre, unser Katechismus. Das Kreuz ist unsere Bibliothek. Jedes andere Buch ist nur so viel wert, als Geist vom Kreuze aus ihm spricht.

Die Modernen haben versucht, die alte Pauluspredigt, das Kreuzevangelium, in Vergessenheit zu bringen. Das Kreuz, d. h. die Lehre von der Notwendigkeit des Opfers und der Gnade, liegt unter dem Schutt, auf dem ein neues Heidentum wieder die Götzenbilder und Tempel des Jupiter und Merkur, der Venus und des Bachus, d. h. des Staatsabsolutismus, des Kapitalismus, der Unsittlichkeit und Vergnügungssucht, errichtet hat. Ein gewisses oberflächliches Christentum, dem es mehr daran gelegen, modern als katholisch und biblisch zu sein, dem die Nachfolge des Zeitgeistes selbstverständlicher ist als die Nachfolge Jesu, hat dabei redlich mitgeholfen.

Wir haben das Kreuz verloren. Wir haben ein Christentum, welches das Opfer nicht mehr versteht und darum kein oder nur seelenloses Christentum ist. Wir brauchen Konstantine und Helenas, die das Kreuz wieder aus dem Schutte graben, es zu ihrem Heiligtum und Wahrzeichen machen und glauben, daß der Thron des Königs das Kreuz ist.

Der Gekreuzigte König! Kreuzauffindung muß sein in der Familie! Die moderne Familie hat das Kruzifix verloren. An seine Stelle trat der politische Heros, der Künstler, altes Göttergesindel, die Nudität, die Dirne. Das Kreuz paßt nicht mehr in den modernen Salon. Der moderne Salon predigt den Mammonismus, den Hochmut, die Eitelkeit, die Sinnlichkeit, die Bequemlichkeit. Der moderne Salon ist die Verherrlichung der sieben Hauptsünden. Man war ehrlich genug, es zu fühlen, daß das Kreuz nicht mehr in diese Umgebung paßte und man schaffte es fort. Man schaffte es fort, weil das Kruzifix auf die Dauer nur bleiben kann, wo der Geist des Gekreuzigten geblieben ist und der Geist des Gekreuzigten war nicht mehr da.

Der Geist des Gekreuzigten ist der Geist der Liebe und des Opfers und der Geist der modernen Familie ist der Geist der Selbstsucht und des Genusses. Die Sprache des Gekreuzigten ist: Zuerst die Andern, ich zuletzt! Die Sprache der Selbstsucht ist: Zuerst ich, dann noch einmal ich, zuletzt die Andern! Die christliche Familie ist aufgebaut auf der Idee des Opfers, der Hingabe. Die Idee des christlichen Vaters ist: Arbeiten von morgen bis abends – für Andere. Die Idee der christlichen Mutter ist: Sorgen für Andere! Selber immer erst zuletzt kommen wollen! Die Idee des christlichen Kindes ist – Ehrfurcht, Liebe, Gehorsam. Vater und Mutter zuerst, dann erst ich!

Diese Idee des Opfers, der Hingabe, stirbt in der modernen Familie aus. Die moderne Familie ist aufgebaut auf dem Gesetz des Egoismus. Die moderne Famiie hat zum Leitgedanken: Möglichst viel Genuß, möglichst wenig Opfer! Daher der Malthusianismus. Daher die weichlich charakterlose Erziehung. Daran wird sie zu Grunde gehen. Nur das Kruzifix und seine Predigt von der Selbstbeherrschung, Selbstentsagung, Hingabe kann die sterbende Familie retten.

Der Gekreuzigte König! Kreuzauffindung muß sein in der Werkstatt. Die Werkstatt war früher wie alles Leben verklärt von der Religion. Eine Art Heiligtum. Die Arbeit galt als Gottesdienst, Gottesdienst und Nächstenliebe. Sie war nicht leere Brot- und Geldmacherei. Als Gottesdienststätte trug der Arbeitssraum Alles beherrschend das Kreubild. Das Kruzifix war dem Handwerker oberste Arbeitsnorm im Wirtschaftsleben, beständiger Ansporn zu Fleiß, Gewissenhaftigkeit, Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Geduld, Sanftmut, Beharrlichkeit. Im Schatten des Kruzifixes konnte Habsucht, Geiz, Geschäftslüge, Betrug, Warenwucher, Vorenthaltung des verdienten Lohnes, menschenunwürdige Behandlung, Neid und Klassenhaß nicht aufkommen oder wenigstens nicht zur sozialen Krankheit werden. Der Liberalismus hat das Kreuz aus der Werkstatt verbannt, indem er die Irrlehre aufstellte, daß Religion und Arbeit, Moral und Industrie und Handel nichts miteinader zu tun haben. Er glaubte, das Kruzifix mit Polizeiparagraphen, Reglementen und Gesetzesartikeln ersetzen zu können.

Die Erfahrung hat die Unmöglichkeit dieser Wirtschaftstheorie erwiesen. Sie hat die Werkstatt, das Atelier, das Büro und den Fabriksaal zum Kampfplatz wilder Leidenschaft gemacht, wo eine Klasse der andern Wolf und Schlange wird. Die Arbeitsstätte muß wieder das verlorene Kreuz unter den Trümmern des Kapitalismus und Sozialismus hervorholen. Der Arbeiter muß mit dem Meister im Triumphe das Kruzifix an seinen alten Ehrenplatz tragen. Sonst sind beide verloren, unrettabar verloren. Die soziale Frage wird entweder durch das Kreuz, d. h. durch das Opfer, die gegenseitige Liebe, die Geduld und die Gnade gelöst oder sie wird nicht gelöst.

Der Gekreuzigte König! Kreuzauffindung muß auch das Fest der Schule werden. Die Schule, angefangen von der Volksschule bis zur Universtität, ist von der katholischen Kirche gegründet worden. Die Kirche ist die übernatürliche Erzieherin der Völker wie die Familie die natürliche Lehrerin der Nationen ist. Das göttliche und natürliche Recht überweisen das Kind zur Erziehung dem Vater, der Mutter und dem Priester. Wer außerhalb des Vaters, der Mutter und des Priestes das Kind erzieht und unterrichtet, tut es kraft der von diesen dreien ihm überwiesenen Vollmacht. Der Staat ist nicht Lehrer. Der Staat ist Beamter, Gesetzgeber, Richter, Polizist, Soldat, aber er ist nicht Lehrer. Die staatliche Zwangsschule ist ein an der Familie, der Kirche und dem Kinde vollzogener Raub.

Wir verlangen die freien katholische Schule. Wir verlangen, daß die Schule ihren rechtmäßigen Eigentümern, der Familie und der Kirche zurückerstattet werde. Wir fordern als einzige Rettung, ohne die alle Politik, alles Kirchenbauen, alle Organisation nichts nützt, die Wiederherstellung des Werkes des Konstantinus und der Helena, die Ausgrabung des durch die liberale Schulpolitik verlorenen Kreuzes. Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung, die Seele unserer Schulpolitik. Die Schulpolitik die Seele jeder andern Politik!

Der Gekreuzigte König! Kreuzauffindung, das Programm der Famlien-, der Wirtschafts-, der Schulreform, wird so schließlich auch das Ziel der politischen Erneuerung. Pius X. hat einmal gesagt: Unsere Politik ist das Kreuz! Das will sehr viel sagen. Das Kreuz ist Gehorsam, auch unter den schwierigsten Verhältnissen, Respektierung der gottgesetzten Regierung. Unsere Politik ist die Anerkennung jeder rechtmäßigen Autorität. Kreuz ist Geduld, wenn man nicht auf einmal alles Gute und Recht durchsetzen kann. Unsere Politik ist das Opfer. Kreuz ist Solidarität, Hingabe für Alle. Unsere Politik ist die Solidarität der Personen, der Klassen, Stände, Staaten, Völker.

Kreuz ist Treue bis zum Martyrium. Lieber sterben als sich beflecken mit Feigheit, Verrat, falschen Kompromissen. Unsere Politik ist die bei der Taufe und Firmung beschworene katholische Treue. Kreuz ist Verzicht auf Tageserfolg im Vertrauen auf den unfehlbaren endlichen Triumph der Sache Gottes. Unsere Politik ist das Gottvertrauen. Kreuz ist der Wille, lieber ein Einsamer zu bleiben, wenn das Gewissen es erfordert, als mit der Majorität oder dem Block zu laufen. Unsere Politik ist der Mut zur Unpopularität. Kreuz ist Quelle der Gnade. Unsere Politik ist der Glaube an das Übernatürliche, die Gnade, das Gebet, die Sakramente, Maria, Sankt Michael. Die europäische Politik aller Parteien hat das Kreuz verloren. Das ist die Ursache des allgemeinen Zusammenbruches aller sogenannten Ordnungsparteien. Bevor die Politik wieder das Kreuz gefunden, wird alle Mühe umsonst sein. Der Gekreuzigte muß König werden!

Des Königs Thronerhebung

Bartholomäus Holzhauser, der 1658 in Bingen starb, kennzeichnet unsere Zeit als die Periode, wo die Fürstenhäuser und Monarchien gestürzt werden. Alles werde sich verschwören zur Errichtung von Freistaaten. Diese Zeit ist da. Ein König nach dem andern muß von seinem Throne steigen. Und in dieser Zeit, wo das unheimliche Gespenst der Revolution in der Welt umhergeht und an den Fürstenschlössern und Regierungspalästen anklopft, schickt sich die katholische Welt an, das geistige Königtum in allen Ländern zu proklamieren. Der König ist nicht unbekannt. Kein Name wird seit 1900 Jahren in allen Sprachen der Erde mehr genannt. Alle Kniee müssen sich vor ihm beugen, im Himmel, auf der Erde und unter der Erde.

Der Gedanke vom Königtum Jesu erscheint schon bei der Verkündigung seiner Geburt. Gott wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Seines Reiches wird kein Ende sein. So steht’s in des Engels Botschaft. Christus ein König! Man war lange über den Charakter dieses Königtums bei den Anhängern Jesu nicht recht im Klaren. Viele träumten einen politischen Messias mit Militärmacht und irdischem Reichtum. Christus zerstörte diesen Wahn mit aller Entschiedenheit. Als ihn nach der wunderbaren Brotvermehrung 5000 Mann auf den Thron erheben wollten, entfloh er.

So entschieden diese Ablehnung der politischen Thronerhebung ist, so entschieden ist die Bejahung der geistigen und religiösen Thronerhebung in der kritischsten Stunde unseres Herrn. Als Verurteilter, Verratener, Verlassener erklärt er im gleichen Augenblicke den Willen zum geistigen Königtum, wo das irregeleitete Volk in öffentlicher Abstimmung am Karfreitag seine Herrschaft zurückweist: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Aber König bin ich. Dazu bin ich in die Welt gekommen. Dann führten sie ihn hinaus auf Golgatha und schlugen ihn an’s Kreuz. Sie wußten nicht, was sie machten. Aber einem höheren Willen gehorchend schrieb Pilatus die Inschrift ans Kreuz: Jesus von Nazareth, der König! Das war die erste feierliche öffentliche Thronerhebung des göttlichen Herzens Jesu.

Der blutigen Thronerhebung folgte die andere. In 300 Jahren war das Heidentum im römischen Weltreich überwunden. Als Kaiser Konstantin 313 die Freiheit der christlichen Religion proklamierte, was war das anderes als eine feierliche öffentliche von Staats wegen vollzogene Thronerhebung von Christus dem König? Christus ist König, König der Geister, König der Herzen, König des öffentlichen Lebens. Ihr wißt, was geschehen ist. Seit 4-500 Jahren arbeitet ein neuer, der moderne Geist daran, Christus von seinem Throne herunterzureißen. Eine schwere Karwoche brach herein über die Kirche. Der Karfreitagsruf wurde zum Losungswort.

Wir wollen nicht, daß dieser da herrsche, riefen die Staatsmänner, die Politiker, die Fürsten, die Regierungen, die Abgeordneten, die Wähler: Die Religion hat mit der Politik nichts zu schaffen. Das geistige Königtum Jesu im staatlichen Leben wurde abgeschafft. Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche, riefen die Gelehrten, die Schriftsteller, die Professoren, die Lehrer: Die Religion hat mit der Wisssenschaft und Schule nichts zu schaffen. Das geistige Königtum Jesu im Reiche der Geister, in der Schule, in der Literatur, in der Presse wurde abgeschafft. Wir wollen nicht, daß dieser da über uns herrsche, riefen die Bankiers, die Kaufleute, die Fabrikdirektoren, die Handwerker, die Gewerkschaftssekretäre, die Arbeiter: Die Religion hat mit dem Wirtschaftsleben, mit Handel, Industrie und Gewerbe nichts zu schaffen. Das geistige Königtum Jesu über das Arbeits- und Erwerbsleben wurde abgeschafft.

Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche, riefen die Männer, die Frauen, die Söhne, die Töchter. Die Religion hat mit der Ehe und Familie nichts zu schaffen. Das geistige Königtum Jesu über das häusliche Leben wurde abgeschafft. Was blieb Christus übrig? Der Tabernakel, die Sakristei, die Kirche. Wenn es gelingen würde, Christus aus diesem seinem letzten Heiligtum herauszuwerfen, dann wäre es um seine Herrschaft auf Erden geschehen.

Aber der Tabernakel ist dem Heiland geblieben. Und vom Tabernakel aus sehen wir nun Christus die geistige Weltherrschaft zurückerobern. Zuerst in den Familien, dann in den Schulen, in der Wissenschaft, in der Politik, in der Gesellschaft, im Arbeitsleben. Das ist der Sinn der Thronerhebung. Wei einst die Juden, nachdem sie von dem wunderbaren Brot gegessen hatten, Jesus zum politischen König machen wollten, so wollen wir, nachdem wir, wir und unsere Kleinen, in den Tagen des großen eucharistischen Papstes Pius X. gelernt haben, öfters von dem wunderbaren Himmelsbrot der Kommunion zu essen, Christus aus Dankbarkeit zum geistigen König machen. Thronerhebung des göttlichen Herzens Jesu!

Eine neue Zeit ist gekommen. Die Völker wollen neue Gesetzte, neue Regierungen. Umsturz allüberall. Was wollen wir? Was alle Welt macht, das wollen wir auch machen, nicht ein bisschen Flickerei, nein, Revolution, Umwälzung! Eine neue Regierung! Aber die katholischen Revolutionen sind nicht wie die liberalen, die sozialistischen und die anarchistischen Revolutionen. Wir brauchen bei unsern Revolutionen keine Dolche, keine Gewehre, keinen Dynamit und keine Barrikaden. Wir brauchen keine Gewalt. Wir vergießen keinen Tropfen Blut.

Die katholischen Umwälzungen sind das Gegenteil von Revolution. Wir stürzen den Haß, um an seine Stelle die Liebe, die Ungerechtigkeit, um an ihre Stelle die Gerechtigkeit, die Lüge, um an ihre Stelle die Wahrheit, die Unordnung, um an ihre Stelle die Ordnung aufzupflanzen. Die Freimaurerei und der Sozialismus wollen durch die Revolutionen und Kriege die Errichtung einer Weltrepublik. Wir wollen die Errichtung einer nicht politischen, sondern geistigen Weltmonarchie. Wir wollen die Thronerhebung des Einzigen, der berechtigt, König aller Geister und aller Herzen zu sein, erstens weil er Gott ist, zweitens weil er Erlöser ist, drittens weil er allein das Glück der Einzelnen und Völker bringen kann. Wir wollen die Thronerhebung des göttlichen Herzens Jesu.

Wir wollen, weil man keine neue Regierung errichten kann, außer auf den Trümmern der alten, den Umsturz der Herrschaft des Teufels, den Umsturz des Unglaubens, den Umsturz des Hasses, den Umsturz der Ungerechtigkeit, den Umsturz der alles vergiftenden Unsittlichkeit. Wir wollen, weil man bei jedem Bau bei dem Fundamente anfangen muß, anfangen bei den Familien. Wir wollen neue Regierungen in den Familienhäusern, bevor wir neue Regierungen in den Schulhäusern, in den Ratshäusern, in den Fabriken einsetzen können. Wir wollen. Wir versprechen. Wir schwören.

Wir sind heute hier wie eine Volksversammlung. Wir sind hier, um feierlich das Königtum Jesu anzuerkennen. Wir machen keine Phrasen. Es ist uns ernst, wie uns je etwas in unserem Leben ernst gewesen ist. Knieet nieder! Dort vorn ist euer König. Hier sein Bild, Zeuge dieser heiligen Stunde auf immer: Wollt ihr, daß der König der Tabernakel der König eurer Geister und eurer Herzen sei? Dann ruft es feierlich: Ja, wir wollen es!

Wollt ihr, daß das göttliche Herz Jesu vor allem in euren Familien herrsche? Ja, wir wollen es! Kinder, Jünglinge, Jungfrauen, Männer, Frauen, wollt ihr daran arbeiten, durch Gebet und Wort und gutes Beispiel, daß Christus in eurer Pfarrei immer mehr gekannt, geliebt, verherrlicht werde? Ja, wir wollen es! Wollt ihr, daß dieses Bild keine bloße Dekoration und diese Feier keine bloße Ceremonie sei, sondern ein Programm, ein Markstein in der Pfarreigeschichte? Ja, wir wollen es! Wollt ihr, daß dieser Tag der Thronerhebung des göttlichen Herzens Jesu für alle Zukunft ein heiliger und ehrwürdiger Tag sei? Ja, wir wollen es!

Es ist genug. Der Akt wird in den Protokollen des Himmels eingetragen: Unsere Pfarrei in Zukunft eine Pfarrei des göttlichen Herzens Jeus. Christus unser König!

Des Königs Reich

Die Vertreter der freisinnigen Reichspartei, der Herodianer, und der konservativen Nationalisten, der Pharisäer, richteten einst an Jesus eine sogenannte politische Interpellation. Sie befragten Christus über die Reichssteuerfrage. Der Heiland gab kurzen, bündigen Bescheid, sodaß die Abgesandten sich verwunderten. Sie hatten einen gefunden, der mehr wußte als sie. Sie hatten genug, verließen ihn und gingen davon.

Die Theologie hatte wieder einmal über die Politik gesiegt. Wie später der Anarchist Proudhon zugeben mußte: Es ist überraschend, auf dem tiefsten Grund unserer Politik finden wir immer die Theologie, d. h. die Wissenschaft von Gott. Die Parteidelegierten wollten nur politisieren. Jesus aber fing an zu predigen. Vom Kaiser geht er über zu Gott. Wir machen es heut grad so.

Es geht durch weite Kreise der Welt ein Sehnen, wie Heimweh nach einer starken Persönlichkeit, die Ordnung schafft, einem Diktator, der die Parlamente schließt, oder einem großen Monarchen. Einer soll herrschen! Dieser Eine, den die Völker erwarten, muß entweder ein Tyrann sein, ein Blut- und Eisenmensch, ein Emporkömmling von satanischer Größe, ein Antichrist, ein Mensch der Sünde und dämonischer Bosheit oder ein Fürst des Friedens, ein Vater der Völker, ein Mann unbeugsamer Gerechtigkeit, ein Erlöser, ein heiliger Kaiser.

Ob das eine oder das andere vor der Türe steht, das weiß Gott. Aber mag die Zukunft uns den einen oder den andern bringen, schließlich wird’s nur wieder eine theologische Frage sein: Ob einmal einer kommt, der Gott Alles gibt, was Gott ist, oder einer, der Gott Alles nimmt, einer, der sich vollständig in den Dienst des Weltkaisertums Jesu des Sohnes Gottes stellt, oder ganz in den Dienst eines Weltkaisertums Satans, des Antichristen.

Wenn vom Kaiser die Rede ist, erklären wir heute, daß unser Kaiser, unser großer Monarch, Jesus ist. Jesus ist Kaiser im Reiche des Raums. Er hat die ausgedehnteste aller Monarchien. Sein Königtum ist allgegenwärtig. Es umfaßt die ganze Welt. Und zwar auf Grund unantastbarer und unveräußerlicher Titel. Er ist der große Monarch, nicht durch das Wohlwollen der Untertanen, sondern Kraft seiner Natur. Er ist König der Welt, weil er Eigentümer ist und Eigentümer, weil er Schöpfer ist. Er hat im Gegensatz zu andern Fürsten sein Reich selber geschaffen bis auf das kleinste Stäubchen, bis auf das letzte Atom. Jedes Wesen darin ist, weil er wollte, daß es sei und nur, weil er wollte, daß es sei! Alles ist durch ihn gemacht worden, sagt Sankt Johannes.

Jesus ist König im Reiche der Himmel. Ich sah und hörte die Stimme vieler Engel rings um den Thron. Und sie sprachen mit starker Stimme: Würdig ist das Lamm, das getötet worden ist, zu empfangen Macht und Gottheit und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob. Und alle Kreatur, die im Himmel ist, Alle hörte ich sagen: Dem, der auf dem Throne sitzt und dem Lamme sei Lob und Ehre und Macht in alle Ewigkeit. (Offenb. 5.) Jesus, der große Monarch des Himmels!

Jesus auch König auf Erden. Der Fürst der Könige der Erde! (Offenb. 1, 5.) Der Herr der Herren! Die Nationen sind ihm zum Erbe gegeben, zum Eigentum die Enden der Erde. (Ps. 2, 8.) Er beherrscht sie mit eisernem Zepter, zertrümmert sie, wenn er will, wie Töpfergeschirr. Jesus, der große Monarch auf der Ede! Wir müssen das mit besonderem Nachdruck betonen. Der moderne Liberalismus ist vielleicht noch so großmütig, ein gewisses Himmelskönigtum anzuerkennen oder wenigstens zu dulden, aber er will nichts wissen von einer geistigen Universalmonarchie des Christentums auf Erden, von der Allein- und Weltherrschaft des Christentums unter den Menschen.

Die Erde soll nach liberaler Auffassung eine freie Kolonie bleiben, in der die Siedelungspolitik Satans durch keine reaktionären Einschränkungen gehemmt werden darf, laut Gesetz und Verfassung. Um das geht der Riesenkulturkampf unserer Zeit, ob der König des Himmels auch König der Erde sein soll, die Politik, die Wirtschaft, die Kunst, die Wissenschaft nicht ausgeschlossen, oder ob der Herr des Himmels auf seiner von ihm geschaffenen Erde nur ein von den Freimaurern, den Juden und Liberalen geduldeter Fremder sein darf.

Wir gehen noch weiter. Wenn wir das Universalkönigtum Jesu im ganzen Reich des Raumes verkünden, dann dürfen wir davon nicht einmal die Hölle ausnehmen. Christus hat, wie die Geheime Offenbarung sagt, auch die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenb. 1, 18.) Auch die unter der Erde müssen ihre Knie vor ihm beugen. Er ist auch König im Reich der Gerechtigkeit. Satan ist nicht eine Art Vizegott. Er ist nur Kerkermeister Gottes. Christus allein ist König!

Wir haben das Königtum Jesu im Reiche des Raumes gepredigt. Wir predigen auch das Königtum Jesu im Reiche der Zeit. Hier heißt es: Wie es war im Anfang, so jetzt und allezeit und zu ewigen Zeiten. Seines Reiches ist kein Ende. Er ist der unsterbliche König der Jahrhunderte. Die heilige Theresia kam immer außer sich vor Freude, wenn sie beim Credo diese Worte hörte: Seines Reiches ist kein Ende!

Jesus ist unsterblicher König in einem doppelten Sinn. Einmal regiert er ohne Unterbrechung. Die menschlichen Regierungen regieren nicht immer, sei es, daß ihnen die Zeit oder der gute Wille oder das Verständnis dazu fehlt. Es gibt schlafende, lahme, blinde, taube, stumme Regierungen, die den Namen haben, daß sie leben und sie sind tot. Ganz anders die Regierung Jesu. Sie ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend, allweise. Sie regiert immer, ordnet und leitet alles, das Kleinste wie das Größte. Nichts entgeht ihrem Aug, ihrem Arm, ihrem Herzen, bei Tag und bei Nacht.

Sodann regiert die Regierung Jesu-Christi ohne Aufhören. Hier gibt es keine Ministerkrisen, keine Absetzungen und Entthronungen, keine Revolutionen. Im Ministerium des Äußern, im sichtbaren Kirchenregiment, beim Hirtenamt der Kirche, kann es schwere Krisen geben. Einzelne Träger des Hirtenamtes können versagen, in einzelnen Gegenden kann sogar die kirchliche Organisation vollständig eingehen. Aber die eigentliche unsichtbare zentrale Regierung, die Herrschaft Christi über die Seelen bleibt, ob wir’s merken oder nicht.

Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Sie kann bringen, was die Vergangenheit schon gebracht hat. Denken wir uns einmal nur beispielsweise das Allerschlimmste – einen einstürzenden Petersdom, einen brennenden Vatikan, einen fliehenden, verlassenen Papst, abfallende Priester und Bischöfe, eine allgemeine Christenverfolgung, die Bewohner der Erde berauscht, wie die Geheime Offenbarung sagt, vom Hurenwein der großen Hure, die auf vielen Wassern sitzt, vom Geist der internationalen verjudeten Freimaurerei, die Welt trunken vom Blut der Heiligen und der Zeugen Christi. Der Erdkreis ein Trümmerfeld!

Die Geheime Offenbarung schildert ähnliche und noch furchtbarere Dinge im Zeitalter des großen Tieres, des Antichristen. Aber auch in diesen schrecklichen Katastrophenzeiten schläft der König der Ewigkeiten nicht. Die gleiche Geheime Offenbarung, die soeben das Furchtbaste entrollt, ändert dann auf einmal die Szene: Und ich hörte, wie die Stimme einer großen Schar und wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen starker Donner, die sprach Alleluja! Es regiert der Herr unser Gott, der Allmächtige. (Offenb. 19, 6.)

Und ich sah den Himmel offen, und siehe ein weißes Pferde, und der darauf saß, hieß der Treue und Wahrhaftige, der da richtet und streitet mit Gerechtigkeit. Seine Augen waren wie Feuerflamme und auf seinem Haupte waren viele Kronen und sein Name heißt Wort Gottes. Und die Heere, die im Himmel sind, folgten ihm nach auf weißen Pferden, gekleidet mit weißem, reinen Byssus.

Und aus seinem Munde geht ein scharfes zweischneidiges Schwert, daß er damit die Völker schlage. Er wird sie regieren mit eisernem Zepter. Auf seinem Kleide ist geschrieben: König der Könige, Herr der Herren! (Offenb. 19.)

Sie wollten ihn absetzen, die Modernisten, die Liberalen, die Konfessionslosen, die Juden und die Knechte der Juden: Aber er ist und bleibt König, König des Himmels und der Erde, unsterblicher König der Jahrhunderte, der Kaiser im Reich der Zeit.

Gebt also dem Kaiser, was des Kaiser ist. Zins und Steuer ist zu wenig. Zins und Steuer, den Teil vom Ganzen, zahlt man den irdischen Machthabern. Eurem Kaiser aber, dem König der Liebe, gibt man nicht bloß den Teil, sondern das Ganze, vor allem das Kostbarste, das Reich des Herzens, das Königreich der Liebe. Bild und Überschift der Münze entscheidet über die Steuerpflicht. Das Bild eurer Seele ist Gottes, die Überschrift ist Jesus. Gebt also Gott, was Gottes ist, Alles!

Die Königspartei

Immer höher steigen die Wasser der Sündflut. Immer drohender wetterleuchtet’s aus den Wolken, in denen die Geschicke der Völker Europas ruhen. Immer unentwirrbarer wird die Weltkrise dem ruhigen Beobachter. Das Gespenst dumpfer Verzweiflung grinst: Ihr seid verloren!

Die höchsten Gipfel moderner Kultur versinken im roten Meer des Sozialismus. Staatsallmacht, Militarismus, Wissenschaft, Organisation, Kapital versagen. Alle Fundamente der Ordnung wanken. Alle Regierungen sind ratlos.

Wir haben von dem verbotenen Baume gegessen. 1517 und 1789! Nun stehen wir frierend und hungernd und bloß da und schämen uns. Die Augen gehen uns auf. Wir hören die Stimme Gottes heraus aus den furchtbaren Ereignissen des letzten Jahrzehnts und den drohenden der Zukunft.

Mag der große Haufe auch heute noch nichts Anderes kennen als die Fleischtöpfe wirtschaftlicher Reformen und den Tanz ums goldene Kalb, der edlere Teil des Volkes beginnt zu begreifen, daß das Heil nicht von den Bäckern und den Metzgern allein kommt, denn die Völker leben nicht nur vom Brote, sondern von jedem Worte, das aus dem Munde Gottes kommt.

Ein neues Europa ist im Werden begriffen und das neue Europa, das nach der Sündflut erstehen soll, um als Sämann das Saatkorn des Gottesreiches in die vom Pflug schwerer Heimsuchung durchfurchte Erde zu werfen, kann nur ein katholisches Europa sein. Mit allen Parteiknütteln werdet ihr dieses neue Geschlecht nicht totschlagen, weil es voll ist des Heiligen Geistes, bereit, für seine Sache zu leben und zu sterben.

Es ist evangelische Verordnung, daß man jungen Wein in neue Schläuche gieße. Parteien genügen uns nicht. Der Heilige Vater fordert über den Parteien die katholische Aktion. Wir denken vielfach anders, reden anders und handeln anders als die Parteien. Wir wollen wir sein und das können wir nur, wenn wir auf eigenen Sohlen gehen. Auf dem Boden der katholischen Aktion.

Wir holen unsere Sterne vom Himmel herunter, daß sie flammen auf unsern flatternden Fahnen. Schlagworte vom Tag behagen uns nicht. Wir sind katholisch. Die Partei der Katholiken und darum eigentlich keine Partei. Die Partei der Katholiken muß katholisch sein. Was im Herzen lodert, soll auch auf den Stirnen leuchten und in den Händen tatdurstig brennen. Alle Welt soll’s wissen, wer wir sind. Wir sind es müde, immer nur die Stummen zu spielen, mit unaussprechlicher Vorsicht zu schweigen oder anders zu reden als wir denken und anders zu handeln als wir glauben.

Wir wollen eine Partei der Anhänger Gottes sein. Der große Pius forderte sie. So sprach er vor 20 Jahren: „Der Ordnungsparteien, welche wirklich Frieden in unsere gestörten Verhältnisse bringen können, gibt es nur eine Art, die Partei der Anhänger Gottes. Diese müssen wir also fördern, die Zahl ihrer Anhänger nach Möglichkeit verstärken, wenn wir von Liebe zu geordneten Verhältnissen getragen sind.“

Unser Programm ist Gott, das Programm Sankt Michaels. Wir fordern die Rechte Gottes auf seine Welt und bekämpfen darum mit allen Päpsten der letzten hundert Jahre die liberalen modernen Menschenrechte, die in Wirklichkeit nichts anderes sind als das Recht des Falschen gegen das Wahre, des Schlechten gegen das Gute, der Revolution gegen die Ordnung, der Sünde gegen den Allerhöchsten.

Wir sind also gegen Alles, was gegen Gott ist. Wir erklären den Krieg dem Gesetz ohne Gott, der Ehe ohne Gott, der Wissenschaft und Schule ohne Gott, der Gemeinnützigkeit ohne Gott, der Arbeit ohne Gott, somit dem Laizismus auf allen Gebieten.

Der die Erde schuf, soll wieder ihr Herr werden, sein Zweitafelgesetz die Grundlage und Norm unserer Gesetzbücher! Politik ist uns Gottesdienst. Der unselige Zwiespalt zwischen Religion und öffentlichem Leben muß schwinden. Einherrendienst statt charakterlosem Zweiherrendienst! Wir rufen’s laut durch alle Gassen: Ich glaube an Gott, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde! Es lebt ein Gott!

Wir sind eine Partei des Königs Christus. Alle Politik, die sich dieses Namens schämt, soll hinweggefegt werden aus den Parlamenten christlicher Völker. Wenn man zählt 1926 nach Christi Geburt, darf man die Völker nicht mehr regieren, als ob sie Juden oder Heiden wären. Christus muß herrschen in den gesetzgebenden Körpern. Wir wurden nicht umsonst getauft und gefirmt. Man soll’s merken, wenn wir reden.

Die Welt schreit aus dem Chaos nach dem kommenden Retter. Der heimliche Kaiser ist der Gott unserer Tabernakel, Christus, der Weg, die Wahrheit und das Leben. Er ist’s, der kommen soll und kommen wird. Vor ihm müssen noch alle auf’s Knie. Es lebe Jesus! Wir politisieren für Christus, den unsterblichen König der Jahrhunderte. Das 20. Jahrhundert wird ds Jahrhundert Jesu, nachdem man das 19. Jahrhundert das Jahrhundert Marias genannt. Wir wollen Wegmacher sein dafür, daheim und draußen, daß das Reich Christi die Thronerhebung unseres Herrn, Tatsache werde, europäische Tatsache, Welttatsache, nachdem sie religiöse Tatsache geworden. Denn Christus ist König!

Wir sind eine Partei der Söhne Roms. Wir sind katholisch. Wir erwarten alles Heil einzig von der Kiche, die heute, wie so oft in der Geschichte berufen ist, die Arche in der Sündflut zu werden. „Es gibt nur zwei Mächte in der Welt. Die katholische Kirche ist die eine Großmacht im Reiche des Geistes und die andere Großmacht steht ihr gegenüber, die Revoltion. Alles, was zwischen drin ist, ist Ohnmacht“.

Waren wir nicht die letzten zehn Jahre ein apologetischer Kurs, in welchem der Welt die Richtigkeit dieses Satzes demonstrierte? Die Beweisführung wird alle Tage unwiderleglicher. Alle Kartenhäuser fallen. Alle Krücken brechen. Alle künstlichen Dämme gegen den Umsturz sind unterwühlt. Daß der Zusammenbruch aller Ordnung nicht schon eingetreten, ist nur einem Wunder der göttlichen Barmherzigkeit zuzuschreiben.

Rom oder Moskau, das ist die Frage. Wer sich heute nicht offen auf Seite der Kirche stellt, dient bewußt oder unbewußt der Revolution. Die Führer des Volkes haben jetzt nichts Wichtigeres und Notwendigeres zu tun, als bei jeder Gelegenheit auf das Dogma vom neunten Glaubensartikel hinzuweisen. Das kann nur eine Bewegung tun, die katholische, die durch keine Bündnisse und Kompromisse gehemmt ist, der die Rettung der Menschheit über kleinen Tageserfolgen steht.

Diese Bewegung muß Tatsache werden. Sie ist dringendstes nationales, ja europäisches Bedürfnis. Es genügt nicht, daß die Priester auf den Kanzeln vom Papste reden, auch die Staatsmänner müssen auf die Stimme hören, die vom vatikanischen Hügel, dem Sinai des Neuen Bundes, ertönt. Rom oder Moskau!

Ihr fragt nach unserer Taktik. Es ist die der Alten. Wir politisieren vor allem auf unseren katholischen Knieen. Wir politisieren wie alle großen Politiker des Alten und des Neuen Bundes. Wir räumen gründlich auf mit dem Aberglauben, als ob der Sieg wesentlich das Resultat der großen Zahlen und der vollen Kassen. Im Leben der Nationen wie im Leben der Einzelnen hängt alles ab vom ersten Politiker, Gott. Wir scheuen uns nicht, auch das in unser Manifest zu setzen. Es wäre Unsinn, für Gott aber ohne Gott kämpfen und siegen zu wollen.

Gott will’s! Nun soll’s wie Pfingststurm brausen durch alle Gaue, wie ein heilig Feuersignal lodern von allen Höhen. Gott will’s! Wir wissen’s: Unser Weg ist markiert mit dem Golgathazeichen. Unsere Politik ist das Kreuz! Nie wurde auf andern Wegen Großes geschaffen. Drum legen wir wohlgemut Gut und Blut auf den Hochaltar unseres Königs. Wir wollen ein Volk von Helden sein, nicht eins von Krämern, bereit sein, fürs Höchste das Ganze zu wagen.

Nun blast zur Tagwacht. Nun trommelt zur Sammlung. Katholisch Volk, steh‘ auf! Deine Ehre, dein Heil, dein Gewissen steht im Spiel. Es geht ums Größte und ums Letzte. Katholisch sei Losung! Im Namen des Herrn der Heerscharen! Drauf und dran!

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