Der Traum einer Reconquista (Gesammelte Raspailiana) (3)

* Das gibt es nur in Frankreich (seufz): 2009 erschien eine dreibändige Comic-Adaption von Raspails Roman „Sept Cavaliers“ (1993), der Teil eines mehrbändigen Zyklus über das fiktive franko-germanische Adelsgeschlecht der „Pikkendorffs“ ist. Der Autor selbst hat darin einen Gastauftritt als alter Patriarch der Familie. Die Handlung spielt in einem imaginären Europa des 19. Jahrhunderts. Sie weist trotz des sehr unterschiedlichen Sujets deutliche Bezüge zu „Heerlager der Heiligen“ auf.

Seine Helden treten gegen eine geheimnisvolle Macht an, die dem Land seinen „Traum“ und seine „Seele“, die nach Raspail allein „die entscheidenen Kämpfe gewinnt“, geraubt hat, wodurch es dem inneren Zerfall, der Dekadenz, dem Generationenhaß und Bürgerkrieg ausgesetzt wird: ein „eisernes Zeitalter“, ein „Kali-Yuga“ ist angebrochen. Zu den sieben Reitern gehört ein junger katholischer Priester, der lieber schießt, als dem Feind die andere Wange hinzuhalten. Als es zu ersten tödlichen Scharmützeln mit Freischärlern kommt, faßt er einen Gedanken, den wir schon zuvor gehört haben: „Wahrlich, die christliche Barmherzigkeit wird zur schwierigen Aufgabe werden…“

Die romantische Oberfläche der Geschichte ist trügerisch: hinter den farbigen Abenteuern, den pittoresken Charakteren, der (recht expliziten) Erotik, den wilden Landschaften lauert eine abgründige, pessimistische Weltsicht, die jedoch vom Gegenbild einer „konservativen Utopie“ ausgewogen wird.

Gezeichnet hat die hervorragende, von Raspail selbst enthusiastisch begrüßte Comics-Adaption der 1957 geborene Jacques Terpant. Sein Stil erinnert zum Teil, und wohl nicht von ungefähr, an den legendären Zeichner Pierre Joubert (1910-2002), dessen Illustrationen mancher aufmerksame Leser vielleicht schon in der Sezession und in diversen Publikationen von Karlheinz Weißmann bemerkt hat.

Jouberts Schaffen ist eng mit der Pfadfinderbewegung verbunden. Einen gewissen „jugendbewegten“ Geist atmen auch viele Romane Raspails, wie etwa „Sire“. Dieser durchzieht auch weite Strecken von „Sept Cavaliers“, sein düsterer Grundton und so manche nicht ganz jugendfreie Szene machen die Serie jedoch eher zu einer Lektüre für Erwachsene.

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