Lichtertanz um Rosenkranz (2)
Mit anderen Worten: gegen den Anti-Rosenkranz-Aufmarsch war die Kampagne gegen Eva Herman auf gut wienerisch gesprochen „ein Schaß“. Sie ist allenfalls vergleichbar mit dem medialen Haß und Hohn, der in den USA einer Sarah Palin entgegenschlug. Wären Frauen wie Palin und Rosenkranz wirklich so „vorsintflutlich“, „ewiggestrig“, „rückschrittlich“, „mittelalterlich anmutend“ und wie derlei Schlagworte lauten, dann wären sie allerdings wohl kaum imstande, die Linksliberalen derart zur Weißglut zu treiben, wie man es eben wieder beobachten kann. Wo die politische Auseinandersetzung sich nur mehr auf der Ebene der Affektabreaktion und Projektionsflächenbildung bewegt, da kann man mit Sicherheit davon ausgehen, daß dort ein dicker Hund begraben liegt.
In den USA hat immerhin die dissidentfeministische Querdenkerin Camille Paglia (eine meiner ewigen Heldinnen), während des Wahlkampfes 2008 Sarah Palin provokativ als „neue feministische – ja feministische!- Kraft“ bezeichnet, als Sportsfrau mit „physischem Wagemut und unbezähmbaren Geist“:
… das ist die Palin-Marke eines hemdsärmeligen, Elche jagenden Feminismus ohne faule Ausreden, Welten entfernt von dem jammernden, müde-ironischen Schnepfen-Stil des feministischen Establishments (…). Der Feminismus sollte nicht zur geschlossenen Gesellschaft verkommen, in der man sich einem ideologischen Litmus-Test unterziehen muß, um Mitglied werden zu dürfen.
Vermutlich hat die Wut auf Barbara Rosenkranz ähnliche Gründe: nicht nur hat sie das von ihr propagierte Familienideal mit sage und schreibe zehn Kindern quasi übererfüllt, sie hat es nebenbei auch noch geschafft, das mit einer beachtlichen Karriere auf einem männerdominierten Gebiet zu verbinden (und nun will sie auch noch die erste Bundespräsidentin Österreichs werden!) Damit hat sie schon einmal durch ihren eigenen Lebensweg bewiesen, daß die Verbindung von Familie und Karriere für begabte und tüchtige Frauen durchaus möglich ist, und daß es ihr eben keineswegs um die Reduktion der Frau auf „Küche und Kinder“ geht.
Die Mißachtung dieser ungewöhnlichen Leistung warf Paglia auch den Verächtern Sarah Palins vor:
Ein Feminismus, der dieses Bravourstück der ersten weiblichen Gouverneurin eines Grenzstaates unter hohem Druck nicht bewundern kann, ist keinen warmen Eimer Spucke wert.
Daß Rosenkranz ihren Beruf offiziell als „Hausfrau“ angibt, ist in diesem Zusammenhang eine herrliche Provokation, und beweist auch ihre Unabhängigkeit gegenüber negativen weiblichen Rollenzuschreibungen – denn auch die Hausfrau wurde zu Unrecht und zum allgemeinen Schaden sowohl der Frauen insgesamt als auch der Gesellschaft vom Feminismus bespuckt und sozial abgewertet bis zum Überdruß, und sein herablassendes Bruhaha ist inzwischen Allgemeingut geworden.
Aber das ist noch nicht alles: im Gegensatz zu der zwar tatkräftigen, aber nun doch wirklich etwas dummen Sarah Palin, und zur mutigen, aber intellektuell auch nicht gerade sonderlich herausragenden Eva Herman, ist Rosenkranz eine auch theoretisch scharfsinnige und redegewandte Kritikerin des linken Feminismus und der Gender-Ideologie. Das kann man in ihrem sehr guten Buch „MenschInnen – Auf dem Weg zum geschlechtslosen Menschen“, oder auch in diesem Interview mit der JF nachlesen.
Aus der Lektüre wird auch ersichtlich, daß dieses ganze Extremismus- und Nazikeulengeschrei, mit dem in Österreich nun zu den bekannten unsäglichen, vernunftfeindlichen Inszenierungen gerufen wird, der Vernebelung der Tatsache dient, daß Rosenkranz nichts anderes verteidigt als den bodenhaftenden, realistischen common sense gegen die Ideologen, die in unverantwortlicher Weise mit der Zukunft der Menschen hantieren. Ihr Verbrechen besteht darin, sich nicht vor den Heiligen Kühen der Linken niedergeworfen zuhaben, und aus keinem anderen Grund soll die Hexe nun verbrannt werden.
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