Deutsche Sprache, deutsches Bier (2)
Weiß Burkhard Müller, daß er mittlerweile in einem Land publiziert, in dem nach Feststellung des Rates für deutsche Rechtschreibung zwanzig Prozent aller Fünfzehnjährigen funktionale Analphabeten sind und in dem das Abitur im Fach Deutsch nur deswegen in so hoher Zahl bestanden werden kann, weil die Korrektur auf Fehlerquoten zu verzichten hat und nur bei gravierenden Verständnisschwierigkeiten bis zu zwei Notenpunkte abzieht? Weiß er um die große Unverbindlichkeit des Literaturunterrichts nach Rücknahme der Kanonisierung und überhaupt um das Problem, daß für viele Heranwachsende Sprache ganz offenbar keinen kulturellen Wert darstellt, wenn man sich nur irgendwie rudimentär noch über das Wichtigste zu verständigen weiß? Ahnt Müller, daß seine geistreiche Essayistik von einem großen Teil der Abiturienten leider kaum verstanden würde und daß denen das Feuilleton der deutschen Qualitätspresse ein ganz unbekantes Gelände ist?
In eigener Sache: Spätestens seit den Neunzigern habe ich bei aller Mühe im Üben und verzweifelten Anregen eine Menge Schüler mit gutem bis sehr gutem Abitur entlassen, von denen klar war, daß sie nicht auf qualifiziertem, geschweige denn akademisch erfordertem Niveau lesen und schreiben können! Dies geschah nicht, weil ich ein sehr kulanter Lehrer und Prüfer bin, sondern einfach entlang der völlig aufgeweichten ministeriellen Vorschriften und Erwartungsbilder! Es ist in Deutschland mittlerweile überhaupt kein Problem, ein Deutsch-Abitur abzulegen, ohne von der deutschen Sprache eine hinlängliche Ahnung zu haben, einerlei ob im Elementarbereich, im Stilistischen oder Literarischen. Nein, man muß dafür kaum mehr auch nur eine funktionierende Sprachlichkeit nachweisen.
Noch beklagen die Professoren die wachsende Zahl agrammatischer Studenten; aber sie werden ebenso reagieren müssen, wie es die Schule seit Jahrzehnten praktiziert: Niveau senken, Bewertungen inflationieren, Abschlüsse einfach zuerkennen. Die Politik will es so: Mehr Abi – mehr Jobs! Möglichst per Dekret.
Eine „Straße der Deutschen Sprache“ wird Deutschland nicht realphabetisieren, aber sie ist das richtige Signal, um überhaupt wieder darauf hinzuweisen, daß die Sprache engstes Geschwisterteil des Denkens und somit des Fühlens und Handelns ist. Wenn es der Politik rhetorisch schon immer um die Entwicklung von Freiheit und um die Entfaltung von Persönlichkeit und Individualität zu tun ist, so wird dies ohne aktive Sprachpflege nicht möglich sein. Aber die sogenannte politische Klasse agiert so geschichts- wie sprachvergessen. Mittlerweile dürften die ersten von der Schule selbst zu verantwortenden Sprachversehrten in den Parlamenten, Ministerien und vielleicht gar im Fachbereich Deutschunterricht der Germanistik angekommen sein. Daß die politische Redekultur litt, wird vielfach beklagt; von der dazugehörigen Schreibkultur sieht man dagegen weniger. Es dürfte ihr nicht besser gehen.
Die „Straße des Bieres“ von Passau nach Bad Frankenhausen hat sicher ihre alltags- und sogar kulturgeschichtliche Berechtigung. Allerdings: Gäbe es sie nicht, müßte man sich um den Bierkonsum kaum sorgen. Auf die noch immer faszinierende deutsche Braukunst brauchte man nicht eigens aufmerksam machen, auf den Niedergang der Sprache jedoch wäre unerläßlich hinzuweisen. Vielen Dank, Verein für Sprachpflege, vielen Dank an Herrn Paulwitz und dessen Mitstreiter.
Das von Müller bemühte große Faustwort stand in Antiqua-Lettern über dem Portal meiner alten Schulen, einer „Erweiterten Oberschule“ der DDR. Sicheres Sprachvermögen war dort Eingangs-, heute ist es nicht mal mehr Ausgangsbedingung.
Seiten: 1 2
Veröffentlicht: Dienstag, 8. Januar 2013, 7:34
Kategorie(n): Erbe, Gestern
Schlagwörter: Bildung, Sprachkultur, Straße der Deutschen Sprache, Thomas Paulwitz
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24 Kommentare zu „Deutsche Sprache, deutsches Bier“
Gottfried
Dienstag, 8. Januar 2013, 8:41 (URL) | Kurz-URL
„Das aber hieße das Wesen der Sprache verkennen, die das allgemeinste und gleichmäßigste Gut der Menschheit überhaupt darstellt.“
Es gibt ja so eine Irrlehre der „Sprachwissenschaftler“ (Linguisten) die „Sprache“ (ohne Artikel im zeitgenössischen BERTELSMANN-Jargon am besten) für ein autonomes Subjekt halten, wie den z.B. Löwenzahn, der sich nachweisbar über die Aussaat selber tradiert.
„Sprache prägt Kultur. Kultur begegnet Politik. Politik trifft Kirche …“
Unsere Kultur, die vom Humanismus nicht aufrechterhalten werden kann und als ein Feind betrachtet muß, weil sie Unterschiede („Diskriminierungen“) abbildet, ist nichts anderes als die Summe aller Repressionen, die dem aufwachsenden Einzelnen entgegengesetzt werden beim Bestreben der freien Entfaltung seiner kreatürlichen und narzißtischen Augenblickswünsche.
Der Humanismus vergötzt in weiblicher Art und Weise den Präsens, das Gerade-so-sein, die männliche Kultur hingegen ist das Futur, das Werden.
Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, wenn der ewigheutige „Kommunikations“-Romantiker lehrt, daß die Sprache ein Medium der Nachrichtenübertragung sei und Verbindung schaffe.
Auch das kann mitunter passieren, jedoch ist der jeweilige Wortschatz des Einzelnen in sehr hohem Maße auch dazu da, Distinktion zu schaffen, niemand erträgt es in seiner Lebenswirklichkeit, nur einer der sieben Millarden Gleichen des Götzen der Humanisten, der „Mensch“heit zu sein, seiner Identität beraubt, auf sein nacktes Menschsein reduziert.
Forscht man länger nach, dann bemerkt man auch, daß der Linguist ja auch nichts gegen die Subkulturen verschiedener primitiver Jugendsprachen hat, ganz im Gegenteil. Er bekämpft nur jede Bemühung, die für die Pflege unserer deutschen Standardsprache oder gehobener Sprachformen geleistet wird.
So mag der Linguist eigentlich auch nicht von Literatur sprechen, er zieht den Terminus „Texte“ vor, um alles einzuplanieren, so daß den gleichen „Menschen“ schließlich die gleichen Güter zur Verfügung stehen.
Nee, also wirklich, „die Sprache ganz haben“, gerade, wenn man weit überdurchschnittlich sprachbegabt ist, wälzt man doch immer wieder einmal seine Nachschlagewerke, oder nicht?
Oder man ist reich mit Sprache ausgerüstet und stellt dann jedoch fest, daß immer mehr Jetztsassen bei immer mehr Begriffen nicht mehr verstehen, worum es geht.
Im DUDEN wurden mal, und zwar wegen der Doppeleintragungen „Sonntagsfahrer“ bzw. „Sonntagsfahrerin“, unzählige Eintragungen gestrichen, damit der Band nicht zu dick ausfiel.
Heino Bosselmann
Dienstag, 8. Januar 2013, 10:00 (URL) | Kurz-URL
Sehr geehrter Gottfried, bei allem, was Sie in Ihrer markanten Weise richtig wahrnehmen: Ich beobachtete vor allem, daß meine Schüler, insbesondere ein großer Teil der Abiturienten, wie mit einem engen ptolemäischen Weltbild leben, obwohl ihnen mit jedem iPhone das gesamte Weltwissen zur Verfügung stände. So sie das überhaupt zu etwas benötigen, sicher. Wenn sie es aber benötigen, fällt ihnen der Zugang rein sprachlich, semantisch, begrifflich so schwer, daß es den wacheren Teil zur eigenen Verzweiflung treibt. Selbst kurze Texte, selbst solche zu gefälligen Lifestyle-Themen, werden m. E. viel schwieriger erschlossen als noch vor ein paar Jahren; und das eigene Schreiben stelzt mit einer Syntax daher, die an frühe Fresken erinnert, ganz abgesehen davon, daß das Geschriebene neuerdings tatsächlich wieder wie Keilschrift aussieht. Wer nur irgend etwas miteilt, meint, er spräche oder schriebe schon. Jeder, der nur eine Tatstatur zu bedienen versteht, einerlei wie agrammatisch, produziert allüberall neuerdings „Print“. Zweite Gutenbergische Revolution? Das heißt, Sprache wird als kultureller Akt und Wert weniger erkannt. Deshalb fand ich die Idee, einer „Straße der Deutschen Sprache“ mindestens sinnvoll, wenngleich sie die Schulen nicht vorm praktizierten Analphabetismus retten wird.
Raskolnikow
Dienstag, 8. Januar 2013, 10:27 (URL) | Kurz-URL
Eine nothwendige Discussion, ohne Frage;
nur, das sei gestattet zu bemerken, liegen die Dinge nicht gar so glatt, wie es hier scheint.
Dass es eine Verflachung aller Lebensbereiche zu beklagen giebt, zweifelt keiner an; das ist eben die Folge der allgemeinen Bildung. Wenn man Bauern und Hausfrauen Lesen und Schreiben beibringt, werden sie eben nicht, wie die Aufklärer postulierten, zu irgendwie höheren Wesen, sondern sie bleiben, das was sie sind und waren und immer sein werden – einfache Leute.
Hausfrauen mit Studium können hier und heute Ministerinnen sein und bleiben doch nur die kleinen Dummchen, die Märchen geschlechterneutralisieren wollen …
Vielleicht, Herr Bosselmann, ist Analphabetismus für weite Theile des Volkes nicht die schlechteste Mahnung zu Bescheidenheit. Man unternehme zu diesem Behufe eine Excursion an die Aborte der verschiedenen academischen Facultäten in irgendeiner Großstadt!
Weiters stellte die deutsche Einheitsrechtschreibung bereits keine geringe Verflachung und Einstampfung cultureller Eigenheiten dar – und zwar zum Zwecke der gesteigerten öconomischen Verwertbarkeit – also gesenkter Transaktionskosten! Ich beklage diesen Verlust an Reichthum zuvörderst, denn er war vor dem Strudel da, in dem wir jetzt versinken!
Übrigens, um das verbindende Scharnier zu dieser Bierstrasse – was es alles giebt! – einrasten zu lassen: das so bejubelte „Deutsche Reinheitsgebot“ hatte eine ähnliche Function; nämlich die Heraushaltung wesentlich „unterhaltsamerer“ Ingredenzien und die Bewahrung der Arbeitskraft der ehrlichen Trinker. Man beschaue zum Beweise den mittelalterlichen Festkalender (ein Drittel des Jahres Feiertag!) und recherchiere die alten Bierrezepte …
Trunken wie eh und jeh,
R.
Zadok Allen
Dienstag, 8. Januar 2013, 11:11 (URL) | Kurz-URL
Es erhärtet sich angesichts der rasend schnell fortschreitenden Destandardisierung der Literatursprache der Verdacht, die gute alte Faustregel der Germanistik sei weiterhin anwendbar:
Man setzt gewöhnlich den Beginn der deutschen Sprachgeschichte auf etwa 750 an und addiert dann für die Abgrenzung der Epochen immer 300 Jahre: 750-1050 Althochdeutsch, 1050-1350 Mittelhochdeutsch, 1350-1650 Frühneuhochdeutsch, 1650-1950 Neuhochdeutsch. Vielleicht wird es einst in Sprachgeschichten, verfaßt von Gelehrten künftiger Völker, heißen: 1950-… Späthochdeutsch?
Das Auseinanderklaffen von tradierter Literatursprache und Alltagssprache der bildungsfernen Massen war jedenfalls auch charakteristisch für die Spätantike. Bemerkenswert lange hat es gedauert, bis nach dem Zusammenbruch der Latinität (um 400-500) wieder neue Literatursprachen aufkamen (um 1000 in den Provence).
Wie dem auch sei, ich teile die Eindrücke, die Herr Bosselmann skizziert hat. Wer noch klar denkt, muß sich darauf einstellen, sich das Land in Zukunft nicht nur mit Einwanderern, sondern auch mit einer großen Masse illiterater, hedonistischer und von aller Tradition abgeschnittener Volksgeschwister zu teilen.
Gottfried
Dienstag, 8. Januar 2013, 11:22 (URL) | Kurz-URL
@ Raskolnikow
„Man unternehme zu diesem Behufe eine Excursion an die Aborte der verschiedenen academischen Facultäten in irgendeiner Großstadt!“
Unkritisch weiß, wie ich nun einmal bin, von keinem hybriden Heymat-Konzept so recht überzeugt nicht, der „gender“-Hauptverströmung mit List und Tücke entkommen, fällt mir bei Lektüre Ihrer Kommentierung als erstes ein, daß der Reaktionär Nicolas Gomez Davila dereinst mal angemerkt hatte, daß die eigentliche grenzenlose Dummheit erst aufgetreten sei, als man die allgemeine Schulpflicht eingeführt hat.
Man vergleiche doch nur irgendein lebenskundiges und ganz passables Ausschankmädchen in einer beliebigen schlechteren Gastwirtschaft mit einem modernen Bildungsfräulein in Dozentenpositition an einer sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Wie recht er doch hatte, der Kolumbianer.
ene
Dienstag, 8. Januar 2013, 12:00 (URL) | Kurz-URL
@ Gottfried
Der Humanismus vergötzt in weiblicher Art und Weise den Präsens, das Gerade-so-Sein, die männliche Kultur hingegen ist das Futur, das Werden.
Diese Auffassung halte ich für bizarr- um nur das Mindeste zu sagen…
Ich dachte immer, für das „Werdende“ sei nun gerade – auch und gerade sehr traditionell gedacht- das Weibliche zuständig.
Im übrigen: blicken Sie mal auf die modernen Sprachen: da finden Sie (zumindest im Deutschen, Französischen, Italienischen – in anderen modernen Sprachen mag das ähnlich sein) eine sehr gebräuchliche Ersetzung des Futurs durch das Präsens: wir fahren im Juli nach Italien.
George Steiner interpretiert den Verlust des Futurums so: wir haben keine Zukunft mehr.
Ob eine solche spekultative Schlußfolgerung von einem versierten Sprachhistoriker mitgetragen würde, erscheint mir fraglich.
Gottfried
Dienstag, 8. Januar 2013, 13:06 (URL) | Kurz-URL
@ ene
„Ich dachte immer, für das „Werdende“ sei nun gerade – auch und gerade sehr traditionell gedacht- das Weibliche zuständig.“
Die körperliche Überlieferung unserer species dürften ohne die Mitwirkung der Frauenwelt wohl nicht zu leisten sein, das ist schon richtig.
Traditionell war es über Jahrtausende so, daß die Frau das Neugeborene im Hier-und-Jetzt, in seinem So-Sein, wie es eben gerade ist, gewärmt und geborgen hat. Diese Bemutterung blieb dem kleinen Kinde noch bewahrt, wobei dann aber zunehmend der Vater hinzutrat, der auch schon einmal einen kritischen Blick auf den Sprößling warf, getrieben von der männlichen Frage, was aus dem Bengel mal werden kann.
Nach meinen Beobachtungen wird heute jedoch an den Schulen ein männliches Fordern, daß die Zukunft im Blick hat – auch in manchen Familien, die mir bekannt sind – viel eher von den Lehrerinnen geleistet, da Männlichkeit bei den Männern selber tabuisiert worden ist.
„… eine sehr gebräuchliche Ersetzung des Futurs durch das Präsens: wir fahren im Juli nach Italien…“
Als einem Reaktionär ist es mir immer reichlich unangenehm, irgendeinen Text zur Kenntnis zu nehmen, der von Jetzsassen in moderner Sprache formuliert worden ist. Doch bleibt das freilich nicht gänzlich aus und so ist mir der von Ihnen hier beigefügte Alltagsgebrauch der Zeitformen durchaus vertraut.
Mir war bei meinen Erwägungen einzig und allein das Sinn-Futur (Inhalts-Futur) von Bedeutung.
„George Steiner interpretiert den Verlust des Futurums so: wir haben keine Zukunft mehr.“
Dieser Steiner (siehe „Sprache und Schweigen“), das war auch so einer …
Man gehe der Frage doch einmal nach: Warum – früher wurden wir noch auf der ganzen Welt adoriert wegen unserer Kultur und unserer Bildung – gedeiht nichts mehr so recht auf den hiesigen Feldern und Wiesen? Grund dürfte hier wohl die unsere ganz besondere Geschichte sein – so erklärt man es uns Deutschen.
Das „wir“ Steiners finde ich ein wenig vage. Der Deutsche jedoch, alleine betrachtet, hat in der Tat unter seiner Schuldkultigkeit nicht die allergeringste Hoffnung auf eine Zukunft mehr.
(Es sei denn, er überdenkt sich selbige noch einmal sehr gründlich.)
Rumpelstilzchen
Dienstag, 8. Januar 2013, 15:23 (URL) | Kurz-URL
Ja, das mit der Verschluderung der Sprache ist so eine Sache:
Vielleicht sollte man es nicht ganz so akademisch angehen.
„Die Menschen da abholen, wo sie stehen“ (warum empfinde ich diese Formulierung z. b. als saublöd ?)
Etwa eine Straße der deutschen Dialekte in Kombiation mit Bier- oder Weinverkostung der jeweiligen Region. Manchmal ist es nur eine Frage der richtigen Vermittlung, was übrigens alle Bildungsinhalte betrifft. Stichwort: Teilnehmerorientierung.
Man könnte ganz praktisch ja auch mal ein Diskussionsforum starten, wo sich die Teilnehmer gegenseitig auf ihre Sprache, Formulierungen usw. ansprechen. Es fehlt in diesen Foren ja ein Gegenüber aus Fleisch und Blut und ich fände es interessant zu erforschen, was durch Sprache in weitestgehend anonymem Raum eigentlich transportiert wird.
Zadok Allen
Dienstag, 8. Januar 2013, 16:03 (URL) | Kurz-URL
@ Raskolnikow & Gottfried
Davila hatte sicher recht, was die allgemeine kulturgeschichtliche Tendenz anbetrifft. Doch gab es auch Phasen blühender Massenbildung, gerade und besonders in Deutschland.
In dem ehemaligen Dorf, aus dem ich stamme, gab es vor 100 Jahren bei ca. 700 Einwohnern, die durchweg biederen und einfachen Berufen nachgingen, gut zwei Dutzend (!) prosperierende Vereine – vom Kulturverein, etlichen Gesangsvereinen, allein zwei Theatervereinen bis hin zu diversen Turn- und Schützenvereinen und dergleichen mehr. Und andernorts sah es damals kaum anders aus.
Selbstredend war auch damals der Unterschied zwischen Hoch- und Massenkultur gegeben. Doch die Massenkultur stand viele Stufen über allem, was heute im entferntesten denkbar ist, und sie orientierte sich an den noch halbwegs unstrittigen und klaren Maßstäben der Hochkultur.
Im 19. Jahrhundert waren selbst hinter dem Mond gelegene deutsche Kleinstädte Horte der Kunst und Kultur, zumindest, wenn man die heutige Lage dagegenhält. (Unfreiwillig sehr schön dokumentiert in dem von dem Unsympathen Rolf Hochhuth herausgegeben Bildband: „Kaiserzeit. Bilder einer Epoche“.) Das hat offenbar immer auch etwas mit der inneren Dynamik einer kulturtragenden Ethnie zu tun, nicht zuletzt auch mit demographischen Gegebenheiten.
Werner B.
Dienstag, 8. Januar 2013, 16:56 (URL) | Kurz-URL
@ Zadok Allen
Möchte Ihnen ausdrücklich zustimmen.
Man mache sich einmal die Mühe und lese alte Briefe aus Großvaters Zeiten und wird entdecken, dass auch sog. einfache Leute eine schriftliche Ausdrucksfähigkeit und Grammatiksicherheit hatten, die heute selbst an Gymnasien nicht mehr selbstverständlich ist.
DrSchneider
Dienstag, 8. Januar 2013, 17:02 (URL) | Kurz-URL
Bosselmanns Appelle laufen ein wenig ins Leere. Der SZ-Skribent wird schon wissen, wie schlecht es um die Sprachkompetenz der Schüler und Studenten bestellt ist, und ich tippe, er weiß deshalb auch sehr genau, weshalb er versucht, die „Straße der deutsche Sprache“ schlechtzuschreiben.
Auch unter national gesinnten Bürgern hat sich mittlerweile die Auffassung durchgesetzt hat, daß die Nation als rassische Gemeinschaft ein Konstrukt ist, und ein schlechtes dazu.
Was aber gewisser Tendenzen der Linguistik zum Trotz noch nicht ganz ausgedient hat, ist die kultur- d.h. vor allem sprachbasierte Definition von Volk und Nation.
Volksgemeinschaft läßt sich über die politischen Lager hinweg immer noch sehr gut als Sprachgemeinschaft denken, ohne daß derjenige, dem das nicht paßt, ein wirklich stichhaltiges Argument dagegen bringen könnte. Sprache ist gegeben. Sie ist da. Jeder hat sie. Und sie bildet Völker. Sprachkultur ist die stärkstmögliche Formulierung von Nationalkultur.
Insofern hängt der Sprachverfall natürlich mit unserem Identitätsverfall zusammen. Beides bedingt sich und steigert sich bis zum Untergang von Volk und Sprache in einer mittlerweile schon absehbaren Resonanzkatastrophe.
Und das kommt, so vermute ich mal, einem SZ-Skribenten gerade recht, weshalb er das Ganze noch befeuert. Die Politik handelt ja nicht anders.
Ganz abgesehen davon schützt auch die geschliffenste Bildung nicht vor Identitätsschwäche und Selbsthaß.
Gottfried
Dienstag, 8. Januar 2013, 17:29 (URL) | Kurz-URL
@ Rumpelstilzchen
„Die Menschen da abholen, wo sie stehen“ (warum empfinde ich diese Formulierung z. b. als saublöd ?)
Persönlich habe ich noch nie an den Unterschied von Form und Inhalt geglaubt. Wäre das hier lediglich ein Beispiel äußerlicher Liederlichkeit – Schwamm drüber.
Ganz einfaches Bespiel: Ein kleiner gesunder Steppke geht zum Bolzplatz, auch wenn dort nur ältere Buben kicken und dem jungen Mann keine besondere freundliche Beachtung schenken.
Und am nächsten Tag geht der Junge wieder dorthin. Ganz alleine. Niemand „holt ihn ab“. Nach zwei, drei Jahren schätzt man ihn womöglich wegen seines Geschickes auf dem Fußballplatz.
Was dieser Steppke kann, kann ein Säugling aber noch nicht. Der Säugling braucht eine ganz andere Art der Fürsorge.
Es gab auch schon – auf eine unmodernere Art – andere humanistische Herrschaftssysteme, z.B. in der UdSSR, unter denen man die „Menschen dort abgeholt hat, wo diese sich gerade befanden“.
Waren diese Systeme sehr grausam, so wurden sie doch immerhin vom Volke erkannt. Heute ist die Totalität sehr viel tiefer in die Köpfe und Herzen eingedrungen, erst unter der Wahlfreiheit der verschiedensten bunten „shopping“- und Life-Steil-Angebote ist die Maus endgültig in die Falle geraten.
@ Zadok Allen
Das stimmt alles. Ich bewundere es immer wieder, wie gut doch die heute 70- oder 80-jährigen schreiben können, wenn sie auch nur acht Jahre die Volksschule besucht haben.
Meine Bezugnahme gilt der BERTELSMANN-Bildung unserer Tage, die hier am besten durch die Vokabel „Sensibilisierung“ beschrieben sein soll.
„Klima“sensililität, „Gender“-Sensibilität, von interkulturellen Sensibilitäten gar nicht zu reden.
Heino Bosselmann
Dienstag, 8. Januar 2013, 17:47 (URL) | Kurz-URL
Absolut! Noch die Nachkriegszeit wies dem regelkonformen Schreiben und Sprechen allerhöchsten kulturellen Wert zu! Es wurde offenbar ein Akt geistiger Hygiene darin gesehen, richtige Worte und Sätze formulieren zu können und die Schrift der Form nach zu beherrschen. Mit Sicherheit schreibt die Generation meiner Eltern, gerade auch die „einfachen Leute“, souveräner als jene meiner Schüler. Obwohl ich mir redlich Mühe gab, begriff ich mich als Deutschlehrer am sog. Gymnasium als Teil eines kulturellen Betruges, indem ich Regularien folgte, die ungedeckte Schecks über Bildungsqualifikation ausstellen ließen.
Heino Bosselmann
Dienstag, 8. Januar 2013, 18:04 (URL) | Kurz-URL
Zunächst: Ihre und Gottfrieds Bemerkungen sind von geradezu literarischem Wert! – Kennzeichen moderner Pädagogik ist es, sich aller anthropologischen oder gar physiologischen Betrachtungen zu enthalten. Jeder gilt als Talent, per se. Ganz abgesehen davon, was genetisch oder nach früher Prägung so vermacht ist, gäbe es, heißt es, für jeden die richtigen Förderinstrumente. Selbst im Milieu tendenziell sinkender Forderungen sind viele Gymnasiasten so überfordert, daß man das gesamte Spektrum psychosomatischen Leids in der Schule erleben kann. „Bildung“ soll offenbar Härten kompensieren, die sich die Wachstumsgesellschaft anderswo meint leisten zu müssen. (Dennoch ist ausgewiesenermaßen leider die Schule nach wie vor der Ort für Amokläufe.) – Bedenken Sie: In Hamburg druckt schon jede Schulart Abiturzeugnisse aus. Was nicht erworben werden kann, wird juristisch deklariert. Daß zwischen so hohen Studentenzahlen wie noch nie und so wenigen MINT-Absolventen bzw. dem mystifizierten Fachkräftemangel – ebenfalls so extrem wie noch nie – ein direkter sachlicher Zusammenhang besteht, ging der Kultusbürokratie nicht auf. – Das am Gymnasium zweifelsohne im Verlaufe der letzten drei Jahrzehnte am erheblichsten degradierte Fach ist das Fach Deutsch.
Rumpelstilzchen
Dienstag, 8. Januar 2013, 18:15 (URL) | Kurz-URL
@ Zadok @ Bosselmann
Das stimmt .
Nach einem Sturm 2010 entdeckte ich auf dem Dach meines über 80-jährigen Nachbarn (sog. einfacher Mann) einen losen Dachziegel und setzte ihn telefonisch darüber in Kenntnis.
Er schrieb mir folgenden Dankbrief und legte ein kleines Büchlein bei:
“ Liebe Frau R.
Für die wohltuende Aufmerksamkeit, die Sie mir in Anbetracht des Sturmschadens erwiesen haben, bedanke ich mich nochmals herzlich. Fassen Sie bitte das meinen Zeilen Beigefügte als kleines Zeichen der Anerkennung auf.
Meinen nachbarschaftlichen Gruß verbinde ich mit dem Wunsch, daß das Heim Ihrer Familie von den Auswirkungen der Naturgewalten und von anderem Unheil verschont bleiben möge.
P.S.ihr unerwarteter Anruf irritierte mich, denn das kurz vor dem Abflauen des Sturms inspizierte, noch unversehrte Dach hatte mich in eine trügerische Sicherheit versetzt…..“
Und dieser Text in einer wunderbaren klaren Schrift.
Ich war gerührt und habe das Brieflein aufgehoben.
W. B. 2012
Fahrnheit451
Dienstag, 8. Januar 2013, 18:32 (URL) | Kurz-URL
Auch unter national gesinnten Bürgern hat sich mittlerweile die Auffassung durchgesetzt hat, daß die Nation als rassische Gemeinschaft ein Konstrukt ist, und ein schlechtes dazu?
Wer so denkt ist kein Nationaler und erst recht kein Deutschnationaler sondern ein egophober Spinner.
Natürlich hat jede Nation wie jede andere Kultur auch eine biologische Grundlage. Ohne diese, die Hardware im Genotyp, wird das nichts mit der geistigen Komponente der Kultur. Denen ergeht es sonst wie jenem Maulesel beim Kunstreiten , der sich wegen des Geburtsstalles in Piber für einen Lipizzaner gehalten hat. Er macht sich zuerst lächerlich, und dann war er weg.
Kurt Schumacher
Dienstag, 8. Januar 2013, 19:08 (URL) | Kurz-URL
Wirklich passiert! Als ich eben bei Google „Straße der deutschen Sprache“ eintippte, bekam ich die Fehlermeldung: „Did you mean Strasse der deutsch-sowjetischen Freundschaft“?
Den Artikel von Burkhard Müller, den Herr Bosselmann zitiert, konnte Google leider auch nicht finden. Ich selbst „händisch“ auf der Netzseite der „Süddeutschen Zeitung“ übrigens auch nicht. – Aber nach den Zitaten zu urteilen, würde ich sagen, Müller will absichtlich provozieren. Er weiß es garantiert besser. „Jeder Mensch hat die ganze Sprache schon verinnerlicht“ – da lachen ja die Hühner!
Ich befürworte das Projekt „Straße der deutschen Sprache“, habe aber wenig Hoffnung, daß es außerhalb der Kreise der ohnehin Gebildeten viel bewirkt.
Fahrnheit451
Dienstag, 8. Januar 2013, 19:48 (URL) | Kurz-URL
Gerade dort. Die vom Regime Verbildeten sind verloren. Die von diesen Einflüssen nicht Betroffenen waren Deutsch, sind Deutsch und bleiben Deutsch. Auch Dank jener Helden, die sich in Ekel vom Regime abgewandt haben und Gegenmedien geschaffen haben. Der Tausch von wahren Kulturmedien über das Netz ist inzwischen Endbenutzersicher.
Es ist wie ich sehen durfte, normalen Menschen nicht mehr möglich, Regimepropaganda ohne berechtigte Unmutsäußerungen länger als 5min zu ertragen. Das erfreut mein Herz
D. L.
Dienstag, 8. Januar 2013, 21:07 (URL) | Kurz-URL
Ich bin in den neunziger Jahren auf einem traditionsreichen angesehenem Gymnasium in der südlichen Hälfte Deutschlands gewesen.
Ein kleiner Einwurf zur Klage, der Niveauabfall sei im Fach Deutsch besonders zu beobachten:
Was auch immer die Anforderungen sein mögen, die ein Kultusministerium stellt – meine Erfahrung ist, daß die Qualität einer Schule stark mit der Menge anspruchsvoller Lehrer und dem Engagement der Elternschaft korreliert. Mir ist erst rückblickend und im Vergleich mit Kommilitonen klar geworden, daß manche unserer Lehrer – gerade in den Fächern Deutsch, Latein und Religion – uns überdurchschnittlich viel „zugemutet“ hatten.
Und (auch wenn es immer gefährlich ist, von sich auf die Allgemeinheit zu schließen) mein Eindruck ist, daß der größte Niveauverlust sich in modernen Fremdsprachen (quasi keine klassische Lektüre), Erdkunde (von mir als reines Füllfach ohne relevanten Inhalt erlebt) und leider und vor allem auch im Fach Sport (Spiel & Spaß statt Fitness, Kraft, Bewegungslehre, Kondition, Körperbeherrschung, etc.).
Insbesondere was das Fach Sport betrifft, gibt es empirische Untersuchung, die den Abfall der Leistungsfähigkeit über die letzten 50 Jahre eindeutig belegen. Hier gibt es auch die Notentabellen, die den Abfall – gewissermaßen auf Centimeter und Sekunde genau – abbilden.
Nicht mehr gebildet sprechen und schreiben zu können ist ein dramatischer Verlust an Kultur. Die sportlichen Defizite sind meiner Meinung nach Ausdruck einer viel fundamentaleren Degeneration.
Wenn man sich übrigens die entsprechenden Lehramtsstudenten einmal ansieht, ist das Phänomen schon fast erklärt. Angehende Latein- und Mathelehrer sind ein anderer Menschenschlag als angehende Sport- und Erdkundelehrer.
Schopi
Dienstag, 8. Januar 2013, 22:42 (URL) | Kurz-URL
Erst vor ein paar Tagen stand in der hiesigen Lokalpresse, es gebe mittlerweile in NRW so viele „1.0″ Abiturienten wie noch nie.
Remo
Mittwoch, 9. Januar 2013, 1:59 (URL) | Kurz-URL
Das sind doch alles keine unlösbaren Probleme.
In Deutschland gibt es zum Glück einen Wolfgang Schäuble, welcher völlig neue Lösungsansätze bringt:
http://spottlight.ch/?p=1537
Die Nivellierung nach unten, wie sie in der EU immer mehr praktiziert wird, ist in vielerlei Hinsicht von großem Vorteil.
Man sollte die kreativen – und zusammen mit anderen CDU-Politikern (Öttinger / Oettinger) gleich selbst praktizierten – Vorschläge für ein neues EU-Englisch auch am besten auf die deutsche Sprache und den Deutschunterricht übertragen. Die Rechtschreibreform kann hierbei nur der erste Schritt in die richtige Richtung gewesen sein.
Die Anpassung des Standards an weniger intelligente, weniger begabte und weniger aus-gebildete Schüler bringt zahlreiche Glücksfälle mit sich.
Man muß nicht soviel nachdänken (denken kann man auch – das Wortstammprinzip läßt grüßen – von danken herleiten, ähnlich wie der Duden für Schänke als Schreibweise Schenke empfiehlt – weil das ja nichts mit Ausschank zu tun hat, sondern man in der Schenke etwas geschenkt bekommen (kann)).
Überflüssiges, hinderliches Grübeln oder gar Logik sollte man sich schänken und pragmatisch wie die Vorbilder Scheuble und Co. vorgehen.
Das brächte doch nicht nur hinsichtlich der Ortografi eine große Erlaichtärung für uns alle.
Raskolnikow
Mittwoch, 9. Januar 2013, 7:50 (URL) | Kurz-URL
Fräulein Luise Honzbreiter,
eine Frauensperson von leidlicher Geistigkeit, scharfer Intelligenz, nicht unerheblicher Leibesfülle und belangloser Persönlichkeit; die mich gelegentlich mit Nachrichten von „da draußen“ versorgt, hat an ihrem naturwissenschaftlichen Institut regelmäßig mit dem Auswurf der hier besprochenen Gymnasien zu tun.
Wenn sie morgens gegen sechs Uhr das Gebäude und ihr darin eingeschachteltes Büro betritt, setzt sie sofort ein kleines Kofferradio mit geradezu obszöner Marschmusik in Gang, um sich etwaigen Besuch wissbegieriger Studenten vom wallenden Leibe zu halten. Erst danach hängt sie ihre Exuvien an die vorgesehen Wandhaken … Die Märsche hallen bis zum Dienstschluss ununterbrochen!
Fräulein Honzbreiters Fachgebiet publiciert übrigens recht ordentlich was das Quantum anbelangt, aber – und jetzt kommt´s – seit Jahren nicht in deutscher Sprache! Ja die Honzbreiter hat in der Zeit an ihrem Institut überhaupt noch gar nicht auf Deutsch irgendetwas veröffentlicht. Der ganze Naturwissenschafts- und Ingenieursbetrieb kommt ohne unsere eigene Sprache aus … (Aber, und das sei hier ohne Triumph gesagt, das Englische erodiert ebenfalls rasant! Millionenfacher Radebruch scheint tatsächlich die Sprache zu unterminieren …)
Scheint also alles bedarfsgerecht eingerichtet … Denn gesucht wird der intelligente Specialist mit verhandlungssicheren Englischkenntnissen und der nötigen Fähigkeit auf der Klaviatur der Informationstechnologien herumzufingern. Darüberhinausgehendes ist nicht erforderlich, ja wird sogar als irgendwie störend empfunden.
Die Honzbreiter erzählt manchmal ihren Collegen von mir, sie will wohl zeigen, dass es doch jemanden giebt, der sich für ihre ausufernden Landschaften interessiert – sie erzählt also von mir und meinen Studien und gilt allein schon deswegen als sonderlich. Gott, Tod, Ich, Literatur (Du meine Güte!); das sind Dinge, die ein Naturwissenschaftler („Ich als Wissenschaftler …“) nicht mehr für reflectionswürdig befindet …
Die habilitierte Blödigkeit! Herr Bosselmann, die Dämchen und Herrlein, die Sie in die Welt entlassen (haben), sind hervorragend präpariert! Sie werden alle avancieren und vielleicht, wer weiß?, wird eine Ihrer Schülerinnen mal Ministerin …
Sincerely,
R.
Heino Bosselmann
Mittwoch, 9. Januar 2013, 8:19 (URL) | Kurz-URL
Ich vermute in den südlichen Bundesländern Refugien konservativ-verbindlicher Vorstellungen zur Bildung, selbst für das Fach Deutsch. Die mir zugänglichen Abituraufgaben Bayerns rechtfertigen diesen Eindruck. Im Norden kann man ein schriftliches Deutschabitur problemlos ablegen, ohne des Lesens und Schreibens in einem besonders qualifizierten Sinne kundig zu sein. In Mecklenburg-Vorpommern ist ein schriftliches Abitur im Fach Deutsch gar nicht mehr zwingend; man muß dort nur obligatorisch eine Prüfung ablegen, also gern auch mündlich. Ihre übrigen Beobachtungen, gerade zum Bereich Sport, kann ich nur bestätigen. Immer abgesehen von ein paar echten Talenten, die es vorm Hintergrund des Mittelmaßes zu fördern gilt, sprechen meine Sportlehrerkollegen direkt von zu beobachtenden körperlichen Degenerationsphänomenen. Diese beträfen nicht nur Kraft und Ausdauer, sondern Kordinationsvermögen und Motorik: Rolle vorwärts, Rolle rückwärts – schon schwierig, Kopfstand, Handstand – fast schon Angebote ans Schicksal.
Götz Kubitschek
Mittwoch, 9. Januar 2013, 10:19 (URL) | Kurz-URL
diskussion ist geschlossen.
gruß! kubitschek
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