Wie soll ich Gott dienen?
Wer einmal gefühlt hat, wie sich ein kleiner Funke der Gegenwart Gottes anfühlt, könnte, wie ich, in Bedrängniss kommen. Es folgt eine Umstülpung der Wertvorstellungen. Dinge, die einem wichtig waren – werden unwichtig. Eigentlich werden fast alle Dinge unwichtig oder meine Wahrnehmung von dem wie ich etwas als wichtig und unwichtig empfinde?

Es ist gut dass im Christentum vermittelt wird, das wir als Menschen unperfekt, sündig, fehlerhaft sind. Dadurch „arbeitet man sich an sich ab“ oder wie man das formulieren soll. Ausgerichtet an die „Ewigkeit“, Gott als Alpha und Omega allen Seins – feilt man quasi an dem wie man Perfektion wahrnimmt – und verbessert sich und sein denken. Es ist geistiges Training, Gott wird zum Fitnesstrainer.

Eine Sache ist schwer zu vermitteln – und zwar was ich empfand und wahrnahm, was mich so änderte. In der Kirche sass ich auf der Bank und las über Gott. Plötzlich kamen zwei Bolivianer herein, ein Mann und eine Frau. Sie beachteten mich nicht sondern wendeten sich verzückt zur Statue der Mutter Gottes. Voller liebender Freude knieten sie sich hin, falteten die Hände, öffneten sie gar – und beteten. Ich glaube die Frau schluchzen gehört zu haben. Ich fühlte die Energie sofort – eine leichte, durchdringende Kraft, breitete sich aus. Es riss mich mit, ich erinnerte mich an die Momente meines Lebens in dem ich so etwas direkt und klar fühlte, beruhigend, stärkend, hernieder und heraufreissend. Mir kamen fast die Tränen vor Freude dass ich diesen Augenblick teilen konnte. Ich kannte das Gefühl schon, es ist das Gefühl „Heiligkeit“ – es führt dazu dass man sich hinknien möchte und einfach nur selig die Ewigkeit kostet.

Der Augenblick dauerte nur knapp dreissig Sekunden, aber das reichte schon um viele neue Gedanken, Gefühle und Handlungen anzustossen. Darunter diesen Text, die klarere Bewusstwerdung meiner gegenwärtigen Position, die Hohlheit vieler Träume und Wünsche, und eben die Frage nach dem „Wie“ zur folge.

Gott ist Liebe, Jesus ist die Personifizierung dieses höchsten – auch Leid welches man aus Liebe erträgt ist Liebe, jeder Vater der drei mal in der Nacht aufwacht und sein Kind umsorgt weil es krank ist und nach einem ruft, weiss das. Liebe ist nicht einfach „ein Gefühl“, es ist auch eine Einstellung und eine Art des Handelns. Doch wenn man sich damit verbindet, wenn man sich hingibt und es fühlt – warum sollten man noch was anderes tun? Auch ohne das Gefühl kam in mir der Gedanke – wozu noch etwas anderes machen?

Die Liebe hat sich personifiziert – also ist die Materielle Ebene, wenn man das so nennen kann, ein wichtiger Teil „des ganzen“. Dementsprechend kann man, wenn man Gott folgen will – und wenn es anfangs darum ist weil das „gute Gefühl“ vieles beruhigt und heilt so wie „gute Gedanken“ hervorbringt – sollte man ihn nachmachen. Wir sind nun mal Lebewesen in dieser Welt und es gibt Naturgesetze die in uns drinnen sind, denen wir entsprechen: Fortpflanzung, Familie, Nahrung, Hege und Pflege des Ortes an dem wir leben, und Hilfe für andere.

Womöglich ist mein Problem – wenn es denn eins gibt, dass ich sonst völlig frei bin darin, was ich tue. Es ist wichtig warum ich es tue und wie, aber WAS. Die gesellschaftlichen Zwänge zerfallen zu Staub, die Aufforderungen der Autoritäten verlieren ihre Macht. Auch die Macht gewisser Logiken innerhalb der Gesellschaft zerfällt zu Staub. Was für mich besonders interessant – ebenso die Macht der Menschen „die es gut meinen“ zerspringt. Gesundheitsfanatiker haben keine Argumentationsmacht gegenüber mir und weder Pazifisten- noch Kriegstrommler. Im Gegenteil, man erkennt viel mehr wie viel Machtgebahren dahinter steckt, wie sehr damit versucht wird Gefolgschaft zu erlangen.

Für mich ist es eine Verblüffende Situation im Kiosk zu stehen, all die Zeitschriften zu sehen und zu bemerken wie diese „Suchlust“ nach „Weisheit“ und „Nach der entscheidenden Information um sein Leben zu optimieren“ verloren gegangen ist. Manches wird belächelt, anderes ignoriert – doch es wird alles flach und plötzlich zweidimensional. Wirklich wird nur die Beziehung zu Gott, dadurch die Verstärkung der Beziehung zu echten lebenden Menschen und an erster Stelle die eigene Familie.

Und plötzlich erscheint es mir klarer was in der Bibel gemeint ist, das Jesus das „Brot der Welt“ ist – es ist eine Metapher für die Sättigung des Seelischen und Intellektuellen Hungers. Die Zeitschriften im Kiosk sind wie Papier, mässig ernährend. Das Leben, Leiden und Sterben von Jesus eröffnet eine ganze Dimension von Informationen, Gefühlen, Klärungen – die sättigen und beruhigen.

Man weiss zwar immer noch nicht was und wieso, aber im Herzen fühlt man – vor allem in solchen kleinen Augenblicken der Gnade – dass es der richtige Weg ist. Und ich fühle langsam wie das Misstrauen gegenüber der Welt verfliegt. Die unbeantwortete Frage der alten Griechen, der Mythen der Ägypter und anderen Heiden, die Unlösbarkeit des Weltverständnisses aller Skeptiker, Wissenschaftler, Humanisten und Aufklärer – all das bekommt Sinn und einen Grund. Es beruhigt und stärkt. Es befreit viel stärker als alle modernen Ideologien und Gedankenkonstrukte wie Gender Mainstreaming oder der Anarchismus. Und damit auch die Macht der Menschen welche das durchsetzen wollen – ja selbst die Drohungen von ihnen verlieren die Macht. Sie sind nicht mehr Existenzbedrohend weil man seine Existenz nicht auf Anerkennung durch *irgendwelche* Menschen begürndet.

Wenn das nicht köstlich ist – dann weiss ich nicht was köstlich ist. Wahre Freiheit erfüllt, heimlich still und leise.

Gruss,

Templarii

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4 Antworten zu “Wie soll ich Gott dienen?”
Bran the blessed Sagt:

17. November 2011 um 12:16
Ein ausgesprochen schöner Text. Ich beneide Sie um Ihre Glaubensreise und Ihr Erleben.

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templarii Sagt:

18. November 2011 um 08:44
Neid ist eine Sünde! Ne Scherz.. Ach warum denn? Wer es wünscht, dem steht es offen.

Kommentar
ed Sagt:

18. November 2011 um 20:11
“Im Gegenteil, man erkennt viel mehr wie viel Machtgebahren dahinter steckt, wie sehr damit versucht wird Gefolgschaft zu erlangen.”
Sehr schön gesagt. Auch der Rest deiner Erfahrungen kommt mir sehr bekannt vor, wobei ich sagen muss, dass die Schwierigkeit so etwas in Worte zu fassen extrem ist! Deswegen chapo!

Kommentar
templarii Sagt:

19. November 2011 um 21:07
Ich lerne und lerne und lerne und lerne – die Abstraktion ist phantastisch, man fühlt sich richtig befreit von der “Schlacke des Materiellen”. Selbst Philosophien und Ideologien sind dann lächerlich. Was mich früher begeisterte und fesselte ist blutleer. Und das Gebiet ist “unendlich”, man kann ewig und drei Tage darin herumforschen – Gott erkennen, ihm Dienen und Folgen – wenn Gott Leben und Liebe ist, dann dient man Gott indem man lebt und liebt. Was für eine Poesie! Dagegen ist “ficken, saufen, fressen” lächerlich.

Jetzt verstehe ich viel besser warum all die alten Kulturen SEHR GERNE Christen geworden sind – es hat sie erfüllt und überwältigt.

Templarii

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